Der Bedarf an Heil- und Hilfsmitteln nimmt in der Regel mit steigendem Lebensalter zu. Ein entgegengesetzter Trend allerdings zeigt sich bei Ergotherapie und Logopädie. Verordnungen für diese Heilmittel erhalten mit Abstand am häufigsten Jungen im Alter von fünf bis neun Jahren. Nach Analysen der BARMER waren deutschlandweit 12,4 Prozent aller Jungen in diesem Alter in logopädischer und mehr als neun Prozent in ergotherapeutischer Behandlung.
Allein in Sachsen wurden damit rund 18.000 Jungen in diesem Alter eine Sprachtherapie verordnet und mehr als 13.000 eine Therapie, die das Sozialverhalten, die Selbstständigkeit und Motorik des Kindes verbessert. „Eltern sollten die Entwicklung ihrer Kinder von Anfang an aktiv unterstützen, indem sie sich mit ihnen altersgerecht unterhalten, singen, spielen und Geschichten vorlesen. Fernseher, Computer und Handy kann und darf die direkte Kommunikation nicht ersetzen, da die Reizüberflutung Kinder belasten kann. Auch Kitas und Schulen kommt hier eine wichtige begleitende Funktion zu“, sagt Dr. Fabian Magerl, Landesgeschäftsführer der BARMER in Sachsen.
Immer mehr Einzelbehandlungen
Laut BARMER-Heil- und Hilfsmittelreport 2018 wuchsen die Aufwendungen für die Heilmittel wie Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und Podologie insgesamt in den Jahren 2015 bis 2017 um sechs Prozent auf zuletzt 855 Millionen Euro. Ergotherapie ist mit 14,9 Prozent Anteil an den Gesamtheilmittelausgaben der zweitgrößte Ausgabenblock, gefolgt von logopädischen Behandlungen mit 10,2 Prozent. Dabei entstanden allein je Junge im Alter von fünf bis neun Jahren 2017 rund 93 Euro Behandlungskosten.
Der Hauptkostenanteil entfällt dabei mit fast 90 Prozent auf Einzelbehandlungen. Diese wurden bei weit über der Hälfte (66 Prozent) der Patienten verordnet. Bei den Gesamtausgaben für ergotherapeutische Leistungen je Versicherten ist Sachsen im Bundesvergleich Spitzenreiter. Laut Report entstanden im Freistaat durchschnittliche Behandlungskosten von 19,14 Euro pro BARMER-Versicherten, in Bremen lediglich 9,02 Euro. Das entspricht einem regionalen Unterschied um 112 Prozent.
Mit rund 70 Euro schlagen die Behandlungskosten für Jungen im Alter von fünf bis neun Jahren zu Buche. Auch hier wurden überwiegend Einzelbehandlungen verordnet. „Die Ergotherapie wird offenbar eingesetzt um Defizite in der kindlichen Entwicklung auszugleichen, die offensichtlich bei Jungen besonders ausgeprägt sind“, vermutet Magerl. Um die Ursachen für diese Unterschiede zu klären, sind Analysen von Abrechnungsdaten alleine nicht ausreichend. Hier ist die weitere Diskussion zusammen mit Behandlern, Verordnern und deren Fachgesellschaften erforderlich. So können auch regionale Unterschiede weiter beleuchtet werden.
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