Die Ausbildung zur Landwirtin oder zum Landwirt ist mit Bravour bestanden – und dann? Viele der frisch ausgebildeten biodynamischen Landwirt*innen können sich vorstellen, nach einigen Gesellenjahren einen eigenen Betrieb zu gründen, aber die Hürden sind groß. Die Landpreise für Kauf und Pacht sind extrem hoch, seitdem die landwirtschaftliche Fläche zum Spekulationsobjekt geworden ist. Demeter fordert: Geld sollen in Zukunft diejenigen erhalten, die das Land umweltgerecht beackern – und nicht ausschließlich die, die Land besitzen!
Eine Existenzgründung in den Jahren nach der Ausbildung ist fast unmöglich – das zeigt sich auch bei den rund 80 jungen Landwirt*innen der Landbauschulen am Bodensee, am Dottenfelderhof und der Freien Ausbildungen im Osten, Norden und Westen, die jährlich ihre Ausbildung beenden. Nur die wenigsten von ihnen wagen den Schritt in die Existenzgründung.
Mitverantwortlich sind die horrenden Pachtpreise für Land und die Eigentums- bzw. Pachtsituationen auf den Höfen. Diese werden als großes Hemmnis bei der Existenzgründung empfunden, selbst dann, wenn die Junglandwirt*innen den elterlichen Betrieb weiterführen möchten.
„Einerseits haben wir im Bio-Landbau einen Generationswechsel und viele Betriebe suchen Hofnachfolger. Im Bio-Landbau haben wir auch mit Übergaben außerhalb der Familie sehr viel Erfahrung. Auf der anderen Seite haben wir viele gut ausgebildete junge Landwirte. Es wäre sträflich, das nicht passend zu machen, denn die jungen Leute haben Ideen und Willenskraft für einen hochwertigen Ökolandbau“, so Demeter-Vorstand Alexander Gerber.
„Es muss möglich sein, auch ohne eigenes Land einen Betrieb zu starten und mit engagierter Arbeit ein Auskommen zu erwirtschaften“, fordert Demeter-Vorstand Alexander Gerber. Dafür müssten auch endlich die GAP-Beihilfen gerechter und sinnvoller verteilt werden: „Heute ist es so, dass Eigentum belohnt wird. Geld bekommt nicht derjenige, der die Fläche beackert, sondern derjenige, der sie besitzt. Diese Art der Förderung macht es attraktiv, Ackerland zu besitzen – und mit dem steigenden Wert der Flächen ist das Land schließlich Spekulationsobjekt von Eigentümern, Investoren und Anlegern.“
Vor allem im Osten Deutschlands kann man diese Entwicklung wie im Brennglas beobachten: Finanzinvestoren setzen mit dem Kauf von Anteilen anonymer Agrargesellschaften auf Rendite durch steigende Bodenpreise. „Ansässige Familienbetriebe haben das Nachsehen: Bäuerinnen und Bauern mit kleineren Betrieben können beim Bieten um Land nicht mithalten – und schon überhaupt nicht, wenn sie am Beginn ihres Berufslebens stehen“, kritisiert der Demeter-Vorstand.
Dringend muss die Vergabe von Agrar-Fördergeldern an gesellschaftliche Leistungen, wie Schutz von Klima und biologischer Vielfalt, Tierwohl oder den Aufbau regionaler Wertschöpfungsketten gebunden werden – der Ökolandbau bietet hier einen ganzheitlichen Ansatz. Damit kann auch kleineren Familienbetrieben und den bäuerlichen Strukturen geholfen werden.
„Es kann nicht sein, dass Finanzinvestoren die Preise so in die Höhe treiben, dass sie unseren Bäuerinnen und Bauern die Existenzgrundlage nehmen: den Boden! Für die Politik besteht akuter Handlungsbedarf – damit auch junge Menschen den großen Schritt wagen und sich mit harter Arbeit und viel Engagement für Tier, Land und Umwelt ihren Traum eines eigenen landwirtschaftlichen Betriebs erfüllen können“, so Gerber.
Hoffnung machen Initiativen wie die BioBoden-Genossenschaft, die Kulturland-Genossenschaft sowie Regionalwert-AGs wie etwa die Regionalwert AG Berlin-Brandenburg, die als Gegenbewegung vielerorts gegründet werden und dem Markt Land als Spekulationsobjekt entziehen.
Mit dem Kurs „Existenzgründung und Unternehmensentwicklung“ (www.demeter.de/existenzgruendung) bietet die Demeter Akademie u.a. jungen Hofnachfolgern die Möglichkeit, das Handwerkszeug für eine Unternehmensgründung zu erlernen. Klarheit über die eigenen Wünsche, Ziele und Möglichkeiten erlangen, einen Geschäftsplan erstellen, Marketing, Teamführung, Rechtsfragen, Altersvorsorge sind einige der Themen, mit denen sich die Kursteilnehmer in dem mehrteiligen Kurs befassen.
Ein Einstieg ist jederzeit möglich.
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