Die bundesweite Theatertournee „Der erste Mensch“ kommt nach Sachsen. Die Inszenierung mit dem Schauspieler Joachim Król und dem L'Orchestre du Soleil beruht auf der unglaublichen Lebensgeschichte des Literaturnobelpreisträgers Albert Camus, der Anfang des 20. Jahrhunderts als Sohn einer Analphabetin aufwuchs. Zentrale Figur in Camus‘ Leben ist der engagierte Lehrer Louis Germain, der dessen Talente erkannte und gegen jegliche Widerstände förderte. Das Stück wird am 6. Februar im Staatsschauspiel Dresden sowie am 7. Februar im Schauspiel Leipzig aufgeführt.
Begleitend zu der Theatertournee informiert das Bundesministerium für Bildung und Forschung gemeinsam mit dem ALFA-Mobil (https://alfa-mobil.de/) und der Sächsischen Koordinierungsstelle Alphabetisierung koalpha (www.koalpha.de) im Theaterfoyer über funktionalen Analphabetismus.
„Wir wollen für die Thematik und die Situation der Menschen sensibilisieren und über Unterstützungsangebote informieren, damit möglichst viele Menschen im Umfeld von Betroffenen aufmerksamer reagieren und auf unsere Hilfe hinweisen können. Bei dieser Theatervorstellung erreichen wir eher Menschen, die nicht selbst Probleme mit dem Lesen und Schreiben haben. Durch das Stück und unsere Informationen kann aber der Blick für das Problem geschärft werden. Nach solchen Aktionen gibt es mehr Anfragen als sonst“, sagt Projektleiterin Ingrid Ficker von koalpha.
Vorgestellt werden regionale Lernangebote, wie die kostenfreien Alphabetisierungskurse für Erwachsene an mehr als 20 Standorten in ganz Sachsen. Die besten Botschafter für bestehende Unterstützungs- und Lernangebote sind die Betroffenen selbst. Die Selbsthilfegruppen abcd Dresden und Alpha-Team-Muldental unterstützen das Informationsangebot mit eigenen Erfahrungen. Besser lesen und schreiben zu können steigert nämlich nicht nur die Arbeitsmarktchancen, sondern auch das Selbstwertgefühl.
Der Freistaat Sachsen stellt für Alphabetisierungsmaßnahmen aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und Landesmitteln jährlich etwa 2,64 Millionen Euro zur Verfügung. Seit 2007 wurden so mehr als 400 Langzeitkurse von bis zu einem Jahr finanziert sowie seit 2010 die Koordinierungsstelle Alphabetisierung betrieben.
Auch für 2019 sind bereits 30 solcher Kurse bewilligt. 6 bis 8 Teilnehmende können mit erfahrenen Lehrkräften das lernen, was sie zur selbstständigen Bewältigung ihrer täglichen Lese- und Schreibanforderungen benötigen. Die Lernenden werden zudem von Sozialpädagogen begleitet. Interessenten erhalten dazu Auskunft auch am Infotelefon von koalpha unter 0800 33 77 100.
Rund 7,5 Millionen Erwachsene in Deutschland gelten als funktionale Analphabeten. Sie können zwar einfache Sätze lesen und schreiben. Zusammenhängende Texte wie Arbeitsanweisungen, Behördenpost oder Handyverträge erfassen sie jedoch nicht. Die Ursachen sind vielfältig: Sie reichen von prekären sozialen Verhältnissen über fehlende Lese- und Schreibvorbilder, zu wenig individueller Förderung in der Schule und gesundheitlichen Faktoren bis hin zu stetig ansteigenden Anforderungen an Lese- und Schreibfähigkeiten z. B. in der digitalen Arbeitswelt.
Im Rahmen der Nationalen Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung (AlphaDekade) begleitet das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit regionalen Dekade-Partnern die bundesweite Theatertournee „Der erste Mensch“.
Die Nationale Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung (AlphaDekade) ist eine gemeinsame Initiative von Bund, Ländern und gesellschaftspolitischen Partnern. Ziel ist es, im Zeitraum von 2016 bis 2026 den funktionalen Analphabetismus bei Erwachsenen spürbar zu verringern und das Grundbildungsniveau zu erhöhen.
Da die Erreichbarkeit von Erwachsenen mit niedrigen Schriftsprachkompetenzen die größte Herausforderung darstellt, fördert das BMBF Forschungsvorhaben sowie Projekte, die den Zugang über den Arbeitsplatz und das lebensweltliche Umfeld herstellen. Zur Koordination der AlphaDekade hat das BMBF eine Koordinierungsstelle eingerichtet.
Weitere Informationen zur AlphaDekade finden Sie unter www.alphadekade.de
Weitere Informationen zur Alphabetisierungskampagne: www.mein-schlüssel-zur-welt.de.
Die neue Leipziger Zeitung Nr. 63: Protest, Vertrauen und eine gute Frage
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