Die soziale Lage der Sachsen hat sich zwischen 2005 und 2015 deutlich gebessert. Das geht aus dem sächsischen Sozialbericht hervor, den Sozialministerin Barbara Klepsch heute vorgestellt hat. So sind unter anderem das Einkommen und die Lebenserwartung gestiegen. Das Risiko, arm zu werden, ist in Sachsen vergleichsweise gering. Familien und Paare mit Kindern profitieren besonders vom Aufschwung. Ihnen und ihren Kindern geht es deutlich besser als noch im Jahr 2005.
„Der Sozialbericht zeigt: Es gibt viel Licht, aber auch Schatten. Die größte Herausforderung der kommenden Jahre wird die Alterung der Gesellschaft“, sagte Sozialministerin Barbara Klepsch. Denn die Sachsen werden älter und die Einwohnerzahl sinkt. 2015 lebten in Sachsen 4,08 Millionen Menschen, Tendenz leicht sinkend. Damit nimmt die Zahl der Erwerbstätigen ab. Das hat Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft. Die medizinische Versorgung muss an diese Entwicklung ebenso angepasst werden, wie die Organisation der Pflege.
Die Einwohnerzahlen sinken aber nicht überall und langsamer als bisher. Während die Kreisfreien Städte wachsen, schrumpft die Zahl der Menschen in den Landkreisen und zugleich steigt dort die Zahl der Älteren. Insbesondere die Zahl der Erwerbstätigen (20 – 65 Jahre) sinkt. Die Folge ist, dass immer weniger Fachkräfte verfügbar sind, auch im medizinischen Bereich und in der Pflege. Für den ländlichen Raum wird deshalb an neuen Modellprojekten gearbeitet.
„Sachsen treibt die Digitalisierung im Gesundheitswesen voran. Wir investieren in Modellprojekte im ländlichen Raum, wollen eine Landarztquote einführen und setzen auf eine vernetzte Pflege, damit es für jeden einzelnen Pflegebedürftigen eine Lösung gibt“, so die Ministerin.
Die Arbeitslosenquote ist deutlich gesunken – auf unter 8 Prozent im Jahr 2016 (2005: 18 Prozent). Gleichzeitig stieg der so genannte Tageslohn für vollzeitbeschäftigte Männer um 20 Prozent und für vollzeitbeschäftigte Frauen um 24 Prozent.
„Wirklich glücklich bin ich darüber, dass Familien und Paare mit Kindern deutlich vom Aufschwung profitieren. Nur noch fünf Prozent in dieser Gruppe sind auf Arbeitslosengeld angewiesen“, sagt die Ministerin. Der Anteil der erwerbstätigen Alleinerziehenden stieg von 62 auf 73 Prozent. Auch sie profitieren damit vom wirtschaftlichen Aufschwung.
Bundesweit führend ist Sachsen beim Elterngeld für Väter. So nahmen sich immerhin 44 Prozent der Väter eine Auszeit für die Kindererziehung (Stand 2014), im Bundesdurchschnitt waren es 34 Prozent.
Die Ausgaben der Kinder- und Jugendhilfe in Sachsen sind in den vergangenen zehn Jahren von 1,13 auf 2,05 Milliarden Euro gestiegen und haben sich somit fast verdoppelt. Das ist vor allem auf mehr Angebote zur Kinderbetreuung zurückzuführen. Mit der erfreulichen Entwicklung bei den Geburten ist auch die Zahl der Kindertageseinrichtungen, der Erzieher und der Tagespflegerinnen deutlich gestiegen. Sonderfall Sachsen: Bei den unter 3-Jährigen geht jeder Zweite (51 Prozent) in die Krippe, im Bundesdurchschnitt nur jeder Dritte (33 Prozent).
Die Sachsen leben länger, nehmen aber auch mehr medizinische Leistungen in Anspruch. Die Lebenserwartung liegt inzwischen bei 77,6 Jahren bei Männern und sogar 83,6 Jahren bei Frauen. Gleichzeitig deutet einiges darauf hin, dass unter anderem das verstärkte Auftreten von Diabetes (mellitus Typ 2), Adipositas oder gesundheitsgefährdendem Alkoholkonsum nicht selten mit der schwierigen sozialen Lage der Betroffenen zusammenhängt.
Die Zahl der Pflegebedürftigen ist allein zwischen 2005 und 2015 um 39 Prozent auf 166.792 angestiegen, 2017 lag sie bereits bei rund 204.000. Die Ursache für den sprunghaften Anstieg zwischen 2015 und 2017 ist die Pflegereform im Jahr 2016. Mit dem Wechsel von drei Pflegestufen zu fünf Pflegegraden konnten viel mehr Menschen die Leistungen der Pflegeversicherung in Anspruch nehmen. Der stärkste Aufwuchs erfolgte bei denjenigen, die Pflegegeld beziehen.
Die wirtschaftliche Lage der Pflegebedürftigen ist vergleichsweise gut. In Sachsen kamen zuletzt auf 100.000 Einwohner lediglich 419 Empfänger von Hilfen zur Pflege. Das liegt deutlich unter dem Bundesdurchschnitt, ein Aufwuchs ist aber auch hier zu erwarten. Die Zahl der Nachbarschaftshelfer stieg allein zwischen 2015 und 2018 von 529 auf nunmehr 1.552. „Das zeigt die hohe Bereitschaft der Menschen, sich für den sozialen Zusammenhalt in der Gesellschaft einzubringen. Diese Bereitschaft, Verantwortung füreinander zu übernehmen, müssen wir weiter stärken“, so Barbara Klepsch.
Um mehr Tiefenschärfe in die Sozialberichterstattung zu bekommen, wird das Sozialministerium nun erstmals eine Sozialberichterstattung ermöglichen, die auf Gemeindeebene abzielt. Diese wird in Zusammenarbeit mit den Landkreisen und der Unterstützung des Statistischen Landesamtes erfolgen.
Hintergrund:
Im vorliegenden Sozialbericht wurden 420 Indikatoren auf Eben der Landkreise und Kreisfreien Städte untersucht – für den Zeitraum 2005 – 2015. Die großflächigen Landkreise in Sachsen erscheinen in der vorliegenden Sozialberichterstattung homogen, sind es aber bei genauerer Sicht nicht. Eine Untersuchung auf Gemeindeebene kann aus Sicht der Fachexperten die Sozialplanung vor Ort verbessern.
Die komplette Sozialberichterstattung finden Sie hier. | http://www.sozialbericht.sachsen.de
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