Mit dem Siegeszug des Internets schien das Ende der traditionellen Medien besiegelt – doch auch heute wird noch Zeitung gelesen, ferngesehen oder Radio gehört. Die Radionutzung in Deutschland sei stabil geblieben, sagt Dr. Sven Stollfuß, Juniorprofessor für Digitale Medienkultur am Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft der Universität Leipzig. Doch auch das Radio musste neue Strategien entwickeln, um die Hörer weiterhin zu erreichen. Im nachfolgenden Interview spricht Sven Stollfuß über Herausforderungen und die Zukunft des Radios.
Wie geht es dem Radio heute? Wie hat das Medium den rasanten Medienwandel der vergangenen Jahre verkraftet?
Grundsätzlich ist die Radionutzung in Deutschland in den vergangenen Jahren stabil geblieben. Gerade das Onlineangebot der Sender macht das Radio attraktiv für die Unterwegsnutzung insbesondere auf dem Smartphone – das heißt auch für die Zielgruppe der 14- bis 29-Jährigen. Die zeitversetzte Nutzung von Audios und Podcasts sowie Live-Radio im Internet und natürlich vor allem Musik-Streaming auf verschiedenen Plattformen prägen im Wesentlichen die alltägliche Nutzung von Audioanwendungen insgesamt. Und wenn wir uns die App-Nutzung konkret für Radioprogramme anschauen, werden Anwendungen klassischer Radiosender am häufigsten ausgewählt.
Bilden Sie heute noch klassische Radio-Journalisten aus? Oder werden sie fit gemacht für Podcasts und das Multiplattform-Radio?
Sowohl, als auch. Um Ideen für neue Ausspielwege von Audioinhalten, beispielsweise über Podcasts oder im Sinne von Multiplattform-Radio, also der Bereitstellung von Inhalten über unterschiedliche Wege wie etwa DAB+, Internet, Apps oder Social Media, entwickeln zu können, muss das grundlegende Handwerkzeug vermittelt werden. Aus diesem Grund lernen Studierende bei uns im Bachelor-Wahlfach Crossmedia-Journalismus zunächst die klassischen Darstellungsformen im Radiojournalismus, worauf aufbauend wir dann innovativere Formate entwickeln, unter anderem im Rahmen des CrossmediaLabs.
Gibt es ein Erfolgsrezept für Radio-Sender? Wird das lineare Programm noch gehört oder eher auf Abruf konsumiert?
Im Zuge der Digitalisierung hat das Radio bereits interessante und attraktive Angebote auf den Weg gebracht und sich so für Hörer recht gut angepasst an eine digital-vernetzte und mobile Multiplattformumgebung. Auch wenn die Diskussion um die UKW-Abschaltung für den Moment verschoben wurde und die digitale Verbreitung über DAB+ noch nicht überall fehlerfrei funktioniert, ist die Zukunft des Radios unausweichlich digital. Insofern ist ein ganz wesentlicher Punkt in der Diskussion um weitere Innovationsschübe des Radios die zeitnahe Bereitstellung einer stabilen digitalen Infrastruktur.
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