„Boom! 500 Jahre Industriekultur in Sachsen“ so lautet der Titel der 4. Sächsischen Landesausstellung, die vom 25. April bis zum 1. November 2020 im Audi-Bau in Zwickau sowie an sechs weiteren Schauplätzen in Südwestsachsen stattfinden wird. Prof. Klaus Vogel, Direktor des Deutschen Hygiene-Museums, erläuterte auf der heutigen Pressekonferenz in Zwickau, dass mit dem plakativen Begriff „Boom!“ die Dynamik und der zyklische Verlauf der industriellen Entwicklung Sachsens bestens umrissen werde.
Dass dieser Prozess in Sachsen bereits mit dem Bergbau der Renaissance eingesetzt habe – also vor rund 500 Jahren – unterscheide diesen international vernetzten Kulturraum von anderen industriell geprägten Regionen Europas.
„Die rund 500-jährige Industriekultur Sachsens ist eine Abfolge von verschiedenen Wirtschaftsaufschwüngen in diversen Branchen. Sie erlebten zeitlich versetzt aber teilweise auch zeitgleich ihre Hochkonjunktur, wie wir heute sagen würden. Deshalb trifft der griffige Titel das Thema der Landesausstellung sehr gut. Sie wird darstellen, wie die industrielle Entwicklung das Land und die Menschen geprägt hat“, erklärt Sachsens Kunstministerin Dr. Eva-Maria Stange.
Das Deutsche Hygiene-Museum in Dresden war 2017 mit der Ausrichtung der Zentralausstellung in Zwickau und der Koordination des Gesamtprojekts betraut worden. Seither wird die Ausstellungskonzeption durch den Kurator Thomas Spring und sein Team weiterentwickelt und mit einem Beirat von renommierten Fachleuten diskutiert und abgestimmt. In enger Kooperation mit den sechs Schauplatzausstellungen wird regelmäßig über inhaltliche Fragen und Aspekte des Marketings diskutiert.
Nach einem Wettbewerb hat der Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) die Arbeitsgemeinschaft aus AFF Gesellschaft von Architekten mbH, Berlin, und GEORGI Architektur und Stadtplanung Chemnitz, mit der notwendigen Herrichtung des Audi-Baus beauftragt.
Prof. Dieter Janosch, Technischer Geschäftsführer vom SIB: „Wichtig war uns, so gering wie möglich in den historischen Industriebau einzugreifen und aus wirtschaftlichen Gründen alles reversibel zu gestalten, denn schließlich handelt es sich um eine nur wenige Monate andauernde temporäre Ausstellung.“
Holzer Kobler Architekturen, Zürich/Berlin, haben nach einem Wettbewerb die Gestaltung und Szenografie der Zentralausstellung übernommen. Den Wettbewerb zum Corporate Design konnte die Berliner Agentur polyform für sich entscheiden, von der nicht nur die prägnanten Gestaltungsentwürfe für das Erscheinungsbild, sondern auch der Vorschlag für den Titel der Landesausstellung stammen.
„Wir freuen uns, dass wir unsere langjährigen Erfahrungen mit informativen und erlebnisreichen Sonderausstellungen in dieses für den Freistaat und seine Bevölkerung so zentrale Projekt einbringen dürfen. Industriekultur ist kein Steckenpferd von Spezialisten, sondern eine lebendige Erfahrung für die Menschen in Sachsen. Das Publikum der Landesausstellung wird Industriekultur als Motor unserer Geschichte miterleben, als prägenden Faktor unserer Landschaften, Städte und Biografien bis heute,“ erklärte Prof. Klaus Vogel, Direktor Deutsches Hygiene-Museum
Die Zentralausstellung thematisiert in einem kulturhistorischen Panorama 500 Jahre Industrie-, Arbeits- und Gewerbekultur in Sachsen. Auf 2.500 m2 lassen über 500 wertvolle historische Objekte, hochkarätige Kunstwerke, Fotografien und Filme diese großartige Tradition lebendig werden. Der Gang durch die Industrie-Geschichte überrascht mit inhaltlichen Zuspitzungen, in denen das historische Material in unerwarteten Zusammenhängen präsentiert wird.
So lauten die Titel der sechs Kapitle: Barock & Berggeschrey, Garn & Globalisierung, Karl Marx & Karl May, Schockensöhne Zwickau & Sachsenstolz, Trabi & Treuhand oder Industriekultur 5.0. Die Ausstellung zeigt, dass Sachsen durch zahlreiche Boom-Phasen geprägt wurde, sie zeigt aber auch, dass jeder Aufschwung aus Tiefpunkten und ihren Konflikten hervorgeht.
Innovationsgeist und -wille haben sich hierzulande als Generaltugenden entwickelt: Die Fischilanz, die gespannte Aufmerksamkeit, die geistige Beweglichkeit und Umtriebigkeit gehören gewissermaßen zum „Spirit“ der Sachsen. In einem großen Finale unter dem Motto Industriekultur 5.0 präsentiert die Ausstellung Zukunftsentwürfe, mit denen die heutigen Menschen den Herausforderungen des Wirtschaftslebens, den Veränderungen der Industrie 4.0 und dem demographischen Wandel begegnen.
„Unsere Ausstellung heißt nicht umsonst „Boom“. Denn in einem solchen Auf-und-ab und Immer-wieder-neu kann man das Wesen der sächsischen Industriegeschichte und des hier typischen Innovationsklimas erkennen. Immer wenn das tiefe Tal eines wirtschaftlichen Zyklus´ erreicht schien, fand man hier wegweisende Antworten und tragfähige Zukunftsperspektiven – und so ist das bis heute geblieben“, unterstrich Thomas Spring, Kurator der Zentralen Ausstellung.
„Wir freuen uns auf die Landesausstellung und sind dankbar für die gute Zusammenarbeit mit den Vertretern des Ministeriums, des SIB und des Deutschen Hygienemuseums“, betonte Bürgermeisterin Kathrin Köhler, erste Stellvertreterin der Oberbürgermeisterin. „Unsere Stadt bietet gute Voraussetzungen für diesen wichtigen Event, wie eine reichhaltige Industriegeschichte und eine gute Erreichbarkeit.
Wir werden dazu beitragen, das Umfeld der Landesausstellung weiterhin aufzuwerten.“ Dementsprechend werden zwei Straßen bzw. Straßenabschnitte, die direkt an das Ausstellungsgelände angrenzen, grundlegend saniert. Für das Jahr 2020 stehen außerdem zusätzliche Veranstaltungen auf der Agenda. Komplett neu ausgeschildert wird ein „Weg zur Industriekultur“. Dieser verbindet die Innenstadt und das August Horch Museum sowie den Audi-Bau. Zugleich werden bauliche Zeitzeugen der Industriekultur ausgezeichnet. Auf diese Weise wird Industriegeschichte sicht- und erlebbar.
Keine Kommentare bisher