Hans Joachim Schädlich wird mit dem Erich-Loest-Preis 2019 ausgezeichnet. Der von der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig im Andenken an den 2013 verstorbenen Leipziger Schriftsteller und Ehrenbürger Erich Loest ins Leben gerufene Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird zum zweiten Mal verliehen.
Die Preisverleihung findet am 24. Februar 2019, dem Geburtstag Loests, um 11 Uhr im Mediencampus Villa Ida der Medienstiftung in Leipzig statt. Die Laudatio hält Tilman Spreckelsen, Redakteur im Literaturressort der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Stephan Seeger, Geschäftsführender Vorstand der Medienstiftung und Direktor Stiftungen der Sparkasse Leipzig, würdigt den neuen Loest-Preisträger: „Schädlichs‘ Art zu schreiben verbindet einen wachen, kritischen Geist mit erzählerischer Fantasie und malt wirkmächtige Bilder der jüngeren deutschen Geschichte. Darin ähnelt er – bei allen literarischen Unterschieden – dem Namensgeber unseres Preises Erich Loest, dem langjährigen Freund und Förderer der Stiftungen der Sparkasse Leipzig.“
Die Preis-Jury versteht ihre Entscheidung insbesondere als Würdigung für Schädlichs Anfang 2018 erschienenen Roman „Felix und Felka“: „Kein Wort zu viel, jede Szene von schlichter Eindringlichkeit.
Mit ‚Felix und Felka‘ erweist sich Hans Joachim Schädlich als Meister der literarischen Verdichtung, schildert die Stationen der letztlich vergeblichen Flucht des deutsch-jüdischen Malers Felix Nussbaum und seiner Lebensgefährtin Felka vor den Nazis auf eine Weise, die berührt, fesselt und tiefe Sympathie für seine Protagonisten erkennen lässt.
Schädlich gibt, wie in früheren Büchern, keine Meinungen vor, sondern regt zum Selberdenken an. Sapere aude, habe Mut, Dich Deines Verstandes zu bedienen – dieses Kantsche philosophische Leitmotiv ist für ihn auch literarisches Programm“, so die Jury.
Zur Jury:
- Hartwig Hochstein (Juryvorsitz, Chefredakteur der Leipziger Volkszeitung a. D. und Mitglied des Stiftungsrates der Medienstiftung)
- Jan Emendörfer (Chefredakteur der Leipziger Volkszeitung und Mitglied des Stiftungsrates der Medienstiftung)
- Ulrich Hammerschmidt (Ressortleiter Kultur, Freie Presse/Chemnitz)
- Prof. Dr. Josef Haslinger (Institutsleiter, Deutsches Literaturinstitut an der Universität Leipzig)
- Regine Möbius (Bundesbeauftragte für Kunst und Kultur, ver.di)
- Andreas Platthaus (Chef des Ressorts Literatur und literarisches Leben, Frankfurter Allgemeine Zeitung)
- Linde Rotta (freie Schriftstellerin/Leipzig)
Zum Preisträger:
Hans Joachim Schädlich wurde 1935 in Reichenbach im Vogtland als Sohn eines Kaufmanns geboren, wo er zunächst auch die Volksschule besuchte. Von 1954 bis 1959 studierte er Germanistik und Linguistik an der Humboldt-Universität zu Berlin sowie an der Universität Leipzig, wo er 1960 mit einer Arbeit zur Phonologie des Ostvogtländischen promoviert wurde.
Anschließend war Schädlich wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Akademie der Wissenschaften der DDR in Berlin, bis er wegen seines Protests gegen die Biermann-Ausbürgerung seines Postens enthoben wurde. 1977 wurde seinem Ausreiseantrag in die Bundesrepublik stattgegeben, wo er seit 1979 in West-Berlin lebt.
Ende der 1960er Jahre legte Schädlich erste literarische Texte vor, die jedoch in der DDR nicht veröffentlicht werden konnten. 1986 legte Schädlich mit „Tallhover“ einen ersten Roman vor, mit dem er sich im bundesdeutschen Literaturbetrieb etablierte. Zahlreiche Romane, Erzählbände, Essays und Aufsätze folgten, zuletzt „Felix und Felka“.
Zum Preis:
Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wird von der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig im Andenken an den Schriftsteller Erich Loest alle zwei Jahre vergeben. Erich Loest war den Stiftungen der Sparkasse zeitlebens eng verbunden – als Gründungsmitglied der Medienstiftung und als Mäzen der Kultur- und Umweltstiftung, der er seinen literarischen Nachlass übereignete.
Der Preis würdigt Autoren, die die gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse in Deutschland nicht nur beschreiben, sondern mit ihrer Stimme den demokratischen Diskurs mitgestalten. Zudem sollen die Preisträger dem mitteldeutschen Raum verbunden sein. Erster Preisträger war im Jahr 2017 Guntram Vesper.
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