Beim Amoklauf in München vom 22. Juli 2016 tötete ein 18-jähriger Schüler neun Menschen. Fünf weitere verletzte er durch Schüsse und richtete sich anschließend selbst. Was Notfallmediziner sowohl im Rettungs- und Notarztdienst als auch in den Kliniken aus solchen Situationen lernen können, ist einer der Themenschwerpunkte des 6. Interdisziplinären Forums für Notfallaufnahme und Notfallmedizin (LIFEMED) am Universitätsklinikum Leipzig (UKL).
Vom 9. bis 11. November werden wieder rund 350 Teilnehmer aus dem Bundesgebiet und dem deutschsprachigen Ausland erwartet. Die Tagung richtet sich in gleichem Maß an den Rettungs- und Notarztdienst, das nichtärztliche Personal der Notaufnahmen, aber auch an Mitarbeiter aus den weiterbehandelnden akutmedizinischen Bereichen.
In bewährter Form von Prof. André Gries und seinem Team der Zentralen Notfallaufnahme (ZNA) des UKL sowie in Zusammenarbeit mit Privatdozent Dr. Michael Bernhard – seit seinem Wechsel aus der ZNA Leiter der Notaufnahme des Universitätsklinikums Düsseldorf – organisiert, widmet sich LIFEMED 2018 aktuellen Themen der Notfallmedizin und blickt dabei auch über das eigene Fachgebiet hinaus. “Ich freue mich sehr, dass wir zur Eröffnung am Freitag die ehemalige Präsidentin der Europäischen Gesellschaft für Notfallmedizin (EuSEM), Dr. Roberta Petrino, für einen Vortrag gewinnen konnten”, sagt Prof. Gries.
Ebenfalls am Freitag steht dann der Themenschwerpunkt “Amok-Lage München 2016” auf dem Programm. “Dabei geht es uns um Aspekte, die weit über die unmittelbare medizinische Versorgung hinausgehen”, erläutert Gries. Wie ist man in München mit der Bedrohungslage umgegangen? Wie lief die Kommunikation zwischen Einsatzkräften und Kliniken? Welche Konsequenzen wurden gezogen?
Experten der Münchener Polizei und der Notfallmedizin erläutern dazu ihre Sicht auf die damalige Lage. Ein Unfallchirurg klärt zudem über Besonderheiten bei Schussverletzungen auf. “Man kann aus solchen Ereignissen viel lernen. Das wird sicher spannend”, hebt Prof. Gries hervor.
Dass Notfallversorgung in jedem Fall Teamarbeit ist, zeigen in einem Themenblock am Sonnabend Pflegekräfte aus der Notfallaufnahme des UKL. “Hier berichten unsere Mitarbeiter aus der Pflege hautnah von ihrer Arbeit, sprechen Probleme an und zeigen Lösungswege auf. Ich finde es großartig, dass sie sich dazu bereiterklärt haben”, so der Leiter der ZNA.
Ein weiteres Thema des Sonnabends, welches Gries selbst sehr am Herzen liegt, ist das der in diesem Jahr nach langen Jahren der Diskussion beschlossenen Zusatzweiterbildung Klinische Akut- und Notfallmedizin sowie der Weiterbildung Notfallpflege. “Woran wir lange mitgearbeitet haben, trägt nun endliche Früchte”, freut er sich.
Immer sehr gefragt und daher auch wieder im Programm sind neben zahlreichen interessanten und spannenden Fallpräsentationen die Workshops, welche zusammen mit dem Uni-Institut für Anatomie angeboten werden. “Gerade die Workshops zu invasiven Notfalltechniken sind etwas Besonderes. Hier können die Teilnehmer am Leichenpräparat lebensrettende Techniken unter Anleitung trainieren”, erläutert Prof. Gries.
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