Umweltstaatssekretär Dr. Frank Pfeil hat gestern (19. November 2018) im Rahmen der 11. Jahrestagung „Kommunaler Energie-Dialog Sachsen“ in Dresden vier sächsische Städte mit dem „European Energy Award“ (eea) ausgezeichnet. Neu dabei ist in diesem Jahr die Stadt Glashütte. Sehr erfahren ist hingegen die Stadt Oederan, die sich im Jahr 2008 zum ersten Mal zertifizieren lassen konnte und die eea-Zertifizierung nun zum vierten Mal erhält. Zum dritten Mal wird die Stadt Markranstädt und zum zweiten Mal die Stadt Frankenberg/Sa. zertifiziert.

„Das Zertifizierungsverfahren des ‚European Energy Award‘ ermöglicht es Kommunen, systematisch ihre Klimaschutzarbeit zu organisieren und dauerhaft in die Verwaltungsprozesse zu integrieren. Der Freistaat unterstützt das Instrument daher bereits seit vielen Jahren“, sagte Staatssekretär Dr. Pfeil. „Klimaschutz ist keine Pflichtaufgabe der Kommunen. Ohne ihren Einsatz jedoch sind die Zukunftsaufgaben Klimawandel und Klimaschutz nicht zu bewältigen. Sie sind Akteure in ihren eigenen Handlungsfeldern, aber gleichzeitig auch wichtige Vorbilder für die Bürger und Unternehmen.“

Der „eea“ als kommunales Managementsystem basiert auf dem Zyklus von Analyse, Planung, Durchführung, Überprüfung und Anpassung der Energie- und Klimaschutzaktivitäten vor Ort. „Um die Klimaschutzziele zu erreichen, sind große Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft erforderlich. Wenn wir zu lange zögern, werden die Folgen des Klimawandels unbeherrschbar und unbezahlbar. Wir brauchen daher auf allen Ebenen wirksame Instrumente wie den ‚European Energy Award‘ für Kommunen.“

Dass die Teilnahme am „eea“ zu vielfältigen Maßnahmen führt, zeigen die vier ausgezeichneten Städte sehr eindrucksvoll. So betreibt die Stadt Oederan mittlerweile zwei nachhaltige Nahwärmenetze. Neu ist die Nahwärmeinsel im Altstadtquartier. Hierbei wurde unter dem Motto „Neue Energie verbindet Stadt und Bürger“ ein denkmalgeschütztes, ehemaliges Wohnhaus saniert und zu einer Energiezentrale mit drei Wärmeerzeugern umgebaut.

Die Einsparung beträgt durch den etablierten Nahwärmeverbund des Schulstandortes durchschnittlich jährlich 146 Tonnen Kohlenstoffdioxid (CO2)-Äquivalent und durch den Betrieb der neu hinzugekommenen Nahwärmeinsel im Altstadtquartier weitere 36 Tonnen CO2-Äquivalent pro Jahr.

Die Stadt Markranstädt konnte im Jahr 2018 die energetische Sanierung des Altbaus ihrer Feuerwehr abschließen. Die ehemals übermäßigen Heizenergieverbräuche können damit um über 20 Prozent gesenkt werden. Die Sanierungskosten in Höhe von 54 000 Euro werden sich durch die Einsparungen bereits in etwa sechs Jahren amortisiert haben.

Ganz anders zu charakterisieren ist das aktuelle Vorzeigeprojekt der Stadt Frankenberg/Sa. Hier werden bis zum Jahr 2020 ehemals industriell genutzte Flächen in der Zschopauaue renaturiert und in attraktive Frei- und Freizeitflächen umgestaltet. Die neuen Grünflächen und Gehölze sind nicht nur Kohlendioxidsenke, sondern verbessern auch die Luftqualität und wirken der sommerlichen Überhitzung entgegen. Die neue CO2-Senke bindet jährlich 21 Tonnen CO2 – mehr als die doppelte Menge, die ein Deutscher im Durchschnitt jährlich verursacht.

Glashütte hat in seinem Leitbild für Klimaschutz und Energieeffizienz vor allem die Vorbildfunktion gegenüber Einwohnern, Unternehmen und Partnern in der Region verankert. Seit diesem Jahr können sich potenzielle Bauherren oder Hausbesitzer in der Bauherrenmappe der Sächsischen Energieagentur (SAENA) im Regionalteil Glashütte über Möglichkeiten zum energieeffizienten Bauen und Sanieren von Wohngebäuden informieren.

Für die energieeffiziente Bewirtschaftung ihrer eigenen Liegenschaften hat die Stadt ein Energiemanagement aufgebaut und sich dem Energieeffizienz-Netzwerk sächsischer Kommunen angeschlossen.

Hintergrund:

Der „eea“ ist ein europäisches Zertifizierungs- und Qualitätsmanagementsystem, das Kommunen dabei unterstützt, ganzheitlich ihre Klimaschutzarbeit zu organisieren. Im Rahmen der Zertifizierung werden Stärken und Schwächen analysiert sowie Potenziale zur Energieeinsparung, der Energieeffizienz und des Einsatzes erneuerbarer Energien in kommunalen Einrichtungen identifiziert.

Das Sächsische Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft unterstützt die Teilnahme am „eea“. Derzeit können 80 Prozent der Kosten über die Richtlinie Klimaschutz aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) finanziert werden. Im Freistaat Sachsen nehmen momentan 30 Städte und Gemeinden sowie drei Landkreise am „eea“ teil. Bereits vier Kommunen konnten den besonders anspruchsvollen Standard „eea-Gold“ erreichen.
Weitere Informationen:| http://www.saena.de/themen/european-energy-award.html

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