Am Dienstag hob am Flughafen Leipzig/Halle ein Flieger mit 42 Menschen ab, die nach Afghanistan abgeschoben wurden. Drei von ihnen kamen aus Sachsen, erklรคrte das Sรคchsische Staatsministerium des Inneren auf Anfrage des SFR. Die drei Betroffenen kamen aus Mittelsachsen, Zwickau und Chemnitz und fielen nicht unter die Kategorien der Straftรคter*innen, "Gefรคhrder*innen" und/oder "Identitรคtsverweiger*innen".
Wer Informationen zu den abgeschobenen Personen hat, ist dringend angehalten, dem SFR an pr@sfrev.de zu schreiben. Seit Oktober 2017 beteiligt sich Sachsen an den seit Dezember 2016 laufenden Abschiebungen nach Afghanistan. Bisher wurden damit zehn Personen aus Sachsen abgeschoben, darunter sechs, die unter keine der drei Kategorien fallen, die Abschiebungen in ein Kriegsgebiet legitimieren sollen. Vier Personen wurden aus einer Justizvollzugsanstalt abgeschoben.
Neben Sachsen beteiligten sich laut Spiegel Online Baden-Wรผrttemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Hessen, Nordrhein-Westfalen, das Saarland und Sachsen-Anhalt an den Abschiebungen. Von den 42 Menschen seien zehn aus der Haft abgeschoben worden, so eine Sprecherin des Bundesministeriums des Inneren.
Gegen die Abschiebung protestierte das Aktionsnetzwerk Protest LEJ zunรคchst vorm Hauptbahnhof in Leipzig. Etwa 200 Menschen fuhren anschlieรend zum Flughafen und setzten die Demonstration dort fort. Dass nach wie vor nach Afghanistan abgeschoben wird, sei ein Schรถnreden der dortigen Sicherheitslage, so Yasou Akeda von Protest LEJ in der LVZ. Diese Auffassung wird durch die Richtlinien des UNHCR zur Feststellung internationalen Schutzbedarfs afghanischer Asylsuchender unterstrichen.
Die รผberarbeitete Version wurde Ende August verรถffentlicht. Unter anderem wurde der Auffassung, dass Kabul eine inlรคndische Fluchtalternative darstelle, ein erheblicher Schlag versetzt. Finnland stoppte auf Grund dessen die Abschiebungen nach Afghanistan. Die Richtlinien des UNHCR wurden nun auch in deutscher Sprache verรถffentlicht, siehe hier.
Einige Fotos des Aktionsnetzwerks hier:
Abschiebungsbeobachtung. Auch diese Abschiebung nach Afghanistan blieb unbeobachtet. Denn am Flughafen Leipzig/Halle existiert keine Abschiebungsbeobachtung. Gemeinsam mit zahlreichen Initiativen forderten wir diese ein und verdeutlichten mit dem Flรผchtlingsrat Sachsen-Anhalt e.V., der Gefangenengewerkschaft/Bundesweite Organisation und dem Aktionsnetzwerk Protest LEJ die Dringlichkeit einer Beobachtungsstelle auf einer Pressekonferenz am selben Tag der Abschiebung.
Hier unter anderem Artikel von SZ / FAZ wie dem Migazin, das eine Meldung des Evangelischen Pressediensts wiedergibt. Das sรคchsische Innenministerium bleibt dort bei seiner Haltung, dass die Flughafenseelsorge dem Job der Abschiebungsbeobachtung nachkomme. Eine Haltung, die durch eine auf der Pressekonferenz verรถffentlichten Stellungnahme so nicht mehr haltbar ist. Dalia Hรถhne, Abschiebebeobachterin in Dรผsseldorf fรผhrt dort klar und deutlich aus, dass Abschiebungsbeobachtung einen grundsรคtzlich anderen Job als Flughafenseelsorge habe.
Was Abschiebebeobachtung ist, warum sie in Leipzig/Halle wie auch Dresden so dringlich ist und warum allein das Recht die Etablierung einer solchen verlangt, fรผhrt Mark Gรคrtner im Interview mit mephisto 97.6 aus.
Diskriminierung und Ausgrenzung im Landkreis Leipzig? Der Landkreis Leipzig fรคhrt eine restriktivere Linie in seiner kommunalen Asyl- und Integrationspolitik. Die Neu-Ausschreibung der Flรผchtlingssozialarbeit hรคtte diese zum reinen Sanktionsinstrument verkommen lassen. Das Amt lieร die Kritik, unter anderem des Runden Tischs fรผr Migration, ins Leere laufen und beschloss, die Sozialarbeit direkt durch die Behรถrde auszufรผhren. Eine weitere Regelung hat fรผr nicht minder starke Aufregung gesorgt. Drei Menschen โmit Migrationshintergrundโ sitzen im Integrationsbeirat des Landkreises, so die โOrdnung zur Bildung und Arbeit des Integrationsbeirates im Landkreis Leipzigโ.
Diese Wortwahl wurde bereits im September durch einen Kreistagsbeschluss geรคndert. Demnach sind es nun โdrei Einwohner*innen des Landkreises Leipzig mit Migrationshintergrund und deutscher Staatsangehรถrigkeit oder gesicherten Aufenthaltsrechtโ, die im Integrationsbeirat sitzen sollen. Die direkte Folge: zwei Menschen sind auf Grund des fehlenden Aufenthaltstitels von ihrer bisherigen Mitwirkung im Integrationsbeirat ausgeschlossen โ zwei Mitglieder, die studieren beziehungsweise arbeiten und seit Jahren beziehungsweise Jahrzehnten im Landkreis leben.
Der Runde Tisch Migration kritisiert nicht nur den unnรถtigen und plรถtzlichen Charakter der Ordnungsรคnderung. Auch an ihrer Rechtmรครigkeit bestรผnden Zweifel, der Runde Tisch fordert eine entsprechende รberprรผfung. Denn von einem gesicherten Aufenthaltsrecht sei in der Sรคchsischen Landkreisverordnung keine Rede. Demnach kรถnnten im Landkreis lebende Einwohner*innen als Sachkundige den Beirรคten angehรถren.
Das Landratsamt erklรคrt auf Anfrage des SFR, dass mit der durch die รnderung geschaffenen Anforderungen an die Mitwirkung im Integrationsbeirat sichergestellt werden soll, โdass รผber eine entsprechende Dauer der Mitgliedschaft im Integrationsbeirat, eine effektive Mitarbeit mรถglich ist.โ Der Runde Tisch Migration spricht davon, dass das Landratsamt eine โBleibeperspektiveโ unterstelle.
Das sei โweder rechtlich noch menschlich nachvollziehbar und erzeugt bei den Betroffenen erneut das Gefรผhl der Diskriminierung und Ausgrenzung, welches mit dem mรถglichen Ausschluss aus politischer und somit auch gesellschaftlicher Teilhabe begrรผndet ist.โ Immerhin sei auch bei allen anderen Mitgliedern des Integrationsbeirates nicht klar, wie lang sie tatsรคchlich im Landkreis bleiben und so im Beirat mitwirken wรผrden. Das Landratsamt teilt mit, es prรผfe die im Zuge der Diskussion angebrachten Hinweise. Der zustรคndige Ausschuss werde hierzu erneut beraten.
Polizeigewalt. โKรถrperverletzung im Amt durch Polizeibeamt*innen ist bislang kaum empirisch untersucht, obwohl das Thema auch die รถffentliche Debatte intensiv beschรคftigt. Insbesondere zum Dunkelfeld und zu viktimologischen, also die Opferwerdung betreffenden Aspekten, liegen praktisch keine Erkenntnisse vor.
Auch die Dynamik der Konfliktsituationen und ihre Aufarbeitung ist unzulรคnglich erforscht. Vor diesem Hintergrund untersucht das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefรถrderte Projekt erstmalig systematisch rechtswidrige polizeiliche Gewaltanwendung aus der Perspektive der Opfer und im Kontext des polizeilichen Bearbeitungsprozesses.
Im Fokus stehen dabei Viktimisierungsprozesse, das Anzeigeverhalten und die Dunkelfeldstruktur, die mit einer quantitativen Opferbefragung (Online-Fragebogen) und qualitativen Expert*inneninterviews untersucht werden sollen.โ so die Ruhr Universitรคt Bochum zu ihrer nun gestarteten Studie zum Thema. Betroffene kรถnnen den Fragebogen auf Deutsch, Englisch, Franzรถsisch und Arabisch ausfรผllen, siehe hier.
Rassismusโฆ ist und bleibt eine weit verbreitete Einstellung in Sachsen. Wie im letzten Jahr stimmten 56 Prozent der Befragten des Sachsen-Monitors der Aussage zu, dass โdie Bundesrepublik durch die vielen Auslรคnder in gefรคhrlichen Maร รผberfremdet sei.โ Hier ergab sich keine Verรคnderung im Vergleich zum Vorjahr. Antiromaistische (+8 Prozent auf 57 Prozent), antimuslimische (+3 auf 41 Prozent) und antisemitische Ressentiments (+5 auf 21 Prozent) nahmen zu. Der Ergebnisbericht hier. Der Sachsen-Monitor wird von der Staatsregierung in Auftrag gegeben.
Termine
Bon Courage e.V. und Sรคchsischer Flรผchtlingsrat e.V. laden zum Workshop โPrรคvention von Abschiebungshaftโ nach Borna. In den Rรคumen von Bon Courage auf der Kirchstraรe 20-24 wird Frank Gockel, Berater fรผr Menschen in Abschiebungshaft in Bรผren vom Hilfe fรผr Menschen in Abschiebungshaft Bรผren e.V. uns dazu informieren.
Jede*r, der*die mit Geflรผchteten arbeitet, muss kรผnftig leider die Abschiebungshaft mitdenken. Wir treffen uns am Montag dem 19. November von 10-15 Uhr. รber Spenden fรผr die Teilnahme am Workshop freuen wir uns! Sie gehen in Form eines Honorars direkt an Frank Gockel fรผr die Ausrichtung des Workshops. Spendenempfehlung: 10 Euro. Anmeldung รผber gaertner@sfrev.de und info@boncourage.de.
Save Me Chemnitz startet wieder sein Ehrenamtscafรฉ. Das nรคchste Mal am 23. November im Club der Kulturen, 17:30 bis 20 Uhr. Es wird sich wieder ausgetauscht und gemeinsam gegessen werden, wer Lust hat, Spiele fรผr Groร und Klein werden mitgebracht.
Friedensmontag! Heiรt es am 26. November in Chemnitz. Die Dokumentation โHuman Flowโ des Kรผnstlers Ai Weiwei lรคsst Geflรผchtete aus 25 Lรคndern zu Wort kommen. Wie kann es angesichts von Fluchtbewegungen zu derlei Hass kommen? Carolin Emcke, Friedenspreistrรคgerin und Autorin diskutiert mit Gรคsten, darunter Sebastian Lupke vom SFR, diese Frage. 17 Uhr im Kino Metropol in Chemnitz, Infos hier.
Angesichts aktueller gesellschaftspolitischer Entwicklungen wird auch Rassismus an Schulen immer mehr zum Thema. Hรคufig ist von Ausgrenzungserfahrungen zu hรถren, die geflรผchtete, aber auch deutsche Schwarze Jugendliche an Schulen machen. Dabei mรผssen es nicht immer offene Anfeindungen und rechtsradikale Parolen sein, sondern es sind auch subtile Ausgrenzungsmechanismen wie diskriminierende Scherze oder Kommentare, die vermitteln, wer โdazu gehรถrtโ und wer nicht.
Aufgabe fรผr Fachkrรคfte der Sozialen Arbeit ist es, diese Erfahrungen wahrzunehmen und zu reagieren. Unser Netzwerktreffen โSchule und Rassismus. Diskriminierung begegnen โ Betroffene stรคrkenโ bietet die Mรถglichkeit, sich damit auseinanderzusetzen, wie in Schulen Differenzverhรคltnisse hergestellt werden und was getan werden kann, um sie abzubauen, wie gegen Diskriminierung vorgegangen werden kann und Betroffene unterstรผtzt und gestรคrkt werden kรถnnen. Das Treffen findet in Zwickau am 27. November statt. Mehr Infos und Anmeldung hier.
WordPress lernen kann einfach sein โ zum Beispiel beim Workshop vom KAMA Dresden e.V. und dem Kontaktcafรฉ im AZ Conni. Der besteht aus drei Teilen, der erste Termin ist am 27. November, gefolgt vom 04. und 18. Dezember, optional noch der 08. Januar. Jeweils von 16:30 โ 19:30 Uhr. Er richtet sich an WordPress-Anfรคnger*innen mit Migrationserfahrung.
Das Zentrum fรผr Integrationsstudien der TU Dresden lรคdt herzlich zur Fachtagung โMigration, Menschenrechte und Rassismusโ am 29. November ein. Hier werden einen Tag lang in Workshops und Vortrรคgen Wege gesucht, ethische Fragen zu Migration, Menschenrechten und Rassismus schon im Schulunterricht zu diskutieren. Der Anmeldeschluss zur Tagung ist bereits am 1. November.
Am 29. November, 17-19 Uhr* im รkumenischen Informationszentrum (รIZ, Kreuzstraรe 7, Dresden) laden das Kontaktcafรฉ im AZ Conni und die Ehrenamtskoordination von Cabana Geflรผchtete sowie Ehrenamtliche, die Geflรผchtete unterstรผtzen, zu einem Vortrag รผber โRassismus in der Nachbarschaftโ ein. Es wird Sotiria Midelia vom Antidiskriminierungsbรผro Sachsen e.V. รผber konkrete Handlungsmรถglichkeiten informieren und die Mรถglichkeit der รbersetzung (Arabisch, Tigrinya) bestehen. Bei Interesse an der Veranstaltung, bitte bei cabana-ehrenamt@infozentrum-dresden.de anmelden.
Ein schรถner Anlass: die Bildungspatenschaften des Auslรคnderrats Dresden e.V. werden zehn Jahre alt. Die NGO veranstaltet einen kleinen Jubilรคumsempfang am 05. Dezember von 17 bis 19 Uhr in ihren Rรคumen auf der Heinrich-Zille-Straรe 6 in Dresden. Wenn ihr unter bildungspatenschaften@auslaenderrat.de Bescheid geben kรถnntet, dass ihr kommt, wรผrden sich die Veranstalter*innen freuen.
Die Band โWELTENโ und der Lichtkรผnstler Kurt Laurenz laden am 10. Dezember 2018 um 19 Uhr in die Petrikirche in Leipzig. Entscheidet selbst, wie viel ihr fรผr die Eintrittskarte bezahlen mรถchtet โ der Erlรถs geht direkt an die Kontaktstelle Wohnen, die Geflรผchtete bei der Wohnungssuche in Leipzig unterstรผtzt.
Der Tresen gegen Antiromaismus in Dresden trifft sich jeden zweiten Mittwoch im Monat in der kosmotique, Martin-Luther-Straรe 13 in Dresden. Am 19. Dezember berichten Leute von der Gruppe gegen Antiromaismus, vom Flรผchtlingsrat Bremen e.V. und vom SFR von ihrer Recherchereise, die sie derzeit im Westbalkan durchfรผhren. Uner anderem besuchen sie die Familie Rama in Pristina. Der damals zehnjรคhrige Sohne wurde im September 2016 aus Dresden in Handschellen abgeschoben. Mehr Infos .
Neue Termine IQ Seminarreihe โMigration und Arbeitsweltโ: Die neuen Termine fรผr die Tagesseminare aus der IQ Seminarreihe โMigration und Arbeitsweltโ stehen fest. Die Qualifizierungsangebote richten sich an alle Arbeitsmarktakteure und vermitteln interkulturelles Grundverstรคndnis im Arbeitsmarktkontext sowie Informationen und Wissen. Alle Termine fรผr das zweite Halbjahr sind einzusehen unter https://www.netzwerk-iq-sachsen.de/seminare/. Anmeldungen und weitere Informationen erhalten Sie unter: 0375 3909365 oder post@exis.de. Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!
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