Gestern verliehen die Sächsische Staatsministerin für Gleichstellung und Integration, Petra Köpping, und der Sächsische Ausländerbeauftragte Geert Mackenroth, Staatsminister a.D., den 9. Sächsischen Integrationspreis. Preisträger sind die Tischlerei Schulz aus Chemnitz, die Zeittauschbörse in Taucha und die Stadtteilarbeit SPIKE aus Dresden.
Für den Sächsischen Integrationspreis 2018 hatten sich 78 Vereine, Verbände, Initiativen und Unternehmen beworben. Ausgezeichnet wurden drei Projekte und Initiativen, die sich in den vergangenen zwölf Monaten besonders für die Integration von Migrantinnen und Migranten in die Gesellschaft einsetzten, sie unterstützten, förderten und vorlebten.
Landtagsvizepräsident Horst Wehner begrüßte die Gäste im voll besetzten Plenarsaal: „Die Vielzahl von Bewerbungen verdient den Dank und die Anerkennung der sächsischen Politik und eine noch stärkere Wahrnehmung und Vorbildwirkung in der sächsischen Öffentlichkeit, wie das mit der Verleihung des Integrationspreises zum Ausdruck gebracht wird.“
Petra Köpping, Sächsische Staatsministerin für Gleichstellung und Integration, betonte in ihrem Grußwort: „Bei vielen Wettbewerben gibt es nur wenige herausragende Gewinner – beim Sächsischen Integrationspreis ist das nicht der Fall. Am liebsten möchte ich jedem Bewerber, jeder Bewerberin, den vielen Vereinen und Initiativen und natürlich den Unternehmen einen Preis überreichen und jedem und jeder Einzelnen für das großartige Engagement danken.
Integration schaffen wir nur gemeinsam. Und es freut mich zu sehen, wie viele Menschen in Sachsen diese Tatsache verinnerlicht haben und sich jeden Tag dafür einsetzen, anderen dabei zu helfen, bei uns eine neue Heimat zu finden.“
Der Sächsische Ausländerbeauftragte Geert Mackenroth erläuterte: „Es geht um mehr als um Unterbringung oder um erste sprachliche Verständigung. Es geht um sinnvolle zukunftsorientierte Qualifizierung und Beschäftigung. Dafür sind eine Vielzahl von Menschen mit Herz und Verstand engagiert. Für die gesetzlichen und organisatorischen Rahmenbedingungen müssen sich Politik und Verwaltung einsetzen.“
Drei gleichwertige Preise, die mit je 3.000 Euro dotiert sind, wurden vergeben.
Preisträger Sächsischer Integrationspreis 2018
Tischlerei für Bau, Möbel und Innenausbau Sebastian Schulz
Die kleine Tischlerei bot 2017 und 2018 insgesamt elf Personen aus fünf verschiedenen Nationen Praktikumsmöglichkeiten. „Wir arbeiten und essen gemeinsam. Wir verbringen zusammen unseren Arbeitsalltag und kommen auf natürliche Weise ins Gespräch.“ Inhalte der Praktika sind die handwerkliche Eignung, die Berufsvorbereitung und der Einblick in den Beruf. Sprachliche und handwerkliche Kenntnisse werden vertieft, Fachbegriffe aus dem verarbeitenden Holzhandwerk werden vermittelt.
Aus der Jurybegründung: Die Tischlerei von Sebastian Schulz aus Chemnitz gibt jungen Menschen Chancen, sie bietet Schutz und Einbindung. Schulz hilft Menschen in Arbeit zu bringen und sich ihre Zukunft zu organisieren. Wir brauchen Betriebe, die ihre Mitarbeiter achten, die partnerschaftlich mit ihnen umgehen.
In einer solchen Lebensatmosphäre gibt es nicht den Ausländer, den Flüchtling, den Praktikanten, sondern Kollegen. Es liegt auf der Hand, dass die Akzeptanz in der Aufnahmegesellschaft besser wird, wenn Menschen mit Migrationshintergrund ihr Leben selbst in die Hand nehmen können. Mit der Auszeichnung würdigt die Jury die Arbeit der Unternehmen, die sich im Bereich Praktikum, Fortbildung und Lehrlingsaustausch engagieren.
Zeittauschbörse Taucha der Ev.-luth. Kirchgemeinde
Die organisierte Nachbarschaftshilfe bietet soziale Teilhabe für alle – für Deutsche und Flüchtlinge. Angestrebt werden das Prinzip der Gegenseitigkeit und die Befähigung zur Selbsthilfe. Es gibt zehn Patenschaften für Flüchtlinge, wöchentlich einen Handarbeitskurs und eine Fahrrad-Selbsthilfewerkstatt. Ehrenamtlicher Deutschunterricht wird dreimal pro Woche angeboten. Zweimal wöchentlich gibt es ein Begegnungscafé in der Kleiderkammer, monatlich ein internationales Café und jährlich wiederkehrende Aktionen wie Sportveranstaltungen. Beteiligt sind 30 Ehrenamtliche.
Aus der Jurybegründung: Hauptmerkmal ist die gegenseitige bürgerschaftliche Hilfe auf der Basis der Freiwilligkeit. An diesem Projekt der Nachbarschaftshilfe gefiel der Jury besonders, dass Flüchtlinge nicht nur als Empfänger von Unterstützung gesehen werden, sondern grundsätzlich aufgefordert sind, sich mit ihren Möglichkeiten aktiv einzubringen.
Es ist ein Projekt in Taucha für Tauchaer und es ist ein offenes Projekt für die gesamte Bevölkerung in Taucha, ob Flüchtling, Gemeindemitglied, Bürgerin oder Schüler, Migrant oder „schon immer Tauchaer“. Asylbewerber sind nicht nur da und werden betreut, sondern sie werden grundsätzlich erst einmal Nachbarn angesehen.
Das Projekt funktioniert in Zusammenarbeit mit anderen christlichen Gemeinschaften, mit bürgerlichen Projekten und staatlichen Strukturen. Die Jury würdigt, dass Hilfsbedürftige zur Selbsthilfe befähigt werden und dass gegenseitiges interkulturelles Lernen selbstverständlich ist.
SPIKE Dresden
SPIKE Dresden bietet seit 2015 einen Treffpunkt mit Lernraum und gemeinsame Aktionen für Geflüchtete und Jugendliche aus dem gesamten Stadtgebiet an. Zudem gibt es Beratungs- und Begleitungsangebote für Geflüchtete in Dresden. Die Angebote gibt es mehrfach pro Woche. Montag bis Donnerstag werden Deutschkurse gehalten, es gibt Kochabende, bei denen der Name Programm ist: conneting-people. Sieben Ehrenamtliche betreuen etwa 30 bis 40 Geflüchtete. Ein Schwerpunkt ist die Arbeit mit der Eritreischen Community. SPIKE bietet Geflüchteten Sicherheit, Struktur und Heimat. Alle Angebote im Haus sind interkulturell ausgelegt.
Aus der Jurybegründung:
Das Projekt gibt jungen Menschen Halt und einen festen Anlaufpunkt, es schult und begleitet. SPIKE hat einen langen Atem bewiesen, es bietet Heimat, Freude, Freunde und Ausbildung. Das Angebot der Jugendsozialarbeit hat sich bewusst für Menschen mit Migrationshintergrund geöffnet und diesen nicht nur den Raum angeboten, sondern aktiv zur Mitarbeit aufgefordert.
Die Migranten sollen aktiv werden, Teilhabe wahrnehmen, eigene Kultur einbringen, interkulturell im besten Sinne sein. Menschen werden durch diese offene Stadtteilarbeit verbunden. In dem Moment, wo sich Jugendliche partnerschaftlich erkennen, miteinander umgehen und voneinander lernen, gewinnen sie und unsere Gesellschaft. Aus dem Fremden auf der Straße wird der Bekannte aus dem Jugendclub, wird der Kollege, der Freund, der Sportkamerad oder der Partner.
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