Für die Menschen, die aus anderen Ländern nach Sachsen gekommen sind, sind neben dem Erwerb der deutschen Sprache, Kenntnisse im kulturellen Umgang und gesellschaftlichem Miteinander elementar. Um sich in unserer Gesellschaft zurecht zu finden und einzuleben, aber auch um Konfliktsituationen zu vermeiden, werden Erstorientierungskurse angeboten. Die sächsische Integrationsministerin Petra Köpping hat heute im Rahmen der Plenarsitzung im Sächsischen Landtag zum Prioritätenantrag der Fraktionen CDU und SPD (Drs. 6/13239) gesprochen.
„Zunächst ist es mir wichtig zu erinnern, dass sich der dringende Bedarf für Erstorientierungskurse aus der Realität in den verschiedensten Problemfeldern im Jahr 2014/2015 ergab: Wir sahen das Problemfeld Verständigung, weil weder genügend Dolmetscher noch Deutschkenntnisse bei den Geflüchteten vorhanden waren; das Problemfeld Gleichstellung, weil wir schnell bemerkten, mit welchen anderen Frauen- und Familienbildern die Geflüchteten kamen; die Problemfelder Verkehrsregeln, Ernährung, Grundrechte und Grundwerte.
Während in anderen Bundesländer ähnliche Projekte Ende 2015 eingestellt wurden, baute Sachsen mit dem sächsischen VHS-Verband und dem Verein Arbeit und Leben e.V. ein solches Programm zügig auf.
In der Pilotphase, Dezember 2015 bis August 2017 (21 Monate), standen uns dafür 600.000 Euro zur Verfügung. Damit sollten 200 Kurse à 30 Stunden mit jeweils 20 Teilnehmern angeboten werden. Der Vertrag konnte zudem verlängert werden, so dass letztendlich im Rahmen der Pilotphase mehr als doppelt so viele Kurse stattfinden konnten!
Damit wurden somit insgesamt 422 Wegweiserkurse durchgeführt. Zu Beginn wurden Kulturmittler überwiegend in den Sprachen Farsi/Dari und Arabisch eingesetzt. Aufgrund der sich verändernden Flüchtlingssituation später: Urdu/Hindi, Russisch, Tigrinisch, Kurdisch, Spanisch, Englisch, Französisch, Georgisch und Türkisch.
Diese Kurse wurden inhaltlich mit Kommunen, Polizei, Rettungsdiensten, EAE-Betreibern und anderen konzipiert und in Absprache mit der Landesdirektion in ausgewählten Standorten praktisch umgesetzt und zu Erstorientierungskursen weiterentwickelt. Der sächsische Volkshochschulverband wurde dafür auch richtigerweise mit dem Innovationspreis Weiterbildung Sachsen ausgezeichnet.
Seit Juli 2017 befinden wir uns in der Regelphase. Gefördert werden in den drei EAEs (Chemnitz, Dresden, Leipzig) Kurse je nach Bedarf. Dafür stehen jährlich stehen laut Haushalt jährlich bis zu 3 Millionen Euro bereit. Ein Kurs besteht aus 15 Stunden Sprache und 15 Stunden Wertevermittlung mit Kulturmittler (Nutzung ÖPNV, Umgang mit Behörden, Grundwerte).
Seit Juli 2017 haben an 258 Erstorientierungskursen rund 6.000 Asylsuchende teilgenommen. Im gleichen Zeitraum beantragten in den sächsischen EAEs circa 7.600 Personen Asyl. Das heißt circa 80 Prozent der Ankommenden gehen in solche Kurse. Damit bin ich sehr zufrieden.
Unsere Kurse werden durch Aushänge in diversen Landessprachen in den Erstaufnahmeeinrichtungen beworben. Eine Verpflichtung zur Teilnahme kann nur mittels eines Integrationsgesetzes erreicht werden.
Konfliktprävention ist für uns dabei maßgebend. Wir geben mit unseren Kursen den Menschen eine Orientierung, damit ihr Aufenthalt in der und um die EAE so konfliktfrei wie möglich ist! Die Menschen sind dankbar für diesen ersten Einblick in das Leben in Deutschland. Wir werden die Angebote weiter fördern und weiterentwickeln. Und wir haben mit dem gesamten Ansatz und den Kulturmittlern den Nagel auf den Kopf getroffen – auch der Bund, Bayern und andere Länder schauen sich diese Kurse gerade genau an und setzen sie nach unserem Unterrichtsplan um.“
Hinweis: Die genannten Maßnahmen werden mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushaltes.
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