Sie sollten vor bösen Dämonen oder der Missgunst des Nachbarn schützen: Amulette waren schon vor Jahrtausenden symbolträchtige Schmuckstücke, die viel über ihre Besitzer aussagten. Prof. Dr. Angelika Berlejung von der Universität Leipzig und Prof. Dr. Gideon Bohak von der Tel Aviv University wollen in einem gemeinsamen, von der German-Israeli Foundation for Scientific Research and Development mit 200.000 Euro geförderten Projekt insgesamt 500 Amulette aus den Jahrhunderten vor und nach Christus genau untersuchen, ihre Inschriften entziffern und interpretieren.
In den kommenden drei Jahren werden sie eine Online-Datenbank erstellen, in der alle Amulette detailliert beschrieben und in dreidimensionalen Aufnahmen präsentiert werden sollen.
Im zweiten Teil des Projekts schreiben die beiden Wissenschaftler ein Buch über die religiösen oder magischen Formeln, die auf den Amuletten zu lesen sind, und was diese über das Leben der Menschen in der damaligen Zeit aussagen. „Die Amulette wurden bei Grabungen gefunden. Wir haben verschiedene Museen angesprochen, die sie uns zur Untersuchung zur Verfügung gestellt haben“, sagt Berlejung, die Fundstücke aus Jahrhunderten vor Christus untersucht, ihr Kollege jene aus dem 1. bis 7. Jahrhundert nach Christus.
Es sei mitunter schwierig gewesen, an die historischen Schmuckstücke heranzukommen, berichtet die Theologin weiter. Teilweise seien die Inschriften in Kapseln gewesen, die von den Museumsmitarbeitern noch nicht geöffnet wurden, weil sie darin keine Botschaft aus der Vergangenheit vermutet haben.
Die wertvollsten Stücke, die Berlejung und Bohak untersuchen, bestehen aus Silber- und Goldplättchen. Sie wurden in den 1950er Jahren bei Grabungen in der Nähe von Jerusalem und im heutigen Tunesien gefunden und hatten vermutlich gut betuchte Besitzer. Ärmere Menschen hätten sich damals nur Amulette mit einem Ledereinband und einer Inschrift auf Papyrus leisten können.
„Geh, weg, Böses“ stand beispielsweise auf einem steinernen Amulett, das Angelika Berlejung untersucht. „Andere Inschriften handeln von Schlangenbissen oder von übler Nachrede“, berichtet die Forscherin. Etwa 30 bis 40 Dinge, vor denen die Menschen damals Angst hatten, seien in die Amulette geritzt worden. „Aus den Sprüchen können wir Rückschlüsse auf ihr soziales Umfeld ziehen“, sagt Berlejung.
Projektstart ist Anfang Januar kommenden Jahres.
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