Ein vierköpfiges Team aus tschechischen Wissenschaftlern hat mit Hilfe von Metallobjekten aus der Sammlung des Ägyptischen Museums – Georg Steindorff – der Universität Leipzig weitreichende Handelsbeziehungen des Alten Ägyptens bis nach Anatolien nachgewiesen.
Dieser wirtschaftliche und kulturelle Austausch bestand vermutlich schon seit dem 4. Jahrtausend v. Chr. Anhand von ausführlichen Analysen der Isotope der Metalle konnte die ursprüngliche Herkunft der Materialien bestimmt werden. Die Forscher haben ihre Erkenntnisse im „Journal of Archaeological Science“ veröffentlicht.
Die Untersuchungen umfassten etwa 20 Fundstücke, wie Kupfergefäße und -werkzeuge, aus der Sammlung des Ägyptischen Museums. Die Kernzentren des Kupferabbaus befanden sich auf der Sinai-Halbinsel, und in der ägyptischen Ostwüste. Der früheste Hinweis für Erzabbau in diesen Regionen findet sich vor etwa 3000 v. Chr. Bei den Untersuchungen an den Objekten wurden archäometallurgische Methoden zur Bestimmung der Herkunft und Verarbeitung archäologischer Funde aus Metall untersucht.
Trotz stark fortgeschrittener Korrosion an einigen der Objekte konnte zusätzlich die chemische Zusammensetzung an den meisten Fundstücken festgestellt werden. Seit etwa 3500 v. Chr. werden Objekten aus Kupfer, Arsen und andere Fremdstoffe beigemischt und so ein Arsenkupfer mit verbesserten Materialeigenschaften bewusst hergestellt.
Bei einem Gefäß aus einem Grab der Zeit um 2800 v. Chr. in Abusir (15 Kilometer südlich von Kairo) ließ sich eine Besonderheit feststellen: Die Zusammensetzung des Gefäßes, das aus beträchtlichen Mengen an Arsen und Nickel bestand, ergab Ähnlichkeiten mit Kupfererzen und anderen kupfernen Objekten aus der Zeit des Chalkolithikums und der Frühbronzezeit in Anatolien.
„Das ist der erste Beweis für eine mögliche, wenn auch indirekte Verbindung zwischen dem frühbronzezeitlichen Anatolien und dem frühdynastischen Ägypten“, berichtet Martin Odler, Doktorand am Tschechischen Institut für Ägyptologie an der Philosophische Fakultät der Karls-Universität in Prag.
Er und sein Kollege Jiří Kmošek vom Institut für chemische Technologie, Fakultät der Restaurierungskunde der Pardubice Universität, gehen davon aus, dass das Aufkommen von Kupferobjekten mit Spuren von Arsen und Nickel in Anatolien, der Levante und in Ägypten der Beweis für die Existenz einer Handels- und Austauschroute zwischen diesen Orten im 4. und 3. Jahrtausend v. Chr. war. Diese Routen waren vermutlich nur ein geringer, jedoch trotzdem wichtiger Teil des Handels und damit auch des kulturellen Austauschs im östlichen Mittelmeer und nach Vorderasien.
„Unser Team ist überaus zufrieden mit den Ergebnissen dieser tschechisch-deutschen Kooperation, in der eine Palette von Methoden erfolgreich weiterführend angewandt wurden”, resümiert Martin Odler. Der Kustos des Ägyptischen Museums und Kooperationspartner auf deutscher Seite, Dr. Dietrich Raue, fügt hinzu:
„Das Projekt zeigt, wie wissenschaftliche Universitätssammlungen mit Funden aus Ländern, aus denen keine Probenausfuhr mehr möglich ist, eine wichtige Rolle in der aktuellen Spitzenforschung im Zusammenspiel von Natur- und Geisteswissenschaften belegen können. Mit neuen Fragestellungen und Möglichkeiten der Analytik sind diese Sammlungen noch lange nicht ‚ausgeforscht‘“.
Originalveröffentlichung in ‘‘Journal of Archaeological Science‘‘:
‘‘Invisible connections. Early Dynastic and Old Kingdom Egyptian metalwork in the Egyptian Museum of Leipzig University“, DOI 10.1016/j.jas.2018.04.004
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