DOK Leipzig präsentiert nicht nur spannende Dokumentar- und Animationsfilme, sondern mit DOK Neuland bereits im vierten Jahr aktuelle Tendenzen im Bereich interaktiver Arbeiten. Die Ausstellung zeigt, was in der virtuellen Welt möglich ist und ermöglicht den Besuchern, hautnah in tiefgehende Geschichten einzutauchen.
Auf dem Programm stehen fünf Room-Scale-Arbeiten, sechs 360°-Filme und ein Smartfilm, die den Betrachter nicht bloß zusehen lassen, sondern mitten ins Geschehen ziehen. „Bei Room-Scale handelt es sich um eine VR-Experience im virtuell begehbaren Raum, mit dem der User interagieren kann“, sagt DOK Neuland Koordinator Lars Rummel.
Die Kombination aus Bewegung im virtuellen Umfeld und VR-Brille lässt ein Erlebnis der besonderen Art entstehen. „DOK Neuland geht das Festivalmotto spielerisch an und bedient ganz unterschiedliche Facetten, wenn es etwa um Protest und das Sich-Auflehnen geht“, so Lars Rummel, der sich außerdem über eine neue zweistöckige Ausstellungsfläche freuen kann: Rund 400m² in zentraler Innenstadtlage, direkt am MotelOne an der Nikolaikirche (Nikolaistr. 23), verwandeln sich von 30. Oktober bis 3. November in eine Virtual-Reality-Welt, die einer Büro-Dystopie gleichen soll.
So kann der User in der Room-Scale-Arbeit „VRwandlung – Projekt des Goethe Instituts Tschechien“ den Käfer Gregor Samsa aus Franz Kafkas Erzählung „Die Verwandlung“ verkörpern. In „Homestay“ erzählt die Künstlerin Paisley Smith eine ganz persönliche Geschichte und versucht den Tod des japanischen Gastschülers, den ihre Familie aufgenommen hatte, zu verstehen.
Um ein ganz anderes Thema dreht sich der Smartfilm „The Future Is Not Unwritten“ der Münchner Medienkünstlerin und Dokumentarfilmerin Susanne Steinmassl. Sie beschäftigt sich mit Transhumanismus und künstlicher Intelligenz. Anhand des unendlich laufenden Films, der sich immer wieder selbst neu schneidet, erforscht Steinmassl die Abhängigkeitsverhältnisse Mensch und künstlicher Intelligenz.
„Was wollten Sie in Berlin?“ beschäftigt sich mit einem düsteren Kapitel der deutschen Geschichte: Der Nutzer verwandelt sich in diesem 360°-Film in einen Häftling im Stasi-Gefängnis Berlin-Hohenschönhausen und kann erleben, wie es sich anfühlt, verhört zu werden. Für dieses Projekt wurden Michael Ginsburg, Martin Heller und Christiane Wittenbecher mit dem deutschen Journalistenpreis ausgezeichnet. Verträumter kommt dagegen der 360°-Film „Blind Vaysha“ daher.
Auf Basis des oscarnominierten animierten Kurzfilms von Theodore Ushev erzählt er von einem Mädchen, das mit dem linken Auge in die Vergangenheit und mit dem rechten Auge in die Zukunft blicken kann. Vor demselben Dilemma steht der User. Blickt er mit beiden Augen in die Welt, sieht er verschwommen und denkt, er sei blind. Er kann sich entscheiden: Blicke ich zurück oder nach vorn? Das ARTE-Projekt „Äquator 360° – Mittelpunkt der Erde“ dreht sich hingegen um Schamanen-Völker am Äquator, die glauben, durch ihre religiöse Praxis die Welt in Balance zu halten.
Während DOK Neuland 2015 und 2016 in ein eigens gestaltetes Zelt auf dem Leipziger Marktplatz einlud, zog die Ausstellung im vergangenen Jahr in eine ehemalige Ladenfläche im Messehof mitten in der Leipziger Innenstadt um und präsentierte dort zehn interaktive Arbeiten. 2018 wird DOK Neuland noch größer und kann zwölf Projekte auf zwei Etagen und rund 400m² Fläche zeigen. Jährlich zieht DOK Neuland etwa 3.500 Besucherinnen und Besucher an.
Außerdem vergibt DOK Neuland in Kooperation mit der DREFABRIK einen Award für ein herausragendes Projekt der Ausstellung. Der Preis in Höhe von 1.000 Euro wird von der DREFABRIK gestiftet.
DOK Neuland wird unterstützt von ARTE, ist Bestandteil des DOK-Nachwuchs-Angebotes und wird in Kooperation mit der SLM realisiert.
Eine Übersicht über alle Projekte finden Sie hier: https://www.dok-leipzig.de/de/festival/dokneuland/projekte-2018
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