Beim „Herbstkino am Matthäikirchhof“ werden vom 3. bis 8. Oktober 2018 jeweils um 19:00 Uhr auf dem Gelände der ehemaligen Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit etwa 90-minütige Filme gezeigt.

Die befassen sich mit der SED-Diktatur in der DDR, der Friedlichen Revolution und der Deutschen Einheit sowie dem nachfolgenden Transformationsprozess.

Das Areal der früheren Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Leipzig zwischen Dittrichring und Matthäikirchhof soll zu einem „Forum für Freiheit und Bürgerrechte“ weiterentwickelt werden. Bis 1989 thronte der monströse Gebäudekomplex als „Zwingburg der SED-Diktatur“ mitten in der Stadt. Während der Friedlichen Revolution führten die Montagsdemonstrationen seit dem 2. Oktober 1989 an dem Gebäudekomplex vorbei, der am 4. Dezember 1989 friedlich besetzt wurde. So ist die „Runde Ecke“ heute sowohl ein authentischer Ort der Geschichte von Repression und Unterdrückung in der DDR als auch von der Selbstbefreiung der SED-Diktatur durch die Friedliche Revolution.

Das historische Gelände der ehemaligen Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit entwickelte sich in den vergangenen 28 Jahren zu einem Ort der Aufklärung über Diktatur und Widerstand. Der Ort ist hervorragend geeignet, um in der Weiterentwicklung aus verschiedenen Perspektiven autoritäre Herrschaftsmechanismen des 20. Jahrhunderts zu beleuchten, die allgemeine Auseinandersetzung mit diesen und die historisch-politische Bildung in der Gegenwart zu fördern. Es ist ein weit über die Stadt hinaus bekannter symbolischer Ort der siegreichen Bürgerrechtsbewegung über die SED-Diktatur und besitzt mit seinen denkmalgeschützten Gebäuden das besondere Potenzial, Raum für dieses Ziel zu schaffen.
Der Eintritt ist frei.

Der Arbeitskreis „Forum für Freiheit und Bürgerrechte“

Mit der Idee, die drei sächsischen Archive der BStU im Erinnerungsverbund mit dem Bürgerkomitee Leipzig e.V., Träger der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ mit dem Museum im Stasi-Bunker, dem Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V., der Stiftung Friedliche Revolution und dem Schulmuseum – Werkstatt für Schulgeschichte Leipzig – zu verbinden, könnten neue Akzente gesetzt und Impulse für die historisch kritische Beschäftigung mit den Diktaturen und den Formen der Gewaltherrschaft in Europa für die gesamte Bundesrepublik und darüber hinaus ins Ausland gegeben werden. Durch die Netzwerkbildung und die damit verbundene Bündelung historischer Quellen, Ausstellungen, Zeitzeugenberichte etc. könnte dieser Erinnerungs-, Forschungs- und Bildungsort weiterentwickelt werden.

So wird aus dem einst einschüchternden Ort der Diktatur ein Zentrum lebendiger Demokratie und des Austausches von Generationen zu Zeitgeschichte, Gegenwart und Zukunft. Um diesen Prozess weiter voran zu bringen, haben sich die bereits am Ort aktiven Einrichtungen, die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, das Stasi-Unterlagen-Archiv und das Schulmuseum – Werkstatt für Schulgeschichte, sowie die künftig hier aktiven Einrichtungen, das Archiv Bürgerbewegung Leipzig und die Stiftung Friedliche Revolution, zum Arbeitskreis „Forum für Freiheit und Bürgerrechte“ zusammengeschlossen. Sie treten in diesem Jahr das erste Mal mit einem Veranstaltungsprogramm an die Öffentlichkeit.

Das Programm im Überblick

Eröffnet wird das „Herbstkino am Matthäikirchhof“ am Tag der Deutschen Einheit. Am Mittwoch, den 3. Oktober 2018, erzählt das 90-minütige Doku-Drama „Zug in die Freiheit“ vom Beginn einer der bedeutendsten Ereignisse der Nachkriegsgeschichte im Herbst 1989, als Botschaftsflüchtlinge über Prag in die Bundesrepublik ausreisen dürfen. Doch als Stasi-Mitarbeiter in den Zug steigen und die Pässe einsammeln, beginnt für die Passagiere eine Zeit des Bangens und Hoffens. Es sind Ereignisse, die den Weg zur Deutschen Einheit maßgeblich mitgeprägt haben. Im Fokus des Films steht  die Perspektive der Menschen, die in den Zügen saßen und hoffen mussten, dass ihre Ausreise nicht doch noch vorzeitig gestoppt wird. Als Auftakt-Veranstaltung wird dieser Abend von allen fünf Einrichtungen jeweils verantwortet.

Am Donnerstag, den 4. Oktober 2018, wird der Film „Es ist nicht vorbei“ vorgeführt, der sich mit der Haftzeit im DDR-Frauengefängnis Hoheneck befasst. Der Film wirft Licht auf einen wenig bekannten, beklemmenden Teil der DDR-Realität. Veranstalter: Archiv Bürgerbewegung Leipzig

Am Freitag, den 5. Oktober 2018, steht beim Filmklassiker „Raus aus der Haut“ deutsch-deutsche Zeitgeschichte und die Jugend in der DDR im Mittelpunkt, deren Protagonistin, eine Schülerin der 12. Klasse plötzlich Probleme bekommt, weil sie mit einem Bild der westdeutschen RAF erwischt wurde, so dass der ihr Direktor ihr anstehendes Medizinstudium verhindern will. Veranstalter: Schulmuseum – Werkstatt für Schulgeschichte Leipzig

Am Samstag, den 6. Oktober 2018, zeigt der Film „Die Familie“ auf ganz verschiedenen Ebenen, was Betroffene aus den Stasi-Akten erfahren und wie sie damit umgehen, unter anderem sieht der Sohn eines Maueropfers in Stasi-Akten erstmals Fotos von der Leiche seines erschossenen Vaters. Veranstalter: Stasi-Unterlagen-Behörde, Außenstelle Leipzig

Am Sonntag, den 7. Oktober 2018, widmet sich der Film „Erich Mielke – Meister der Angst“ einem der mächtigsten Männer der SED-Diktatur, der die Verantwortung für den Aufbau der neuen kommunistischen Geheimpolizei trug. Mielke formte den Unterdrückungsapparat, der unzählige Menschen aus der Bahn warf und Zehntausende ins Gefängnis brachte. Veranstalter: Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“

Am Montag, den 8. Oktober 2018, folgt als Abschluss der Film „Winter adé“. Die sensible Dokumentation bricht Tabus. Es ist ein Film über das Frauenleben in der DDR aus Sicht verschiedener Generationen und unterschiedlicher sozialer Herkunft über deren Leben und Arbeit und auch über deren Sorgen und Hoffnungen sowie deren Sehnsucht nach Veränderungen. Veranstalter: Stiftung Friedliche Revolution

Ausführlichere Informationen zum Programm gibt es auf der Website www.herbst89.de.

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