Lehramtsstudium ist weiblich, bietet Aufstiegschancen für Nichtakademikerkinder und erzeugt bei den Studierenden mehrheitlich eine große Zufriedenheit, wenn es auch als anstrengend und belastend angesehen wird.
Und: Die große Mehrheit der Lehramtsstudierenden an den sächsischen Hochschulen kommt aus Sachsen und würde gern auch für Referendariat und Berufseinstieg im Freistaat bleiben. Denn diese Studierenden suchen mehr als die anderer Fachrichtungen Heimatnähe, engen Familienkontakt und Lebensqualität am Studienort. Zudem loben die Befragten die gute fachliche und didaktische Qualität sowie die Unterstützung durch die Lehrkräfte. Sie sind überwiegend mit der baulichen und technischen Ausstattung der Hochschulen zufrieden und bewerten das soziale Klima an den Hochschulen mehrheitlich als positiv.
Abstriche an dieser Einschätzung kommen von Studierenden der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächergruppen insbesondere im Gymnasiallehramt und den technischen Fachrichtungen an den berufsbildenden Schulen. Von allen werden als äußerst hilfreich die schulpraktischen Übungen gelobt. Problematisch sehen besonders Studierende, die Kinder oder Familienangehörige betreuen, die Vereinbarkeit von Familie und Studium. Dies führen sie auf ungünstige Zeiten von Lehrveranstaltungen und auf Schwierigkeiten bei der Finanzierung ihres Lebensunterhalts zurück.
Dies sind die wesentlichen Aussagen der Sonderauswertung zum Lehramt im Rahmen der 3. Studierendenbefragung. Die vom Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst (SMWK) geförderte Forschungsstudie wurde vom Kompetenzzentrum für Bildungs- und Hochschulforschung an der TU Dresden unter Leitung von Prof. Dr. Karl Lenz durchgeführt. Insgesamt fast 1300 Studierende aus fünf Lehramtsstudiengängen der TU Dresden, der Universität Leipzig und der TU Chemnitz beteiligten sich an der Befragung.
„Wir sind sehr froh über diese differenzierte Einschätzung des Lehramtsstudiums und nehmen die Ergebnisse sehr ernst“, erklärt Wissenschaftsministerin Dr. Eva-Maria Stange. Sie betont: „Das Lehramtsstudium soll die künftigen Lehrer passgenau und mit großem Praxisbezug auf ihre Arbeit an den Schulen vorbereiten. Gemeinsam mit den Hochschulen werden wir daran arbeiten, bestehende Defizite abzubauen. Dies betrifft auch die Hilfen für Studierende, die Zweifel haben, ob sie das richtige Studium gewählt habe oder sogar einen Wechsel in eine andere Studienrichtung erwägen. Denen sollen die Hochschulen besonders unter die Arme greifen, um die Absolventenquote weiter zu erhöhen.
Solche Maßnahmen werden wir weiter explizit fördern. Die Ministerin zeigt sich erfreut darüber, dass die überwiegende Mehrheit der Lehramtsstudierenden an den hiesigen Hochschulen den Freistaat als Wunschregion für ihren Berufseinstieg nennt. „Die Staatsregierung hat mit der Verbeamtung der Berufseinsteiger und der Höhergruppierung der Lehrer die Voraussetzungen geschaffen, damit die bei uns ausgebildeten jungen Lehrer künftig auch mehrheitlich bei uns bleiben“, unterstreicht Ministerin Dr. Stange.
Die Befragung ergab, dass das Lehramtsstudium überwiegend von Frauen gewählt wird. Im Wintersemester 2017/18 waren von den Studierenden mit Ziel Lehramtsabschluss in Sachsen 68 % Frauen. Von den an der Befragung teilnehmenden Lehramtsstudierenden sind knapp drei Viertel Frauen. Besonders hoch ist der Frauenanteil mit 92 Prozent bzw. 89 Prozent im Studiengang Lehramt an Grundschulen und Sonderpädagogik. Auffallend ist, dass 44 Prozent der Lehramtsstudierenden von Eltern abstammen, die beide keinen akademischen Abschluss haben. Bei der Gesamtheit der Studierenden sind dies nur 33 Prozent.
Ebenso ist in den Lehramtsstudiengängen der Anteil der Studierenden, die ihre Hochschulzugangsberechtigung in Sachsen erworben hat, höher als in allen Studiengängen an den Universitäten (57 Prozent zu 44 Prozent). Bei der Wahl der Hochschule sind den Lehramtsstudierenden die Nähe zum Heimatort oder auch Freunde, Partnerin, Partner oder Familie am Hochschulort deutlich wichtiger als den Universitätsstudierenden insgesamt. Bei den Lehramtsstudierenden von außerhalb wird an erster Stelle die Lebensqualität und das kulturelle Angebot am Studienort genannt, an zweiter Stelle folgen die geringen Lebenshaltungskosten.
Mehr als die Hälfte der Befragten möchte gern an einer Schule in Sachsen in den Beruf starten möchten. Ein weiteres knappes Viertel schließt einen Berufseinstieg in Sachsen nicht aus, möchte sich aber auch im gesamten Bundesgebiet oder im Ausland bewerben. Von den Studierenden, die in Sachsen ihr Abitur abgelegt haben, möchten 73 Prozent ausschließlich und weitere 20 Prozent möglicherweise auch in Sachsen in den Lehrerberuf starten.
Auch bei den Lehramtsstudierenden liegt die Gesamtzufriedenheit mit dem Studium auf einem hohen Niveau. 54 Prozent gaben an, mit der aktuellen Studiensituation zufrieden zu. Damit liegt die Gesamtzufriedenheit in den Lehramtsstudiengängen nur geringfügig unter dem Gesamtwert für das Universitätsstudium (58 Prozent). 60 Prozent der Lehramtsstudierenden an, dass in allen Lehrveranstaltungen eine gute didaktische Qualität vorhanden sei. Die fachliche Qualität des Studiums wird von 37 Prozent der Lehramtsstudierenden als sehr gut bewertet und weitere 57 Prozent geben eine mittlere Bewertung ab.
Wichtig ist den Lehramtsstudierenden ein hohes Maß an Schulpraxis. Von allen Befragten gaben fast vier Fünftel an, bereits ein Praktikum absolviert zu haben. Dabei stellen insbesondere die schulpraktischen Übungen durch ihre enge Verbindung von Vorbereitungs- und Nachbereitungsveranstaltungen an der Universität, sowie der Praxis in den Schulen eine Besonderheit dar. Von den 68 Prozent der befragten Lehramtsstudierenden, die die schulpraktischen Übungen bereits absolviert oder begonnen haben, zeigt sich ein großer Teil sehr zufrieden mit der Einbindung der Praxisübungen in den Studienablauf.
Die Leistungsaspekte des Lehramtsstudiums stellen sich für 73 Prozent der Studierenden als stärkste Belastungsfaktoren dar. 34 Prozent erleben ihre finanzielle Lage als belastend und 24 Prozent haben Orientierungsproblemen im Studium. Dagegen sehen sie gelassen dem Einstieg ins Berufsleben entgegen. Während fast jeder vierte Universitätsstudierenden die unsicheren Berufschancen als starke Belastung nennt, sind das bei den Lehramtsstudierenden nur 9 Prozent.
Problematisch wird die Vereinbarkeit von Lehrerstudium und Familie gesehen. 12 Prozent der Lehramtsstudierenden erfüllen mit Kinder- oder Angehörigenbetreuung Familienaufgaben. Sie beklagen mehrheitlich die ungünstigen Zeiten von Lehrveranstaltungen sowie Probleme mit der Finanzierung des Lebensunterhalts.
Die Sonderauswertung Lehramt im Rahmen der 3. Studierendenbefragung finden Sie unter www.studieren.sachsen.de
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