Traktoren hochpräzise steuern – genauer als Autos oder Flugzeuge. Das ist in Sachsen ab sofort mit dem amtlichen Satellitenpositionierungsdienst SAPOS möglich. SAPOS liefert in Echtzeit Korrekturdaten zu den Signalen von Navigationssystemen, die ein zentimetergenaues Navigieren ermöglichen.
Landwirtschaftsminister Thomas Schmidt und Innenminister Prof. Dr. Roland Wöller haben heute (14. September 2018) SAPOS auf den Betriebsflächen der Agraset Naundorf e. G. bei Rochlitz (Landkreis Mittelsachsen) freigeschaltet. Damit kann SAPOS ab sofort kostenfrei von sächsischen Landwirten und landwirtschaftlichen Dienstleistern genutzt werden. In einem ersten Schritt sollen Erfahrungen gesammelt werden, wie das System bei hohen Nutzerzahlen reagiert. Ziel ist es, in einem zweiten Schritt einen kostenfreien Dauerbetrieb für alle Nutzer zu realisieren.
„Durch die schnelle, unkomplizierte Zusammenarbeit unserer beiden Ministerien sowie dem Staatsbetrieb Geobasisinformation und Vermessung Sachsen geben wir heute der Digitalisierung der landwirtschaftlichen Produktion in Sachsen einen weiteren Impuls. Mit der freien Nutzung von SAPOS können die Landwirte die enormen Potenziale des Smart Farming für sich nutzen und ihre Maschinen zentimetergenau digital steuern“, sagte Staatsminister Schmidt.
„Dies ist ein weiterer großer Schritt zu unserem Ziel der ‚Open Data‘. Wir wollen öffentlich finanzierte Verwaltungsdaten für jedermann und möglichst kostenfrei zugänglich machen“, sagte Innenminister Wöller.
Für die Landwirtschaft sind die SAPOS-Korrektursignale von besonderem Interesse, um die Maschinen auf dem Feld genau führen zu können. Damit ist eine zielgerichtete Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Nutzflächen möglich, das Precision Farming. Dabei wird kleinräumig bewirtschaftet – je nach Verfügbarkeit von Nährstoffen und Ertragserwartungen.
Die Bewirtschaftung (Bodenbearbeitung, Aussaat, Düngung etc.) kann so sehr standortbezogen erfolgen. Zum Beispiel kann Pflanzenschutz viel stärker an die lokalen Gegebenheiten angepasst und somit umwelt- und ressourcenschonender ausgebracht werden. Precision Farming bringt durch die Einsparungen an Betriebsmitteln, Arbeitszeit sowie Maschinenkosten für den Landwirt ökonomische Vorteile.
„Die Verbindung von digitalen Technologien und Landwirtschaft bietet enorme Chancen und laufend neue Anwendungsmöglichkeiten. Unsere Zukunftsinitiative simul+ will eben dieses Potenzial durch eine enge Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft heben. Mit dem SAPOS-Korrektursignal können Potenziale von Smart Farming noch besser genutzt und ein großer Beitrag für den Umwelt- und Ressourcenschutz erbracht werden“, sagte Landwirtschaftsminister Schmidt.
Hintergrund: SAPOS ermöglicht die satellitengestützte Positionsbestimmung bis auf den Zentimeter genau. Der Dienst ist ein Gemeinschaftsprojekt der Vermessungsverwaltungen der Bundesländer. Sachsenweit werden 18 sogenannte Referenzstationen betrieben. Sie empfangen und verarbeiten kontinuierlich Daten der US-amerikanischen und russischen Satellitennavigationssysteme GPS und GLONASS. Damit werden Korrekturdaten berechnet, die der Nutzer – zusätzlich zu den direkt empfangenen Satellitensignalen – für eine hochgenaue Positionierung benötigt. Der Staatsbetrieb Geobasisinformation und Vermessung Sachsen stellt nun kostenfrei jede Sekunde Korrekturwerte für die empfangbaren Satelliten zur Verfügung. Die SAPOS-Signale sind flächendeckend in Sachsen verfügbar und die gemessene Position ist jederzeit wiederherstellbar, wenn die Feldarbeit unterbrochen werden musste.
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