Eine Studie unter Leitung des Herzzentrums Leipzig zeigt, wie die Sterblichkeit bei einem Herzinfarkt mit kardiogenem Schock verringert werden kann. Zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres konnten Kardiologen um Klinikdirektor Prof. Holger Thiele die Ergebnisse im renommierten New England Journal of Medicine publizieren.
Bei einem Herzinfarkt mit kardiogenem Schock, also einem Pumpversagen des Herzens, sollte lediglich das verschlossene Herzkranzgefäß behandelt werden. Dies zeigt die Auswertung der Ein-Jahresdaten der sogenannten CULPRIT-SHOCK-Studie, die jüngst im New England Journal of Medicine veröffentlicht wurde. Laut der mit über 700 betroffenen Patienten größten, randomisierten Erhebung ihrer Art sinkt die Sterblichkeit im Jahresvergleich um acht Prozent, wenn nur das direkt vom Infarkt betroffene Herzkranzgefäß behandelt wird.
„Unsere Studie hat schon die internationalen Leitlinien verändert“, sagt Studienleiter Prof. Holger Thiele, Direktor der Universitätsklinik für Kardiologie – Helios Stiftungsprofessur am Herzzentrum Leipzig. Bisher sollen bei einem Herzinfarkt in Kombination mit einem kardiogenen Schock mehrere Herzkranzgefäße und damit weitere mögliche Engstellen mitbehandelt werden.
„Wir konnten mit unserer Studie nachweisen, dass es bei diesem Vorgehen zu gefährlichen Begleiterkrankungen, wie schwerem Nierenversagen, und einer höheren Sterblichkeit kommt“, fasst Thiele die aktuellen Daten zusammen. „Zukünftig sollte lediglich das betroffene Infarktgefäß aufgedehnt werden. Dies wird die Behandlung sicherer machen, Lebenserwartung und Wohlbefinden der Betroffenen nach der Therapie maßgeblich verbessern.“
Die vereinfachte Methode, bei der mittels Katheter lediglich das verschlossene Herzkranzgefäß behandelt wird, ist im Herzkatheterlabor des Herzzentrums Leipzig jetzt bereits Standard. Das Herzzentrum ist seit Jahren führend in der Behandlung von Patienten mit akutem Herzinfarkt als auch mit kardiogenem Schock.
Die CULPRIT-SHOCK-Studie unter Federführung von Prof. Holger Thiele wurde von der Europäischen Union mit sechs Millionen Euro gefördert. Im Zeitraum von vier Jahren wurden an 83 europäischen Zentren 706 Patienten mit infarktbedingtem kardiogenen Schock aufgenommen. Allein 70 Patienten kamen vom Herzzentrum Leipzig. Bei den Teilnehmern ist nach einem Zufallsmechanismus entweder eine sofortige Mehrgefäß-Erweiterung oder nur eine Wiederherstellung der Durchblutung in der Infarktarterie vorgenommen worden.
Die Ergebnisse wurden am 25. August 2018 mit großem internationalen Interesse auf der Jahrestagung der European Society of Cardiology in München vorgestellt. Der Kongress wurde von über 30.000 Kardiologen besucht. Zeitgleich wurden Ergebnisse der Studie bereits zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres im angesehenen medizinischen Fachmagazin New England Journal of Medicine veröffentlicht. „Die erneute Publikation ist eine große persönliche Ehre für mich und unsere Forschungsleistungen“, freut sich Prof. Holger Thiele, „sie unterstreicht das Gewicht der CULPRIT-SHOCK-Studie sowie des Wissenschaftsstandorts des Herzzentrum Leipzig und der Universität Leipzig.“
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