Nachdem am gestrigen Tag auch die sechste Verhandlung zwischen der IG Metall und der Geschäftsführung der Neue Halberg Guss über einen Sozialtarifvertrag ohne Ergebnis geblieben ist, fordert die IG Metall das Unternehmen heute zu einer Schlichtung auf. Dafür schlägt die IG Metall Lothar A. Jordan als Schlichter vor. Jordan ist ehemaliger Vizepräsident des Arbeitsgerichts Mannheim und war 35 Jahre an verschiedenen Arbeitsgerichten als Richter tätig. Er verfügt über jahrzehntelange Erfahrung in der Leitung von Schlichtungs- und Einigungsstellenverfahren im gesamten Bundesgebiet.
Olivier Höbel und Jörg Köhlinger, Bezirksleiter der IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen bzw. der IG Metall Mitte: „Unser Angebot an die Arbeitgeberseite ist, sich auf das Schlichtungsverfahren und den von uns vorgeschlagenen Schlichter einzulassen. Dann, und nur dann sind wir bereit, den Streik in Leipzig und in Saarbrücken mit Beginn der Schlichtung vorerst auszusetzen. Dies könnte bereits am kommenden Montag der Fall sein. Dabei ist aber auch klar: Es geht um eine Aussetzung unter den genannten Bedingungen, nicht um die Beendigung des Streiks.“
Höbel und Köhlinger führen zur Begründung dieses Schrittes aus: „Unsere Kolleginnen und Kollegen in Leipzig und Saarbrücken streiken seit Mitte Juni, die Fernwirkungen auf die deutsche und internationale Industrie sind inzwischen breit gefächert. Die Fernwirkungen zeigen, welch große Bedeutung die Neue Halberg Guss für die Industrie hat und auch künftig haben könnte, würde sie gut und verantwortlich gemanagt. In inzwischen sechs Verhandlungen mussten wir aber feststellen, dass die Geschäftsführung dies nicht tut und den Arbeitskampf zusätzlich in unverantwortlicher Weise eskaliert.
Im Kern hat sie die Schließung des Werks in Leipzig und einen erheblichen Arbeitsplatzabbau in Saarbrücken angekündigt, ohne eine soziale Verantwortung für die davon betroffenen Kolleginnen und Kollegen übernehmen zu wollen. Eine historisch einmalige Provokation war es, im Laufe der Verhandlungen das ursprüngliche Abfindungsangebot gegenüber der IG Metall noch zu reduzieren, keine Sicherheit für die tatsächliche Auszahlung an alle Betroffenen zu geben und nicht in eine Maßregelungsklausel einzuwilligen, wie sie unter Tarifparteien üblich ist.
Wenn die Geschäftsführung keine Verantwortung übernimmt, dann übernehmen wir sie hiermit erneut. Wir schlagen daher die Einschaltung von Herrn Richter a.D. Jordan als Schlichter vor. Wir geben der Geschäftsführung der Neue Halberg Guss bis zum morgigen Abend, also Donnerstag, den 26. Juli, 24 Uhr Zeit, ihr Einverständnis zum Verfahren und zur Person zu erklären. Unsere Entscheidung ist geleitet davon, dass die IG Metall eben nicht die gesamte Wertschöpfungskette Schritt für Schritt stilllegen will.
Der Arbeitgeberseite scheint dies egal zu sein, der IG Metall ist es das nicht. Daher machen wir diesen Vorschlag und erwarten, dass sich so eine Lösung anbahnen lässt. Das alles wäre nicht nötig, wenn die Manager der Neue Halberg Guss Verantwortung für ihr Tun übernehmen würden, anstatt verbrannte Erde zu hinterlassen. Nun liegt es an der Geschäftsführung, sich zu entscheiden: Weitere Eskalation des Arbeitskampfes mit unabsehbaren Folgen für die Industrie oder das Eingehen auf unseren verantwortungsvollen Vorschlag.“
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