Das Naturkundemuseum sucht nach einem Käfer mit dem außergewöhnlichen Namen „Schmalflügliger Pelzbienenölkäfer“ und ruft dabei alle LeipzigerInnen zur Mithilfe auf.
Er ist mit ca. 1 cm ziemlich klein, schwarz-braun gefärbt und ziemlich unauffällig. Erst einmal deutet nichts darauf hin, dass er etwas Besonderes sein könnte. Und während er in den letzten Jahren bereits in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Thüringen gesichtet wurde, so scheint er um Sachsen bisher einen großen Bogen gemacht zu haben – der potentielle Neubürger mit dem etwas sperrigen Namen: Schmalflügeliger Pelzbienenölkäfer.
Ihm ist seit vielen Jahren der Käferforscher Dr. Johannes Lückmann aus Bensheim (Hessen) auf den Fersen, der alle Funddaten des unscheinbaren Krabblers aus Deutschland sammelt. Und für Sachsen ist sich Lückmann sicher, dass er auch bereits hier angekommen ist – nur finden muss man ihn nur noch.
Warum geht Lückmann davon aus, dass der Käfer auch in Sachsen mittlerweile beheimatet ist? Das Insekt breitet sich seit dem Beginn der 1990er Jahre vom Süden Deutschlands stärker aus. Mittlerweile gibt es Nachweise aus fast allen Bundesländern, nur aus den ostdeutschen fehlten sie, ehe der unauffällige Geselle 2010 erstmals in Brandenburg, 2015 in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern, 2016 in Sachsen-Anhalt und 2017 in Thüringen gesichtet wurde.
Nur aus Sachsen fehlen diese Nachweise – noch. Zu finden ist er eigentlich ziemlich leicht, denn man kann ihn von Anfang August bis Mitte September in Städten und anderen Siedlungen an regengeschützten Stellen wie z.B. den Wänden unter Balkonen oder den Eingangsbereichen von Häusern oder alten Mauern ruhig sitzend finden. Auch an den immer beliebter werdenden Bienennisthilfen kann man ihn gelegentlich beobachten.
Fliegen kann er nicht und großartig herumkrabbeln ist auch nicht sein Ding. Außerdem ist er ein Kostverächter, nimmt er während seiner kurzen Lebenszeit auch keine Nahrung zu sich. Lückmann vermutet, dass die Lebensbedingungen für einzelne Solitärbienen-Arten wieder besser geworden sind, so z.B. für die Pelzbienen, die an solchen trockenen Stellen im Boden ihre Nester anlegen.
S. muralis parasitiert diese so immens wichtigen Insekten – mit einer außergewöhnlichen Vermehrungsstrategie. Die Käferlarven klammern sich im Frühjahr an den zuerst ausfliegenden männlichen Bienen fest und wechseln bei der Bienen-Paarung auf das Weibchen. Mit diesem gelangen sie „per Taxi“ in das Nest, wo die Käferlarve dann die Nektarvorräte vertilgt. Die Bieneneier verspeist sie ebenfalls.
Nach dem Schlupf der Käfer legen deren Weibchen in der Nähe des Nestes ihre Eier ab – Nahrung für den Nachwuchs ist garantiert. Doch noch eine weitere Eigenschaft macht den Schmalflügeligen Pelzbienen-Ölkäfer so besonders, die er mit seinen Ölkäfer-Verwandten, den plumpen Maiwürmern oder der grün schillernden Spanischen Fliege, teilt: Er produziert das hochwirksame Reiz- und Nervengift Cantharidin.
Dieses wurde im griechischen Altertum zur Vollstreckung von Todesurteilen oder auch als Mordgift eingesetzt. Lückmann: „Noch heute findet Cantharidin in der Medizin Verwendung.“ Aber auch als Aphrodisiakum war es sehr beliebt. Das bloße Anfassen des Käfers ist laut dem Experten jedoch ungefährlich wie überhaupt der absolut harmlos ist.
Und dass es den Käfer mittlerweile auch in Sachsen gibt, das ja gewissermaßen von Bundesländern mit bereits nachgewiesenen Vorkommen umgeben ist, davon ist der Käferkenner überzeugt. Und so hofft Lückmann nun auf den ersten Fund der Art aus Sachsen und bittet ihm entsprechende Beobachtungen und Funde mitzuteilen. Als Belege sind Fotos willkommen. Portokosten werden erstattet.
Naturfreunde, die den Käfer gefunden haben, können sich bei Johannes Lückmann unter sitaris@t-online.de oder Ronald Schiller vom Naturkundemuseum Leipzig unter Tel.: 0341-9822141, ronald.schiller@leipzig.de melden.
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