Die Hepatitis als chronische Leberentzündung, verursacht durch Viren (Hepatitis B und C), gilt als eine Krankheit, der viele Jahre lang zu wenig Beachtung geschenkt wurde – selbst bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Erst 2010 wurden die Hepatitis-Viren in die Liste „globaler Killer“ aufgenommen. Seit 2011 wird der Welt-Hepatitis-Tag immer am 28. Juli begangen, zu Ehren des in jenem Jahr verstorbenen Entdeckers des B-Virus, Baruch Samuel Blumberg, eines US-amerikanischen Mediziners, der dafür den Nobelpreis erhielt.
In diesem Jahr nun lautet das Motto „Findet die fehlenden Millionen!“ Das bezieht sich beileibe nicht auf einen mysteriösen Goldschatz, sondern auf den Anspruch, unentdeckte Patienten zu finden. Millionen Menschen sind infiziert und wissen nichts davon – bis die Krankheit Beschwerden macht. „Dann ist jedoch oft schon der ideale Zeitpunkt für eine Therapie vorbei“, sagt Prof. Thomas Berg.
„Dabei gibt es sehr gute Screeningmethoden und sehr effektive Therapien. Je früher man damit beginnt, desto besser“, ergänzt der Leiter der Sektion Hepatologie am Universitätsklinikum Leipzig.
Bis zu 500 Millionen Menschen sind weltweit infiziert. Obwohl nicht jeder Betroffene auch erkrankt, sind Hepatitis B und C die Hauptursache für Leberkrebs. Die WHO hat sich vorgenommen, bis 2030 die Häufigkeit von Infektionen um 90 Prozent zu senken. Island könnte nach Aussagen von Prof. Thomas Berg das erste Land der Erde sein, das es schafft, Hepatitis C-frei zu sein. „Weil sie dort frühzeitig testen und behandeln“, erklärt er. In Deutschland sei es hingegen noch unklar, wie diese Ziele erreicht werden sollten.
„Da die Viren nur von Mensch zu Mensch übertragen werden, ist es wichtig, die Infektionsquellen auszutrocknen“, erläutert Berg. Solche Quellen fänden sich verstärkt bei sogenannten Risikogruppen – Menschen mit riskantem Sexualverhalten oder Drogenkonsum. „Dort muss man die Menschen erreichen, um die Infektionsketten zu unterbrechen“, meint der UKL-Leberexperte. Dazu bräuchte es neben Gesundheitsprogrammen auch viel politischen Willen.
Hepatitis C erst 1989 entdeckt
Doch auch Menschen, die sich keiner Risikogruppe zuordnen, können zu den Millionen unentdeckter Infizierter gehören. „Wer aus Ländern mit einem niedrigeren Hygienestandard als hierzulande stammt oder wer vor 1990 eine Bluttransfusion erhalten hat – Hepatitis C wurde schließlich erst 1989 entdeckt – sollte seine Leberwerte messen lassen“, betont Prof. Berg. Seien diese erhöht, könnte dies Zeichen für eine Hepatitis sein. „Weil aber eine Leberentzündung nicht nur durch Viren ausgelöst werden kann, würden wir auf dem Weg auch die andere Ursache für die Entzündung entdecken können“, erläutert der Mediziner.
Dass bei den normalen Gesundheits-Checkups für Jedermann in Deutschland keine Leberuntersuchung enthalten ist, eine mögliche Hepatitis so nicht entdeckt werden kann, bedauert Thomas Berg sehr.
„Andere Länder denken schon über ein Bevölkerungs-Screening nach oder zumindest eines für bestimmte Risiko- oder Altersgruppen“, so Prof. Berg, „in Deutschland geht man jedoch davon aus, dass sich bei einem Anteil Infizierter von zirka 0,5 Prozent der Gesamtbevölkerung ein Screening der Allgemeinbevölkerung nicht ‚rechne‘.“ Schätzungen zufolge gibt es hierzulande wohl rund 150.000 Unentdeckte. Pro Jahr werden dem Robert-Koch Institut etwa 5000 neuentdeckte Hepatitis-Fälle gemeldet.
Therapierbar ist die Krankheit heutzutage auf jeden Fall. Für Hepatitis C gibt es zwar keine Impfung. Doch ist eine einfache und nebenwirkungsarme Therapie auf Tablettenbasis möglich, die nur wenige Wochen dauert. Auch Hepatitis B ist mittlerweile sehr gut behandelbar, bisher aber meist mittels Dauertherapie. Kurzzeittherapien seien allerdings in Entwicklung, meint UKL-Experte Berg und ergänzt: „Der beste Schutz gegen Hepatitis B ist immer noch die Impfung.“
Teilnahme an Impfstudie möglich
Wer unter 45 Jahre alt und nicht gegen Hepatitis B geimpft ist, kann an einer aktuellen Impfstudie unter Leitung von Prof. Thomas Berg teilnehmen. In dieser Studie wird die Wirksamkeit eines neuen Impfstoffs untersucht, welcher sich in kleineren Studien zuvor als sicherer und effektiver Impfstoff gegen Hepatitis B gezeigt hat.
Bei Interesse und weiteren Fragen:
- Telefon: 0341 97-24831 oder 0341 97-12328
- E-Mail: Studien-Hepatologie@medizin.uni-leipzig.de
- Bitte Betreff „Hepatitis-B-Impfstudie“ angeben.
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