An der Universitätsbibliothek Leipzig wurden am 16. Juni die Preisträger im Projekt „Coding da Vinci Ost 2018“ gekürt. Die Teams haben Kulturdaten von rund 30 Kulturinstitutionen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen kreativ und digital neu verknüpft und aufbereitet. Zu den Gewinnern zählen unter anderem eine App für die Erkennung von Vogelstimmen, Mini-Games mit Fallobst und eine Webanwendung für Touren auf historischen Radwegen.
Welche Schätze verbergen sich in den Kulturdaten dieser Region? Wie können sie mit etwas Fantasie zu etwas gänzlich Neuem kombiniert werden? 140 Teilnehmende hatten im April die Gelegenheit bekommen, innerhalb von neun Wochen mit den Daten der beteiligten Kulturinstitutionen zu arbeiten und in Teams neue Projekte zu entwickeln. Dabei handelte es sich um digitalisierte Zeichnungen, Handschriften, Drucke, Metadaten, Töne oder andere Kulturdaten.
Zur Preisverleihung stellten sich alle Projekte aus „Coding da Vinci Ost“ öffentlich vor. Eine hochkarätige Jury beurteilte die Umsetzung und zeichnete die Gewinner in den verschiedenen Kategorien aus. “Wir freuen uns über die Vielfältigkeit und vor allem Qualität der entstandenen Projekte, was sich bei der Jury-Entscheidung in einer sehr konstruktiven Diskussion gespiegelt hat”, sagte Prof. Dr. Ulrich Johannes Schneider, Direktor der Universitätsbibliothek (UB) Leipzig und zugleich Mitglied der Jury.
Die Gewinner in den sechs Kategorien lauten:
Kategorie 1: most technical – Die technisch anspruchvollste App: JibJib
JibJib ist eine mobile App, die Nutzern auf anschauliche und spielerische Art und Weise den Zugang zur Vogelkunde ermöglichen soll. Der Trainingsdatensatz besteht aus mehr als 80.000 Audioaufnahmen von knapp 200 Vögeln, aufgenommen in Deutschland und zum Teil bereitgestellt vom Tierstimmenarchiv des Naturkundemuseums Berlins, sowie ergänzt mit Audiodateien des Vogelstimmen-Archivs auf xeno-canto.org.
Kategorie 2: most useful – Die nützlichste App: Nachgeradelt.de
Nachgeradelt.de ist der Prototyp einer Webanwendung, mit der die Touren historischer digitalisierter Tourenbücher für Radfahrer ausprobiert und mit anderen Kulturdaten verknüpft werden können. Das Projektteam sammelte alle digitalisierten Touren im Umfeld von Leipzig zwischen 1880 und 1930, um eine ausgewählte Strecke testweise zu befahren und Stationen entlang des Weges digital mit Details und Zusatzinformationen anzureichern. Datengrundlage bildeten Das Fahrrad (SLUB Dresden), Wikipedia, Wikisource, Wikidata sowie sächsische Adressbücher, Karten und Ansichten (Digitale Sammlungen der SLUB Dresden).
Kategorie 3: best design – Die beste Visualisierung: SnailSnap
Die Sammlung des Naturkundemusems Berlin umfasst tausende Schneckengehäuse unterschiedlicher Form und Farbe. Für „Coding da Vinci Ost“ wurden über 6000 Bilder verfügbar gemacht, die verschiedene Ansichten der Schneckengehäuse zeigen. Durch „SnailSnap“ wird man gewissermaßen selber zur Schnecke gemacht, besser gesagt, zu einem Haufen von Schnecken. Als Besucher des Museums kann man vor Ort per Kamera ein Bild von sich aufnehmen. Dieses wird zuerst einer automatisierten Personenerkennung unterzogen, um den Hintergrund auszublenden und den Fokus komplett auf das Motiv zu legen. Aus dem Bild wird im Anschluss ein Mosaik erzeugt, zusammengesetzt aus Schneckengehäusen – ein Schneckenselfie.
Kategorie 4: funniest hack – Die amüsanteste Idee: Äpfel und Birnen
In diesem Online-Spiel tauchen die Spieler ein in das spannende Leben von Obst. Sie müssen Aufgaben lösen und erhalten dabei Informationen über die physischen, geschichtlichen und optischen Eigenschaften der Obstsorten – präsentiert mit modernsten audiovisuellen Kulturtechniken. Datengrundlage bildeten Modellfrüchte aus Wachs (Stiftung Schloss Friedenstein), Modelle antiker Bauwerke aus Kork (Stiftung Schloss Friedenstein), Buchhändlerportraits (Deutsches Buch- und Schriftmuesum) und ein Herbarium (Gleimhaus – Museum der deutschen Aufklärung).
Kategorie 5: out of competition – Mit besonderer Bedeutung für den Kulturbereich: Die virtuelle Mittagsfrau
Das Portal spinnt Geschichten animiert durch Fotos der Flachsherstellung und Geschichten auf Deutsch, Nieder- oder Obersorbisch. Diese werden dann jeweils in die andere Sprache übersetzt und es entsteht ein multilinguales Geschichtenportal. Das kann zu verschiedenen Zwecken genutzt werden: die Kinder in den sorbischen Kindergärten können so anhand von Geschichten ihre eigene Fantasie entwickeln. Die größeren Kinder bis hin zu Abiturienten können selbst ihre Werke in das Portal einpflegen. Schließlich ist es für alle Interessierten eine gute Adresse, um sich über einen wesentlichen Bestandteil der sorbischen Kulturgeschichte zu informieren: auf spielerische, kreative Weise.
Kategorie 6: everybody’s darling – Der Publikumspreis: JibJib
Auch in dieser Kategorie gewann die App JibJib (siehe Kategorie 1).
„Die App JibJib bietet einen spielerischen Einstieg in die Vogelkunde und wird wie zahlreiche andere Projekte sicherlich über Coding da Vinci hinaus Nachhaltigkeit beweisen“, so Schneider. Die Ergebnisse von „Coding da Vinci“ werden unter einer offenen Lizenz für die weitere (Nach-)Nutzung veröffentlicht. „Coding da Vinci Ost“ wird gemeinschaftlich von der UB Leipzig, dem Institut für Digitale Technologien (IfDT) und dem OK Lab Leipzig veranstaltet.
Die Jury setzte sich aus Prof. Dr. Sören Auer, Direktor der Technischen Informationsbibliothek Dresden, Stephan Bartholmei, Projektkoordinator der Deutschen Digitalen Bibliothek, Helene Hahn, freie Projektleiterin Tech & Community, Dr. Skadi Jennicke, Bürgermeisterin und Beigeordnete für Kultur der Stadt Leipzig und Prof. Dr. Ulrich Johannes Schneider, Direktor der UB Leipzig, zusammen.
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