Jeder ist seines Glückes Schmied. Wer sein Glück versucht, kann Glück haben und das große Glück finden. Ein echter Glücksfall! Doch was ist eigentlich Glück? Kann man Wünsche an den Kosmos senden und Glück buchen? Höchste Zeit, diesen mystischen Begriff einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.
Und so startet das älteste Kinder- und Jugendtheater Deutschlands mit neuen Ideen und dem Spielzeitmotto: „Zum Glück“ in seine 72. Spielzeit. Jürgen Zielinski, Intendant des TdJW: „Mit dem Spielzeitmotto und den neuen Stücken und Projekten wollen wir uns nicht nur den Glücksgefühlen widmen, sondern auch der Frage, was es braucht, um glücklich zu sein. Wo kommt die viele Unzufriedenheit her und wie gehen wir damit um? Unser Theater versteht sich als Theater der Lebensperspektiven und das macht unser Programm und unsere Theaterphilosophie aus! Wir wollen unser Publikum auf eine theatrale Forschungsreise mitnehmen und für Glücksmomente im Umgang miteinander sorgen.“
Zehn Neuinszenierungen sowie zahlreiche neue Projekte und Reihen stehen 2018/19 auf dem Programm. Dem Glück widmet das TdJW dabei gleich eine ganze Reihe – „Glückstag(e)“, ab 20. September geht es an jeden dritten Donnerstagabend im Monat auf eine theatralperformativ-musikalische Reise. Zur Seite stehen dabei wahre Glücks-Experten, vom Croupier, über den Schweinezüchter bis zum Unglückschor. Die Szenische Einrichtung verantwortet Christan Fuchs.
Meckern für die Demokratie! Das zweite neue Format in der kommenden Spielzeit „Das große Meckerwelttheater“ ist inspiriert von politischen und theatralen Institutionen wie dem englischen „Speaker’s Corner“ und dem „Stehgreif-Hans-Wurst-Theater“. Das TdJW schafft eine neue Leipziger Diskussionsplattform für Toleranz und Meinungsfreiheit, auf die natürlich alles gehört, was den Leipziger Bürger*innen am Herzen und auf der Zunge liegt. Und geht dabei in die Keimzelle der öffentlichen, demokratischen Kommunikationskultur – den Wochenmarkt (im Juni sowie August bis Oktober 2018 auf Leipziger Wochenmärkten).
In der kommenden Spielzeit finden sich, neben diesen neuen Formaten, gleich fünf Uraufführungen auf dem Spielplan: Im Puppentheater startet die Spielzeit am 7. Oktober mit einer Uraufführung und lustvoller Neubetrachtung Grimmscher Märchen. „Wenn ich das 7. Geißlein wär“, nach dem Bilderbuch von Karla Schneider, spielt mit Varianten, wie das Märchen hätte verlaufen können und rückt das Wörtchen „Wenn…“ spielerisch ins Zentrum; Regie: Christian Georg Fuchs. Diese Premiere ist zugleich TdJW-Debüt für die beiden Puppenspieler*innen und neuen Ensemblemitglieder Clara Fritsche und Moritz Ceste.
Vom Glück der Drachen erzählt das große TdJW-Weihnachtsstück „NICOBOBINUS oder die verwegene Reise ins ferne Land der Drachen“ (Premiere am 17. November). Von einem Mann verwunschen, wurden Nicobobinus Hand, Fuß und Nacken zu Gold – nun verfolgen ihn und seine Freundin Rosi gefährliche und goldgierige Schurken. Schnell muss Drachenblut her, denn nur dieses kann helfen. Boris von Poser inszeniert den fantastischen Stoff, nach dem Kinderbuch von Terry Jones.
Dieser ist hierzulande vor allem als Mitglied der genial komischen Monty-Python-Gruppe bekannt. In England ist der Kinderbuchautor Terry Jones allerdings eine feste Größe. Seinen 1985 erschienenen „Nicobobinus“ hat Katrin Lange nun fürs Theater neu bearbeitet. Als Autorin für große Kinderstoffe ist sie am TdJW regelmäßig u. a. mit „Ikar“ oder „König der Kinder: Macius“ in Erscheinung getreten.
Das erste Mal feiert im regulären Spielplan des TdJW eine Jugendclub-Inszenierung Premiere. Unter dem Titel „Teenage Widerstand“ wird von Oktober 2018 bis zum 2. März 2019, unter der Leitung von Theaterpädagogin Caroline Mährlein und den Choreographen Lukas Steltner und Joy Ritter, intensiv zu dem Phänomen jugendlicher Protestbewegungen diskutiert, improvisiert und geprobt. Immer häufiger bewegen momentan Kinder und Jugendliche die Massen und das oft in Bereichen, in denen Erwachsene jahrzehntelang versucht haben, einen Wandel zu bewirken. Dass solche Phänomene nicht neu sind, zeigt ein Blick in die Geschichte (z. B. die 68er Bewegung oder die „Leipziger Meuten“ in den 1930er Jahren) – ist die junge Generation die besseren Utopisten? Mitspielen ab 14 Jahren ist möglich – alle Informationen rund um die Produktion und das Casting gibt es beim Clubauftakt am 1. September um 15:00 Uhr im TdJW und unter c.maehrlein@tdjw.de
Ein zentraler Aspekt der künstlerischen Arbeit des TdJW sind internationale Projekte und Kooperationen, so auch in der kommenden Spielzeit. Dann heißt es – let’s go international mit einer Uraufführung für die Allerkleinsten ab 2 Jahren. Die Produktion „Splikifant“ beschäftigt sich mit der Klangwelt von Kleinkindern in Georgien und Deutschland. Wie lernen Kinder in unterschiedlichen Ländern sprechen, welche Laute werden zuerst gesprochen, wie entstehen Fantasiesprachen?
„Splikifant“ – eine Verbindung des georgischen und des deutschen Wortes für „Elefant“ – ist eine Theater-Koproduktion des TdJW mit dem Nodar Dumbadze Professional State Youth Theatre aus Tiflis. Beide sind die ältesten Kinder- und Jugendtheater ihres Landes und wir freuen uns daher über die neue Verbindung und über 160 Jahre geballte Theatererfahrung für junges Publikum! Regie führt Jule Kracht. Die Produktion wird im Dezember 2018 in Tiflis uraufgeführt und ist ab April 2019 in Leipzig zu sehen.
Lokaler wird es bei der nächsten Uraufführung. Ihren 200. Geburtstag würde Clara Schumann 2019 feiern – Grund genug für ganz Leipzig, künstlerisch und musikalisch gesehen, kräftig in die Tasten zu greifen. Leipzigs renommierte Kulturinstitutionen und Künstler*innen sowie internationale Gäste feiern Clara Schumann 2019 in ihrer Geburtsstadt!
Selbstverständlich spielt Clara Schumann auch am TdJW die „erste Geige“, mit der Uraufführung von „Mädchenmonstermusik!“, einem Theaterstück von Winnie Karnofka mit Live-Musik, in der Regie von Michaela Dicu, Komposition Tom Smith und Moritz Eggert. Ein emotionales und musikalisches Kaleidoskop der Tastenlöwin Clara Schumann, ein Mädchen, das „mehr Kraft hat als sechs Knaben zusammen!“ (Goethe) hatte. Ein Blick auf das Wunderkind, das schon als Neunjährige im Leipziger Gewandhaus debütierte. In Kooperation mit Schumann-Verein Leipzig e.V.
Zudem auf dem Spielplan – „norway.today“, ein Jugendstück-Klassiker der Gegenwart von Igor Bauersima. Regie führt Ensemblemitglied Philipp Oehme, der sich auf seine erste Regiearbeit in Leipzig freut. TdJW-Ensemblemitglied Julia Sontag zeigt ihr Regiedebüt mit Mike Kennys „Die Seiltänzerin“. Mike Kenny gewann zahlreiche Dramatikerpreise in Großbritannien, Kanada und Deutschland. In seinem poetischen Stück „Die Seiltänzerin“ umkreist er konkrete Fragen des Lebens, Julia Sontag wird den poetischen Stoff für das Puppentheater inszenieren.
Mit „Peter Pan“ geht es am 30. September auf Reise ins Nimmerland. Intendant Jürgen Zielinski bringt Peter Pans berühmte Abenteuergeschichte frei nach James M. Barrie, in einer Fassung von Ulrich Zaum, auf die große Bühne des TdJW. Über die Macht der Phantasie und den oft nicht leichten Abschied vom Kindsein. 2014 mit dem Deutschen Kindertheaterpreis ausgezeichnet und 2016 zu den renommierten Mülheimer Theatertagen eingeladen, ist eines der derzeit meist gespielten Kinderstücke über die Zeit des Nationalsozialismus „Was das Nashorn sah, als es auf die andere Seite des Zauns schaute“.
In Jens Raschkes brisantem Stück blicken die fiktiven Tiere des, historisch real verbrieften „Zoologischen Gartens Buchenwald“ über den Zaun des angrenzenden Konzentrationslagers und erblicken, was die „Gestiefelten“ den „Gestreiften“ antun. Jürgen Zielinski wird das starke Plädoyer für Zivilcourage inszenieren. Premiere ist am 9. März.
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