Die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig) bildet Ingenieure aus, denen Praxisbezug im Studium von Anfang an vermittelt wird, und das erfolgreich: wie schon in den vergangenen beiden Jahren konnten sich drei Absolventen der HTWK Leipzig bei der Ausschreibung zum Förderpreis des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) Bezirksverein Leipzig e.V. durchsetzen.
Mit diesem Preis werden alljährlich herausragende Leistungen von Studierenden und Absolventen auf dem Gebiet der Ingenieurwissenschaften prämiert, die sich durch ihren besonders innovativen Charakter, Interdisziplinarität und den Gedanken der Wirtschaftlichkeit auszeichnen.
Die Preisverleihung fand am 22. Juni 2017 an der HTWK Leipzig statt. Die Preise wurden von Dipl.-Ing. Mark Scholze, Vorstandsmitglied des VDI Bezirksvereins Leipzig e.V., überreicht.
Der 1. Preis ging an Carsten Hempel für seine Masterthesis mit dem Titel “Entwicklung von Schaftkonzepten für diagnostische und therapeutische Eingriffe in der Gynäkologie“. Die Arbeit beschäftigt sich mit der Endoskopie der Gebärmutter. Um die Patientin bei dem Eingriff nicht zu verletzen und eine minimalinvasive Operation zu ermöglichen, muss der Umfang des Endoskopie-Schaftes sehr klein sein. Die Herausforderung besteht darin, verschiedene Kanäle – für das Operationswerkzeug, für die Spülflüssigkeit und für optische Instrumente – in dem Schaft unterzubringen und voneinander zu trennen. Dafür wurden aus verschiedenen Ansätzen und Ideen neue Konzepte entwickelt. Vier davon wurden konstruiert und als Prototypen aus dem 3D-Druck für weitere Versuche aufgebaut. Betreuer der Arbeit waren Prof. Dr.-Ing. Detlef Riemer (HTWK Leipzig) und Dipl.-Ing. Hannes Miersch von der Olympus Winter & Ibe GmbH Hamburg, in deren Entwicklungsabteilung „Surgical Therapie Mechanics (STM)“ die Arbeit geschrieben wurde.
Den 2. Preis erhielt Martin Feldmann für seine Masterarbeit zum Thema “Störunterdrückung von Sprachsignalen mittels psychoakustischer Wavelet-Packet Transformation”, die von Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Reinhold (HTWK Leipzig) und von Dipl.-Ing. Thomas Valten von der Firma Rohde & Schwarz GmbH München betreut wurde. Der in der Arbeit entwickelte Algorithmus nutzt eine Zerlegung stark verrauschter Sprachsignale in zeit- und frequenzabhängige Bestandteile, die dem menschlichen Wahrnehmungsverhalten angepasst sind. Damit kann die Sprache optimal von Störgeräuschen getrennt werden. „Neben erfolgreichen Simulationen und der Software-basierten Erprobung hat Martin Feldmann auch einen geeigneten Vorschlag für die Implementierung des entwickelten Systems in einen programmierbaren Schaltkreis erarbeitet, um den Ressourcenaufwand für eine Echtzeitsignalverarbeitung aufzuzeigen“, so Prof. Wolfgang Reinhold.
Mit dem 3. Preis wurde Philipp Sieder für seine Masterarbeit mit dem Titel “Optimierung statischer Code-Analysen durch Technologien des Semantic Web” ausgezeichnet. Darin beschäftigte er sich mit der Analyse der Sicherheit von Computerprogrammen noch vor deren Ausführung, indem verschiedene Eigenschaften durch eine automatisierte Untersuchung des Quelltextes geprüft werden. Seine Hauptmotivation leitete Philipp Sieder aus der Tatsache ab, dass existierende Werkzeuge zumeist Insellösungen mit eigenen Datenstrukturen sind. Er hat das Problem hingegen in Standarddatenstrukturen des sogenannten „Semantic Web“ überführt, so dass die Untersuchung der Sicherheit eines Programms durch bereits vorhandene Algorithmen der Graphanalyse erfolgt.
Das „Semantic Web“ ist eine Erweiterung des Internets durch zusätzliche Informationen in einem Webdokument, die bewirken, dass Daten besser unterschieden und damit eindeutiger zugeordnet werden können. „Die erzielten Ergebnisse in einem kleinen Bereich der IT-Sicherheit können sich mit professionellen Werkzeugen messen. Insbesondere ist die Rate der falsch gemeldeten Sicherheitsfehler vergleichsweise gering. Philipp Sieder hat durch sein Proof-of-Concept eine neue Perspektive auf den Themenkomplex der Sicherheitsanalyse geöffnet“, so Prof. Dr. Karsten Weicker, der gemeinsam mit Prof. Dr. Thomas Riechert (beide HTWK Leipzig) die Arbeit betreut hat.
Die Förderpreise des VDI Bezirksvereins sind mit der Ausreichung einer Urkunde und einer finanziellen Anerkennung verbunden – der erste Preis ist mit 1.200 Euro dotiert, der zweite mit 800 Euro und der dritte mit 600 Euro. Das Preisgeld wird von Sponsoren aus der Wirtschaft zur Verfügung gestellt.
Hintergrund: Das Kuratorium des VDI Bezirksvereins Leipzig e.V. ruft alljährlich im Oktober Studierende und junge Naturwissenschaftler auf, bis zum 31. Januar des Folgejahres in Abstimmung mit ihren Betreuern herausragende Arbeiten einzureichen. Es können sowohl Einzelarbeiten als auch Arbeiten von Projektgruppen eingereicht werden. Die herausragenden Leistungen auf dem Gebiet der Ingenieurwissenschaften müssen als Ergebnis studentischer Studien- und Forschungs- sowie Diplomarbeiten und Dissertationen erbracht worden sein. Die Bewertung erfolgt durch das Kuratorium unter Beteiligung einer Jury. Das Kuratorium besteht aus ausgewählten Vertretern von Wirtschaft, Industrie, Bildung und Presse, die im Auftrag des VDI Bezirksverein Leipzig e.V. über den Förderpreis Aufsicht führen.
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