Der Landessportbund Sachsen als Interessenvertreter des organisierten Sports im Freistaat nimmt die vom sächsischen Kultusministerium geplanten Änderung der Stundentafeln mit großem Bedauern zur Kenntnis. Der Schulsport hat einen unschätzbaren Wert für die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen – einen für die Schülerinnen und Schüler so wichtigen Reiz aus der Stundentafel zu nehmen, muss demzufolge kritisch betrachtet werden.
„Sachsen ist im Bildungssektor führend und soll das auch bleiben“, betont der Präsident des Landessportbundes (LSB), Ulrich Franzen. „Dazu gehört auch eine umfassende sportliche Ausbildung der Schüler. Die Kürzung von Wochenstunden im Schulsport kann und darf demnach nicht das Ziel der sächsischen Bildungspolitik sein.“
Vor allem in der Grundschule profitieren Kinder vom Schulsport
„Auch, wenn es gelungen ist, die Streichung der dritten Sportstunde über alle Klassenstufen hinweg zu verhindern, sind wir mit dem jetzigen Ergebnis nicht zufrieden“, resümiert Franzen. „Eigentlich muss es das Ziel sein, zumindest im Grundschulbereich die Anzahl der Sportstunden zu erhöhen.“
Gerade in diesem Alter ist die Entwicklung der motorischen Fähigkeiten bei Kindern mit anderen sensiblen Lernphasen verknüpft. So hängen sowohl Fähigkeiten im Bereich der Wahrnehmung und Kognition als auch die Ausbildung grundlegender sozialer Kompetenzen nicht zuletzt auch am Sportunterricht. Vor allem der Wegfall der dritten Sportstunde in der vierten Klassenstufe ist somit nicht nachvollziehbar.
Schulsport für eine gesunde Entwicklung
Die Entscheidung widerspricht außerdem dem Gesundheitsziel des Freistaates Sachsen: „Gesund aufwachsen“. Mit dem Schulsport wird nun das einzige Fach gekürzt, dessen sportliches Angebot alle Kinder und Jugendlichen erreicht.
Er dient nicht nur der sportlichen Ausbildung, sondern stärkt grundlegende motorische und kognitive Fähigkeiten und beugt somit Haltungsschäden, Unfällen und weiteren Erkrankungen vor. Zudem fördert Bewegung im Sportunterricht den Stressabbau und stärkt den Zusammenhalt und Teamgeist im Klassenverband.
Weiterer Dialog mit dem Kultusministerium nötig
Zu begrüßen ist das schulformübergreifende Festhalten an den drei Sportstunden in den Klassenstufen 5 und 6. Im Gegensatz zu den ersten Überlegungen im März gewährleistet das sächsische Kultusministerium somit, dass alle Schüler in diesem Altersbereich mindestens zweimal in der Woche Sport treiben.
Die den einzelnen Schulen eingeräumte Möglichkeit, unter Einhaltung bestimmter Rahmenbedingungen von den Vorgaben der Stundentafeln abzuweichen, darf nicht dazu führen, dass aus den zwei Stunden Sport nur noch eine wird, oder aus den drei Stunden nur noch zwei. Dies führt aus Sicht des LSB nicht zu einer umfassenden Bildung und Erziehung und somit zu keiner nachhaltigen Sicherung der Bildungsqualität im Freistaat Sachsen.
Die Aufstockung der finanziellen Förderung für Ganztagesangebote sieht der Landessportbund Sachsen zwiespältig. Auf der einen Seite besteht die Chance der Kooperation von Sportvereinen und Schulen, auf der anderen Seite ist der organisierte Sport nicht in der Lage, flächendeckend Angebote zu unterbreiten. Auch werden durch die Ganztagesangebote nicht alle Schüler erreicht. Ein Ersatz für den Schulsport kann der Vereinssport somit nicht sein. Darüber und insbesondere über die Anpassung der Förderrichtlinie wird der LSB Sachsen mit dem Sächsischem Staatsministerium für Kultus intensiv diskutieren.
Sachsen kürzt die Stundentafel ausgerechnet um Deutsch und Sport
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