Vertreter und Vertreterinnen von Karstadt Leipzig reisten am 5. Juni über 600 km nach Luxemburg, um dort, am Geschäftssitz des Vermieters Petersstrasse S.à r.l. rund 50.000 Unterschriften von Menschen aus Leipzig und ganz Deutschland zu überreichen.
„Wir wollten klarmachen, dass die Kündigung unserer Filiale mit der Folge von rund 400 Arbeitsplatzverlusten von einer riesengroßen Anzahl von Bürgerinnen und Bürgern als inakzeptabel empfunden wird“, erklärt Filialgeschäftsführer Michael Zielke. „Es geht uns natürlich um unsere lieben Kundinnen und Kunden und unsere vielen treuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Aber es geht uns auch um Leipzig, eine Stadt, in der wir mit Herzblut Händler sind und auch bleiben wollen. Geht Karstadt aus der Innenstadt, sind Nachteile für viele weitere kleine Händler zu befürchten. Ich habe in den vergangenen Wochen viele, viele besorgte Kolleginnen und Kollegen aller möglichen Geschäfte gesprochen, die Angst haben.“
Anders als vereinzelt angenommen, sei nach eigener Beurteilung die Miete der Filiale bereits hoch und liege über dem Schnitt in Leipzig. Karstadt Leipzig sei ein grundsolides und erfolgreiches Haus, aber eine Mieterhöhung um fast 70 Prozent sei schlicht nicht leistbar. Es gebe andere Möglichkeiten, um Karstadt am Standort zu behalten und damit in der Spitze rund 400 Arbeitsplätze bei Karstadt, Partnern und Mietern zu sichern. „Dafür muss man aber miteinander im Gespräch bleiben“, so Zielke.
Nach wie vor herrsche Empörung und Trauer über die Alternativen drastische Mieterhöhung oder Kündigung. Das habe man auch bei der Menschenkette am 9. Mai mit fast 500 Teilnehmern gespürt. „Wir wollen mit unserem Besuch klar machen, dass wir nicht einfach Mieter oder Untermieter und damit ein wirtschaftlicher Faktor sind.
Wir sind vor allem Menschen und wollen ernst genommen werden. Heute sind einige von uns über acht Stunden im Zug gefahren, um die Stimmen von über 50.000 Menschen hier in Luxemburg zu Gehör zu bringen“, erklärte Zielke. Er bedanke sich beim örtlichen Betriebsrat, Karstadt Gesamtbetriebsrat und anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die den weiten Weg nicht gescheut hätten.
„Wir kämpfen bis zur letzten Minute um eine einvernehmliche Lösung und wissen dabei unsere Unternehmensleitung hinter uns. In einer Zeit, wo Karstadt erstmalig seit Jahrzehnten mehrere neue Filialen eröffnet und die Digitalisierung nun voll nutzen kann, um sich zu einem vernetzten Marktplatz weiterzuentwickeln, ist eine plumpe Schließung wegen Streitigkeiten im Zuge einer meiner Meinung nach utopisch hohen Mietforderung ein Anachronismus.“
Und sollte es zum Äußersten kommen und so viele Menschen stünden einfach so auf der Straße, werde man dies nicht heimlich still und leise tun, stellte Zielke klar. „Den durch eine mögliche Kündigung ausgelösten Schicksalen müssen wir die Aufmerksamkeit verschaffen, die ihnen zukommt. Das bin ich meinem phantastischen Team schuldig.“
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