Die Stiftung Bürger für Leipzig lädt für Montag, 18. Juni ab 15.30 Uhr zur Diskussion über das Verhältnis von Haupt- und Ehrenamt in der Flüchtlingshilfe. Ab 18 Uhr steht die Sächsische Staatsministerin für Gleichstellung und Integration Petra Köpping (SPD) in einer Podiumsdiskussion zum Austausch mit den Gästen zur Vergügung. Die Veranstaltung findet in der Volkshochschule Leipzig statt.
Wer braucht wen? Die fragile Balance zwischen bürgerschaftlichem Engagement und der Verantwortung von Politik und Verwaltung
„Ihr schafft das schon“. Diese Worte hören Ehrenamtliche oft, wenn Herausforderungen in der Arbeit mit Geflüchtete auftreten. Verlässt sich die Stadtverwaltung zu sehr auf die ehrenamtliche Unterstützerszene in Leipzig? Dieses Thema wird von haupt- und ehrenamtlich organisierten Engagierten mit der Landesministerin im Forum Bürgerstadt zu diskutieren sein.
Was ist leistbar und von wem?
Welche Anforderungen sind tatsächlich mit freiwilligem Engagement zu bewältigen? Welche Aufgaben können nur bei den Hauptamtlichen in Verwaltung und Politik liegen? Im Vorfeld der Podiumsdiskussion tauschen sich dazu ab 15.30 Uhr Vertreterinnen und Vertreter von Vereinen mit hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus. Sie wollen klären: Wo gibt es Bedarfe, welche Angebote fehlen?
Seit Herbst 2015 wurden wichtige Strukturen für Geflüchtete geschaffen. Zahlreiche Organisationen haben sich in großer Eile um die Unterbringung und Versorgung der vielen Geflüchteten gekümmert. Die Art der „Baustellen“ hat sich seither verändert, die Leistungsfähigkeit der kommunalen Angebote erweist sich in manchen Feldern als nicht ausreichend. Das merken Helferinnen und Helfer, wenn sie Geflüchtete zu Ämtern und Behörden begleiten und Übersetzungsleistungen brauchen. Wenn sie Plätze in Sprachkursen oder Kindergärten suchen, wenn sie bei der Suche nach Ausbildungs- und Arbeitsstellen helfen. Auch in der gesundheitlichen Versorgung übersteigt die Nachfrage die Angebote bei weitem. Ehrenamtliche können viele hilfreiche Unterstützungsleistungen erbringen, stoßen aber auch an Grenzen.
Wissenschaftlich untersucht
In diversen wissenschaftlichen Studien wurde der Rollenkonflikt zwischen Haupt- und Ehrenamt untersucht. So stellte Prof. Birgit Glorius von der TU Chemnitz fest, dass fast alle Flüchtlings-Unterkünfte von ehrenamtlicher Hilfe profitieren, eine fehlende Balance aber auch zu Überforderung führen kann.
Vom Schwarmwissen zum Wegweiser
2016 löste das Forum Bürgerstadt die Umsetzung eines großen Projektes aus: Ein Überblick über die Unterstützungsangebote und Anlaufstellen in Leipzig wurde dringend gewünscht. So entstand aus dem Wissen und mit dem Engagement Vieler ein Wegweiser für Ehrenamtliche in der Flüchtlingshilfe. In diesem findet sich das Schwarmwissen von ca. 80 Aktiven. Der Überblick wird digital auf der Internet-Plattform Afeefa weiter gepflegt. Auch dieses Projekt wird im Kern ehrenamtlich umgesetzt, Fördermittel des Freistaats für die Startphase sind zugesagt. Städtische Mitarbeiter wirken an der Etablierung der Plattform mit. Ein gutes Beispiel: Gehört die Aufgabe, „den Überblick behalten” zu den Pflichtaufgaben einer öffentlichen Verwaltungsstruktur oder nicht? Forum Bürgerstadt und Stiftung Bürger für Leipzig laden herzlich ein, am Montagabend in der Volkshochschule diesen Fragen nachzugehen.
Netzwerktreffen und Podiumsdiskussion am 18.06.2018 von 15:30 bis 20:00 Uhr
in der Volkshochschule Leipzig, Löhrstraße 3-7, 04105 Leipzig.
Teilnehmer/-innen der Podiumsdiskussion:
Petra Köpping, Sächsische Staatsministerin für Gleichstellung und Integration
Andreas Dohrn, St. Petri (u.a. Süd-Café) und Kontaktstelle Wohnen
Claudia Geppert, Integrationsmanagerin Johanniter Unfall Hilfe
Prof Dr. Birgit Glorius, TU Chemnitz
Ina Lackert, Sozialbetreuerin in der Gemeinschaftsunterkunft Pandechaion/Die Herberge
Die Moderation der Podiumsdiskussion übernimmt Journalistin Eva Brackelmann.
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