Der 17. Juni 1953 prägte die DDR: An diesem Tag demonstrierten auch in Leipzig Zehntausende Menschen für politische Reformen und gegen unrealistische Normerhöhungen. Noch am selben Tag wurden die Proteste gewaltsam niedergeschlagen. Oft willkürliche Strafen und Drohungen sorgten rasch für ein großes Schweigen in der Bevölkerung oder Unterwerfungsgesten.
Die regierende SED verbreitete bald, dass es sich um westliche Provokationen oder gar einen Putschversuch handeln musste – die offizielle Lesart bis zum Ende der DDR. Diese Unruhen hatten das sozialistische Gesellschaftsmodell und den Herrschaftsanspruch der SED dauerhaft erschüttert.
Nachdenkliche Stimmen und widerstreitende Meinungen fanden die Menschen in der DDR besonders in der Literatur. Kunst war Ersatzöffentlichkeit: Schriftsteller konnten leichter ansprechen, worüber sonst nicht öffentlich diskutiert werden durfte, obwohl viele Texte zunächst zensiert oder zunächst „auf Eis gelegt“ wurden.
Autoren wie Bertolt Brecht, Stefan Heym oder Erich Loest und Werner Heiduczek wurden deshalb begierig gelesen und diskutiert. Ihre Positionen reichten vom Stützen der Putsch-Deutung bis zum Nachdenken über die politischen Hintergründe und Aufarbeitung der deutschen Geschichte.
Dr. Ilse Nagelschmidt, Professorin für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Leipzig und Dr. Johanna Sänger erinnern an die Leipziger Ereignisse, stellen bekannte und vergessene Texte vor und lesen Auszüge.
Die Besucher sind eingeladen, ihre Lebens- und Lektüreerlebnisse zum 17. Juni in der Diskussion einzubringen.
Der Eintritt ist frei.
„Arbeiteraufstand“ oder „faschistischer Putschversuch”?
Der 17. Juni 1953 in der DDR-Literatur
Museumsgespräch Do 14.06., 18 Uhr
Stadtgeschichtliches Museum Leipzig
Altes Rathaus, Markt 1, 04109 Leipzig
Eintritt frei
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