Beim Internationalen Festival für Vokalmusik „a cappella“ Leipzig dreht sich alles um die menschliche Stimme. Seit 1997 macht „a cappella“ die Stadt im Frühling zum Klangzentrum der Vokalmusikszene. Mehr als eine Woche lang gibt es dann Konzerte mit Ensembles aus allen geographischen und stilistischen Ecken der A-cappella-Welt – Genregrößen genauso wie Geheimtipps und Nachwuchsgruppen.
Schlag auf Schlag fallen sie aktuell, die runden Jubiläen zahlreicher großer Geschichten und Gesichter. Das macht auch vor der 19. „a cappella“-Ausgabe nicht Halt, und so widmen sich amarcord – die jüngst erst ihr eigenes 25-jähriges Bestehen feiern durften – gleich zu Beginn des Festivals einem großen Jubilar: 2018 jährt sich der Todestag des frankoflämischen Renaissancemeisters Pierre de la Rue zum 500. Mal. Sein kompositorisch gewichtiges und gleichsam umfangreiches Œuvre von u.a. über 30 Messen hat amarcord schon mehrmals zu Programmen und Aufnahmen gereizt – nun liegt ihm zu Ehren die „Missa pascale“, eine Cantus-firmus- Messe für den Ostersonntag, auf ihren Pulten. Komplettiert wird das Programm durch der Messe zugrunde liegende gregorianische Choräle und einige repräsentative Motetten Pierre de la Rues.
Das Leipziger Projekt „a cappella“ zeigt, was alles mit der Stimme möglich ist. So gibt es im Festivalprogramm 2018 unter anderem selten zu hörende Mehrstimmigkeit aus Afrika: Die Gruppe Ndima präsentiert traditionellen Gesänge aus dem kongolesischen Regenwald. Aber auch die legendären britischen King’s Singers geben ein Konzert anlässlich ihres 50jährigen Bühnenjubiläums. Bliss aus der Schweiz machen Acappella-Pop mit einer gehörigen Portion Comedy und die Humanophones aus Frankreich mixen Gesang mit Beatboxing und Body Percussion. Auch die Vokalmusik der Renaissance hat ihren Platz im „a cappella“-Programm: 2018 geben die AlteMusik-Spezialisten New York Polyphony ein Konzert in der Thomaskirche, und die Festivalgastgeber des Ensembles amarcord widmen ihr Eröffnungskonzert den Komponisten Pierre de la Rue und Loyset Compère.
Über die insgesamt 10 Konzerte hinaus bietet das Festival aber auch Vorträge und Workshops über die Stimme und Acappella-Gesang. Neben einem Vortrag zur Geschichte Leipziger Vokalensembles und einem Arrangement-Workshop gibt es dabei auch 2018 wieder einen Vortrag von Universitätsmediziner und HNO-Spezialist Prof. Dr. Michael Fuchs. Der Phoniater (der in seiner Jugend wie die Sänger von amarcord im Thomanerchor sang) begleitet „a cappella“ bereits seit 2013 mit immer neuen Beiträgen zu verschiedenen Aspekten des Singens, unter anderem aus seinen Forschungen zur Kinder- und Jugendstimme oder dem Thema Stimmgesundheit.
Dabei floss sein Wissen nicht nur in die (für alle Besucher kostenlosen) Vorträge ein, sondern auch in mehrere Ausgaben der „a cappella Blätter“, der Essay-Reihe des Festivals, mit dem das A-cappella-Wissen auch in kompakter Heftform mit nach Hause genommen werden kann.
Den vielleicht größten Wissens- und Erfahrungsschub in Sachen Vokalmusik bietet das Festival aber wohl mit seinem in die Konzertwoche integrierten Internationalen A CAPPELLA Wettbewerb Leipzig. Dort hält Prof. Fuchs für die am Wettbewerb teilnehmenden Nachwuchsgruppen ein Seminar über die Singstimme. In einem Workshop arbeiten die Ensembles außerdem mit einem erfahrenen A-cappella-Sänger an ihren Stücken. Und natürlich begeben sie sich in einen Wettstreit mit Kollegen aus aller Welt: Beim Wettbewerb 2018 treten sieben Gruppen aus vier verschiedenen Ländern mit ihrem jeweils eigenen Repertoire und Stil an. Gewinnen sollen sie neben Preisgelder und einem Award aber vor allem Erfahrung und neue Kontakte. Denn auch beim Wettbewerb von „a cappella“ geht es vor allem darum, zu zeigen, zu hören und zu feiern, welche Facetten Gesang haben kann.
Weitere Informationen, Neuigkeiten sowie Wissenswertes zum Programm und den Ensembles findet man fortlaufend auf der „a cappella“-Homepage www.a-cappella-festival.de
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