Der Musikwissenschaftler Dr. Michael Maul ist vom Stiftungsrat des Bach-Archivs Leipzig zum Intendanten des Bachfestes Leipzig berufen worden. Maul tritt die Position am 1. Juni 2018 an, nachdem er bereits seit 2016 die künstlerische Planung der Leipziger Bachfeste als Dramaturg maßgeblich verantwortet.
Der promovierte und habilitierte Musikwissenschaftler Michael Maul gehört zu den führenden Bach-Forschern weltweit. Seit 2002 wirkt er am Bach-Archiv Leipzig.
Mit dem Bachfest ehrt die Stadt Leipzig jährlich im Juni für zehn Tage den bedeutenden Thomaskantor und Komponisten Johann Sebastian Bach. Sie folgt damit einer Tradition der Bach-Pflege, die bereits durch Felix Mendelssohn Bartholdy begründet wurde.
Namhafte Interpreten aus aller Welt sind jährlich im Juni im Rahmen des Bachfestes zu erleben, darunter der Thomanerchor und das Gewandhausorchester. Michael Maul genießt als Wissenschaftler und Musikvermittler national und international einen hervorragenden Ruf. Die Ernennung verfolgt das Ziel, das Bachfest künftig innovativer aufzustellen, und ist zunächst auf zwei Jahre befristet.
Mit der Ernennung von Dr. Michael Maul werden die bislang in einer Stelle vereinigten Funktionen Geschäftsführung des Bach-Archivs und Intendanz des Bachfestes getrennt. Zeitnah soll nun auch die derzeit vakante Stelle der Kaufmännischen Geschäftsführung besetzt werden.
Prof. Dr. Peter Wollny, Direktor des Bach-Archivs Leipzig: „Die Schwerpunkte des Bachfestes Leipzig werden stets aus der Forschung heraus gebildet. Daher freut es mich besonders, dass wir mit Michael Maul einen Intendanten gefunden haben, der sowohl in der Forschung als auch in der Praxis hervorragend vernetzt ist.
Eine zentrale Rolle spielt für ihn als Wissenschaftler immer auch die Vermittlung des Künstlers und Menschen Bach für eine breite Öffentlichkeit. Hiervon zeugen seine zahlreichen Hörfunk-Sendungen, Fernsehproduktionen, Gesprächskonzerte und die von ihm konzipierte populäre Internetplattform www.jsbach.de.“
Der gebürtige Leipziger Michael Maul studierte in seiner Heimatstadt Musikwissenschaft, Journalistik und Betriebswirtschaftslehre, wurde 2006 mit einer Arbeit zur „Barockoper in Leipzig (1693–1720)“ an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg promoviert und 2013 mit einer Monographie über die Geschichte des Leipziger Thomaskantorats an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg habilitiert. Die Arbeiten wurden mit dem Gerhart-Baumann-Preis für interdisziplinäre Literaturwissenschaft bzw. dem Förderpreis „Geisteswissenschaften International“ der Fritz Thyssen Stiftung, des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels und des Auswärtigen Amtes ausgezeichnet
Seit 2002 arbeitet Maul als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Bach-Archiv. 2014 übernahm er ebenda die Leitung des Forschungsreferates I und betreut seit 2016 zudem als Dramaturg das vom Bach-Archiv im Auftrag der Stadt Leipzig veranstaltete Bachfest Leipzig. Er ist Mitglied im Vorstand der Neuen Bachgesellschaft und im Präsidium Mitteldeutsche Barockmusik e. V.. Gastprofessuren führten ihn in den letzten Jahren an die Johns Hopkins University Baltimore und die Westfälische Wilhelms-Universität Münster. Schlagzeilen machte Maul u.a. mit der Entdeckung der Arie „Alles mit Gott und nichts ohn’ ihn“ BWV 1127 von Johann Sebastian Bach (2005) und seiner Rekonstruktion der frühen Telemann-Oper „Germanicus“.
Dr. Michael Maul: „Ich freue mich auf die wunderbare Aufgabe, das größte Bach-Festival weltweit künftig noch stärker prägen zu dürfen. Ich bin vom einzigartigen Potential überzeugt, das Leipzig als Bach-Stadt hat. Leipzig durch attraktive und überraschende Festival-Konzeptionen einmal jährlich ins ›Bayreuth Bachs‹ für die große internationale Fangemeinde zu verwandeln, betrachte ich als meine zentrale Aufgabe.“
Das Bach-Archiv Leipzig versteht sich als musikalisches Kompetenzzentrum am Hauptwirkungsort Johann Sebastian Bachs. Sein Zweck ist, Leben, Werk und Wirkungsgeschichte des Komponisten und der weit verzweigten Musikerfamilie Bach zu erforschen, sein Erbe zu bewahren und einer breiten Öffentlichkeit zu vermitteln. Die besondere Stärke des Bach-Archivs liegt in dem Perspektivenreichtum, den es im Zusammenwirken von Forschungsinstitut, Bibliothek, Bach-Museum und Bachfest auf eine der herausragenden Künstlerpersönlichkeiten der europäischen Kulturgeschichte richten kann.
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