Musik in digitalen Spielen ist nicht nur schmückendes Beiwerk. Sie ist ein wichtiger Beitrag zum Spielerlebnis, wird in Musikspielen selbst zum zentralen Gameplayelement. Im Rahmen computerspielkultureller Musikpraktiken verarbeiten Fans sie weiter oder Orchester führen sie vor großem Publikum live auf.
Darüber hinaus hat dieses Musikgenre in seiner mittlerweile rund 50-jährigen Geschichte Spuren in anderen musikalischen Genres hinterlassen. Internationale Experten dieses Forschungsfeldes gehen bei der “Seventh European Conference on Video Game Music and Sound” (#Ludo2018) vom 13. bis 15. April in Leipzig zum Thema “Soundscapes and Interfaces” unter anderem der Frage nach, wie Sound und Musik kreiert und als Interface genutzt werden oder stellen neue technische Lösungen für die Generierung von interaktiver Musik vor. Gastgeber der Tagung sind der Musikwissenschaftler Prof. Dr. Christoph Hust von der Hochschule für Musik und Theater Leipzig in Zusammenarbeit mit dem Japanologen Juniorprof. Dr. Martin Roth von der Universität Leipzig.
Roth erforscht seit Jahren die Welt der japanischen digitalen Spiele. Organisiert wird die Tagung in Kooperation mit der 2011 gegründeten Ludomusicology Research Group. “Die Tagung bietet eine sehr gute Gelegenheit, die Breite der Forschung auf dem Gebiet der digitalen Spiele weltweit zu zeigen und Forscher aus unterschiedlichen Bereichen wie der Ludomusicology, den Game Studies, der Japanologie, der Musik- oder Theaterwissenschaft zusammenzubringen”, sagt Roth. Erstmals findet diese europäische Konferenz zu Musik und Sound in digitalen Spielen in Deutschland statt. Es ist die 7. Auflage. Die knapp 100 Teilnehmer diskutieren in den Räumlichkeiten der Hochschule für Musik und Theater am Dittrichring unter anderem, wie diese besondere Art von Musik produziert und in die Spiele integriert wird. Darüber wird Audio Director und BAFTA-Gewinnerin (British Academy of Film and Television Arts), Adele Cutting, aus Großbritannien sprechen.
Als “Bonusevent” bezeichnet Juniorprofessor Roth den Vortrag von Prof. Dr. Hiroshi Yoshida aus Japan, der speziell über Musik in digitalen Spielen und Musikspiele in seinem Heimatland berichten wird. Dazu werden in den Räumlichkeiten der Fakultät für Geschichte, Kunst und Orientwissenschaften der Universität Leipzig in der Schillerstraße Spielstationen aufgebaut, die diese Musik erlebbar machen. Der Referent ist gemeinsam mit anderen Forschern und Studierenden der Ritsumeikan-Universität Kyoto zu Gast an der Universität Leipzig. Beide Einrichtungen verbindet seit drei Jahren eine enge Kooperationsbeziehung, die Roth initiiert hat.
Als Experte für digitale Spiele und Kultur in Japan untersucht er unter anderem, wie einschneidende geschichtliche Ereignisse in Spiele integriert werden, wer diese spielt und welche Bedeutung japanische digitale Spiele im eigenen Land und weltweit haben. Gemeinsam mit Fachleuten der Universitätsbibliothek und Japanologen analysiert Roth seit zwei Jahren im Rahmen des Projekts “Datenbasierte Spurensuche globaler Einflüsse japanischer Videospielkultur” regionale und globale Wanderungsprozesse japanischer digitaler Spiele. Diese gehören in vielen Ländern zur Populärkultur, besonders in Japan.
Mit einem Bestand von 4.500 japanischen digitalen Spielen bietet die Universität Leipzig europaweit einzigartige Möglichkeiten, japanische digitale Spiele im Überblick zu erforschen. Sie stehen für Forschung und Lehre im Forschungslabor [j]Games Lab in der Campus-Bibliothek zur Verfügung. Betreut wird der Bestand von Martin Roth und der Universitätsbibliothek.
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