Angebote zu Themen der Sexualität und sexueller Selbstbestimmung sollen künftig deutlicher in die Ausbildung von Lehrkräften integriert werden. Vor kurzem startete die Universität Leipzig in Zusammenarbeit mit der Hochschule Merseburg ein vom Bund unterstütztes interdisziplinäres Forschungsprojekt mit dem Titel „SeBiLe – Sexuelle Bildung für das Lehramt“.
Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Vorhaben hat eine Laufzeit von 36 Monaten und gilt als Pilotprojekt in Mitteldeutschland. Ein Ziel des Projekts besteht darin, gemeinsame Curricula für die verschiedenen Phasen der Lehrerbildung zu entwerfen und sich mit ähnlich ausgerichteten Projekten in den anderen Bundesländern zu vernetzen.
„Wir wollen ein Studien- und Fortbildungsangebot zu den Schwerpunkten sexuelle Selbstbestimmung und Prävention von sexualisierter Gewalt entwickeln, das sich als Querschnittsaufgabe im Lehramtsstudium zukünftig an alle Studierenden an der Universität Leipzig, Referendare und Lehrkräfte an den Schulen in Sachsen und Sachsen-Anhalt richtet“, sagt Projektleiterin Prof. Dr. Barbara Drinck von der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät. Gemeinsam mit Partnereinrichtungen in Sachsen-Anhalt werden daher bestehende Fort- und Weiterbildungsangebote im Bereich Sexualpädagogik für schulische Lehr- und Führungskräfte erweitert. Durch den inklusiven Ansatz sollen Lehrkräfte im Primär- und Sekundärbereich sowie in heil- und sonderpädagogischen Bildungseinrichtungen erreicht werden, um im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention entsprechende Bildungsangebote für Menschen mit Beeinträchtigungen bereithalten zu können. Mit dem Projekt solle eine „Kultur der aktiven Prävention und des Kindesschutzes“ an pädagogischen Einrichtungen gefördert werden, betont Drinck.
Zwei Projektphasen
Das Projekt gliedert sich in zwei Phasen. In der ersten Analyse- und Erhebungsphase werden bestehende Aus- und Weiterbildungsangebote im Bereich der sexuellen Bildung und zum Schutz vor sexualisierter Gewalt in Sachsen und Sachsen-Anhalt untersucht sowie entsprechende Qualifizierungsbedarfe und Wissensbestände bei Studierenden, Alumni sowie ausgewählten Fachkräften im pädagogischen Bereich erhoben. Analysiert werden sowohl die Curricula der Lehrerbildungen im Bereich Grund- und Oberschule, des Gymnasiums und der Sonderpädagogik, als auch die Fort- und Weiterbildungsangebote für Lehrkräfte und schulische Führungskräfte. In der anschließenden Entwicklungs-, Anpassungs- und Implementierungsphase sollen Konzepte für Aus- und Fortbildungsangebote zum Thema sexuelle Selbstbestimmung und Prävention sexualisierter Gewalt entwickelt, an die vorgegebenen Länderrichtlinien und Lehrpläne in Sachsen und Sachsen-Anhalt angepasst und entsprechend in den Aus- und Weiterbildungsbereichen erprobt werden. „Wir wollen, dass unsere Angebote zur sexuellen Selbstbestimmung und zum Schutz vor sexualisierter Gewalt dauerhaft Teil der gesamten Lehrerbildung sowie der Fort- und Weiterbildung in Sachsen und Sachsen-Anhalt werden“, umreißt Drinck das Projektziel.
Ein weiteres Anliegen sei es, für die Auswirkungen sexualisierter Gewalt auf die sexuelle Selbstbestimmung zu sensibilisieren und den Bedarf an sexuellen Bildungsangeboten in Bezug auf die Prävention sexualisierter Gewalt aufzuzeigen.
Die Universität arbeitet bei diesem Projekt mit Prof. Heinz-Jürgen Voß vom Institut für Angewandte Sexualwissenschaft der Hochschule Merseburg zusammen. Die Kooperation zwischen ihm und Prof. Barbara Drinck entstand durch die gemeinsame Mitgliedschaft in der Gesellschaft für Sexualwissenschaft e.V. (GSW) und die sexualwissenschaftliche Expertise, die die Hochschule Merseburg hat. Dort besteht der einzige konsekutive sexualwissenschaftliche Studiengang im deutschsprachigen Raum. Die Hochschule verfolgt in größerem Umfang Forschungen zur Prävention vor sexualisierter Gewalt und zur Förderung von Selbstbestimmung.
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