Die Leipziger Künstler Erasmus Schröter, Sebastian Gögel und Thomas Moecker sprechen in der Sonderausstellung „Tattoo und Piercing“ über die Motivik und über gesellschaftspolitische Dimensionen und Veränderungen der Kunst auf dem Körper.
Der Fotograf Erasmus Schröter porträtierte Tätowierte in der DDR und brachte damit ein gesellschaftliches Tabuthema vor die Linse. Man wusste: Wer in der DDR tätowiert war, hatte zumeist einen Gefängnisaufenthalt hinter sich. Die Tätowierungen gehörten zu den letzten Markierungen eines Widerstandes gegen die Unfreiheiten in der DDR. Seine Modelle fand Schröter per Inserat und fotografierte sie auf Jahrmärkten oder zu Hause. Die verwendete Infrarottechnik lässt die Tätowierungen markant hervortreten. Schröter, dem es vor allem auf den gesellschaftlichen Kontext ankommt, verleiht dem vergänglichen Phänomen der Tattoo-Kunst Dauerhaftigkeit.
Sebastian Gögel, Leipziger Maler und Tätowierer, bringt dagegen seine Kunstwerke mit der Tätowiernadel unter die Haut. Er »malt« seine Kunstwerke auf die Körper und ihn interessieren vor allem die Motive und Symbole von Tätowierungen. Was ursprünglich aus einer kindlich-naiven Neugier für Motive erwuchs, entwickelte Gögel in seinen Motiven schrittweise zu eigenen Kunstwerken. Gögels Arbeiten sind im Gegensatz zu den Fotografien Schröters nie abgeschlossen; sie werden immer wieder ergänzt oder verändert. Mit dem Tod des Trägers verschwindet die Arbeit, sie ist nicht für die Ewigkeit bestimmt.
Grassi Museum für Völkerkunde, 21.02.2018, 19:00 Uhr. Eintritt: 4/3 Euro
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