Das Dokumentationsprojekt chronik.LE lädt am Mittwoch, dem 10. Januar, aus Anlass des Neonazi-Überfalls auf den Stadtteil Connewitz vor zwei Jahren zu einem Podiumsgespräch . Im UT Connewitz (Wolfgang-Heinze-Straße 12a) diskutieren ab 19 Uhr die Fachjournalistin Heike Kleffner (Mitherausgeberin von „Unter Sachsen – Zwischen Wut und Willkommen), die Stadträtin und Landtagsabgeordnete Juliane Nagel (Die Linke), Vertreter*innen des Fußballvereins Roter Stern Leipzig und weitere Betroffene über die bislang gescheiterte Aufarbeitung des größten Neonazi-Angriffs in Leipzig seit den 1990er Jahren.
Am Abend des 11. Januars 2016 waren – parallel zu einer Legida-Kundgebung in der Innenstadt – etwa 250 vermummte und bewaffnete Neonazis durch die Wolfgang-Heinze-Straße gezogen und zerstörten dort zahlreiche Schaufenster und Geschäfte. Die Polizei konnte kurz darauf 211 der mutmaßlichen Täter unweit des Connewitzer Kreuzes in der Auerbachstraße festsetzen. Dazu Steven Hummel, Pressesprecher von chronik.LE: „Der Angriff war offenbar langfristig organisiert. Die Täter reisten aus ganz Sachsen und weiteren Bundesländern an und entstammen dem weiten Spektrum der extremen Rechten. Unter ihnen Kampfsportler, Hooligans und Mitglieder militanter Neonazi-Gruppierungen, viele von ihnen bereits polizeilich bekannt.“
Zwei Jahre nach dem Angriff gehen die Ermittlungen und die Strafverfolgung trotzdem nur schleppend voran. Laut einer kürzlich veröffentlichten Antwort des Justizministeriums auf eine Kleine Anfrage von Juliane Nagel im Landtag (https://kleineanfragen.de/sachsen/6/11439) dauern die Ermittlungen in 208 Fällen noch an.
Dazu Hummel abschließend „Wir nehmen den Jahrestag zum Anlass um gemeinsam mit Betroffenen des Überfalls und Beobachter*innen der Neonazi-Szene in Leipzig und Sachsen darüber ins Gespräch zu kommen, was am 11. Januar 2016 passiert ist und was sich in den vergangen beiden Jahren getan hat: Wer waren die mutmaßlichen Täter? Wie steht es um die juristische Aufarbeitung des Überfalls? Welche Folgen hat der Angriff für das Viertel und die Betroffenen?“
Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei, um Spenden wird gebeten.
Zum Veranstalter: chronik.LE ist ein ehrenamtliches Dokumentationsprojekt in Trägerschaft des Vereins Engagierte Wissenschaft e.V. Seit 2008 dokumentiert das Projekt auf der Internetseite www.chronikLE.org faschistische, rassistische und diskriminierende Aktivitäten in Leipzig und Umgebung. Aller zwei Jahre erscheint zudem die Broschüre „Leipziger Zustände“ mit Analysen und weiteren Texten.
Die Veranstaltenden behalten sich vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die neonazistischen oder rechtspopulistischen Parteien oder Organisationen angehören, der neonazistischen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren oder von dieser auszuschließen.
200 Randalierer vom 11. Januar 2016 sind noch nicht einmal offiziell angeklagt
200 Randalierer vom 11. Januar 2016 sind noch nicht einmal offiziell angeklagt
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