In Leipzig soll ein Schillerverein gegründet werden. Die Gründungsveranstaltung wird am 17.02.2018 ab 15:00 Uhr im Steinsaal des Gohliser Schlösschens, Menckestraße, stattfinden. „Mit der Konstitution dieses gemeinnützigen Vereins möchten wir eine formale Grundlage für unseren gemeinsamen Wunsch schaffen, das Andenken an Friedrich Schiller zu bewahren und zu verbreiten. Als zentralen Vereinszweck betrachten wir die Übertragung von Schillers Philosophie in das 21. Jahrhundert durch Organisation, Durchführung und Unterstützung entsprechender kultureller Veranstaltungen“, heißt es in einem von Dr. Jörg Flemmig und dem Schriftsteller Peter Völker verfassten Schreiben.

Zur Vereinsgründung hat Völker einen Aufruf geschrieben, dem sich bereits eine Reihe von Schillerfreunden als Erstunterzeichner angeschlossen haben.

Gründungsaufruf Schillerverein Leipzig

Friedrich Schiller soll weiter leben. Diesem Ziel soll ein Schillerverein Leipzig dienen, der Ende Januar 2018 gegründet werden soll. Dieser Weg in die Zukunft soll nicht geschichtslos gegangen werden. Der Verein fühlt sich ebenso historischen Vorbildern, wie vor allem der Initiative Robert Blums aus dem Jahre 1842, verpflichtet.

Wir, die Erstunterzeichner dieses Aufrufs, sind der festen Überzeugung, dass die Erkenntnisse Schillers einen wichtigen Beitrag zur Lösung der globalen wie persönlichen Probleme unserer Zeit leisten können. Klimawandel, soziale Ungerechtigkeit, Technikfetischismus und Entfremdung des Einzelnen in einer ausschließlich auf Leistung ausgerichteten Welt sind hier einige Stichworte. Wer anders als die Künste, sind das Bindeglied der Gesellschaften. Lassen wir Schiller selbst in zwei Zitaten sprechen:

2. Brief „Über die ästhetische Erziehung des Menschen“ (in dem er bekennt: ich möchte nicht gern in einem anderen Jahrhundert leben und für ein anderes gearbeitet haben:

Der Lauf der Begebenheiten hat dem Genius der Zeit eine Richtung gegeben, die ihn mehr und mehr von der Kunst des Ideals zu entfernen droht: Jetzt herrscht das Bedürfnis und beugt die gesunkene Menschheit unter sein tyrannisches Joch. Der N u t z e n ist das große Idol der Zeit, dem alle Kräfte fronen und alle Talente huldigen sollen. Auf dieser groben Waage hat das geistige Verdienst der Kunst kein Gewicht, und aller Aufmunterung beraubt, verschwindet sie von dem lärmenden Markt des Jahrhunderts. Selbst der philosophische Untersuchungsgeist entreisst der Einbildungskraft eine Provinz nach der anderen und die Grenzen der Kunst verengen sich, je mehr die Wissenschaft ihre Schranken erweitert.“

„Das jetzige Zeitalter, weit entfernt, uns diejenige Form der Menschheit aufzuweisen, welche als notwenige Bedingung einer moralischen S t a a t s v e r b e s s e r u n g erkannt worden ist, zeigt uns vielmehr das direkte Gegenteil davon. (7. Brief) Und er fragt: Woran liegt es, dass wir immer noch Barbaren sind? ………. Man müsste also zu diesem Zwecke ein Werkzeug aufsuchen, welches der Staat nicht hergibt … dieses W e r k z e u g  i s t  d i e  s c h ö n e  K u n s t. Der politische Gesetzgeber kann ihr Gebiet sperren, aber darin herrschen kann er nicht. Er kann den Künstler erniedrigen, aber die Kunst kann er nicht verfälschen“, denn: „Kunst wie Wissenschaft…erfreuen sich einer absoluten Immunität von der Willkür der Menschen“. (8./9.Brief)

Wir wollen bei Schiller den Faden und eine Anleihe aufnehmen, um unsere Zukunft zu gestalten.

Unser Engagement für den Schillerverein Leipzig soll durch Freude und dem Willen zur Freiheit getragen sein und nicht durch Pflicht und Anpassung. Unser Handeln und unsere Ziele im Sinne Schillers beziehen sich auf die innere Freiheit des Einzelnen wie die äußere Freiheit der Gesellschaft. Folgen wir dieser Spur in unserem Tun, stellt sich die Freude wie von selbst ein.

Unsere Ziele wollen wir durch Projekte und Veranstaltungen und das Engagement des einzelnen Menschen erreichen.

Deshalb rufen wir alle freiheits- und der Gesellschaft verantwortungsbewusst verbundenen  Menschen auf, die Gründung eines Schillervereins Leipzig durch ihre Mitgliedschaft zu unterstützen. Damit folgen wir auch dem Beispiel der Schillervereine an den anderen Schiller-Wirkungsorten in Deutschland. Die Vernetzung des Schillervereins Leipzig mit diesen Schillervereinen sehen wir als weitere wichtige Aufgabe an.

Leipzig, Januar 2018

Erstunterzeichner:

Peter Völker, Schriftsteller (Gründau)

Dr. Jörg Flemmig (Leipzig)

Prof. Armin Forker (Leipzig)

Dr. Hansjörg Rothe (Leipzig)

Jens-Uwe Jopp (Leipzig)

Frauke Weigand (Leipzig)

Dietmar Schulze (Leipzig)

Norbert Möhler (Leipzig)

Cora Chilcott (Berlin)

Dr. Ansgar Bach (Berlin)

Nahid Ensafpour (Köln)

Dieter Brumm (Hamburg)

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