Das Paulinum - Aula und Universitätskirche St. Pauli der Universität Leipzig ist heute (1. Dezember) mit einem Festakt eröffnet worden. Vor etwa 500 geladenen Gästen sagte Rektorin Prof. Dr. Beate Schücking: „Wir sind heute zu einem historischen Moment zusammengekommen. An diesem Ort ist etwas außergewöhnlich Neues entstanden.“ Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich sprach von einem „tollen Bauwerk“ und dankte allen Mitwirkenden für die Vollendung des Universitätsneubaus. Dieser schließe eine Lücke in der Stadt und in den Herzen der Bewohner, betonte er mit Blick auf die vom SED-Regime veranlasste Sprengung der Universitätskirche St. Pauli im Jahr 1968. Nun werde das Paulinum 49 Jahre danach an dieser Stelle eröffnet.
In einer anschließenden Gesprächsrunde der Universitätsrektorin Beate Schücking nannte die sächsische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, Dr. Eva-Maria Stange, das Paulinum einen „beeindruckenden Bau“, der ein Beispiel für den Mut des Wiederaufbaus und auch ein Geschenk an die Studierenden sei, die damals wie heute ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen. Der Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung betonte, das Gebäude bringe Geist und Geistlichkeit zusammen. Leipzig habe nun ein neues Wahrzeichen.
Der ehemalige Direktor des Simon-Dubnow-Institutes für jüdische Geschichte und Kultur an der Universität Leipzig, Prof. Dr. Dan Diner, bezeichnete das Paulinum in seiner Festrede als Erinnerungsort – zum einen an die lange Geschichte der Universitätskirche St. Pauli und auch an das „prägende Ereignis“ ihrer Sprengung in einem für beide Teile Deutschlands ereignisreichen Jahr 1968. Daran erinnerte auch die „Toccata“ – ein Orgelstück von Johann Sebastian Bach, das Universitätsorganist Daniel Beilschmidt auf der Schwalbennestorgel spielte. Er setzte mit seinem Spiel genau an der Stelle ein, an der es vor knapp 50 Jahren unmittelbar vor der Kirchensprengung unterbrochen werden musste.
Der Architekt des Paulinums, Erick van Egeraat, sagte, der Neubau am Augustusplatz sei das schwierigste Projekt seiner Karriere gewesen. Letztlich habe er aber das ursprünglich Versprochene geliefert: „eine Kirche für die, die eine Kirche wollen und eine Aula für die, die eine in die Zukunft gerichtete Universität anstreben“. Er wolle als Architekt des Neubaus die Erinnerung an diesen historischen Ort bewahren. Am Festakt nahmen auch internationale Ehrengäste und langjährige Partner der Universität Leipzig teil, wie etwa Vertreter der Hochschulen aus Graz, Prag, Ohio und Stellenbosch.
Die künftige Nutzung des Gebäudes als Aula, Kirche und Konzertsaal sei eine Herausforderung, für die alle Beteiligten ständig miteinander kommunizieren müssten, erklärte Schücking. Sie lud alle Interessierten am (morgigen) Samstag zum Bürgertag ein: Ab 13 Uhr steht das Paulinum den Bürgern zur Besichtigung offen. In Gesprächen mit Wissenschaftlern und Studierenden wird die Universität erlebbar.
Am (heutigen) Abend (19:30 Uhr) steht noch ein Festkonzert mit dem Leipziger Universitätschor, dem MDR-Rundfunkchor, dem Mendelssohnorchester Leipzig sowie mit dem Universitätsorganisten Daniel Beilschmidt an der Orgel auf dem Programm.
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