Vor 100 Jahren begann die erste kommunistische Diktatur. In der Sowjetunion setzte Lenin diese von Anfang an mit massivem Terror durch. Allein in den ersten beiden Jahren ermordete die neu gegründete Geheimpolizei „Tscheka“ weit über eine Millionen Menschen. Die DDR-Staatssicherheit sah sich in Ihrem Wirken zum Schutz der SED-Diktatur in deren direkter Tradition und bezeichnete sich selbst als „deutsche Tschekisten“. Anlässlich des 4. Dezembers, an dem 1989 in Leipzig die Bezirksverwaltung für Staatssicherheit friedlich besetzt wurde, thematisiert die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ den direkten Zusammenhang zwischen kommunistischer Ideologie sowie bewusster Anwendung von Terror und Gewalt.
Terror und Gewalt waren von Anfang an zentrales Element zur Durchsetzung der kommunistischen Diktatur in der Sowjetunion
Mit dem bolschewistischen Putsch gegen die bürgerliche Regierung in Russland begann vor 100 Jahren die erste kommunistische Diktatur. Von Anfang an wurde für ihre Durchsetzung massiver Terror angewendet. So ließ Lenin bereits wenige Wochen nach der „Großen Sozialistischen Oktoberrevolution“ am 20. Dezember 1917 die „außerordentliche Kommission zum Kampf gegen Konterrevolution und Sabotage“ gründen. Der erste Chef der Tscheka – so die russische Abkürzung – war Felix Edmundowitsch Dserschinski.
Im Dekret vom 21. Februar 1918 wies Lenin an, „Feindliche Agenten, Spekulanten, Plünderer, Rowdys, konterrevolutionäre Agitatoren, deutsche Spione“ nunmehr sofort „am Ort des Verbrechens zu erschießen“. Am 5. September 1918 folgte das Dekret der Sowjetregierung „Über den roten Terror“. Darin hieß es unmissverständlich, dass „es unmittelbar notwendig ist, die Sicherheit des Hinterlandes mittels Terrors zu gewährleisten“. Angewiesen wurde, „die Sowjetrepublik von den Klassenfeinden zu befreien, weshalb diese in Konzentrationslagern zu isolieren sind. Alle Personen die zu weißgardistischen Organisationen, Verschwörungen und Aufständen in Beziehung stehen, sind zu erschießen“. Dafür wurde die Tscheka massiv ausgebaut und die Todesstrafe zum normalen Mittel der Machtsicherung.
In der nur wenige Monate später erscheinenden Zeitschrift der Tscheka „Krasnyi terror“ hieß es im November 1918 eindeutig: „Wir führen nicht Krieg gegen einzelne. Wir vernichten die Bourgeoisie als Klasse.“ Weit über eine Million „Klassenfeinde“ sowie wirkliche und vermeintliche Gegner der „Diktatur des Proletariats“ ermordete die Tscheka allein in den ersten beiden Jahren.
Die Durchsetzung kommunistischer Diktaturen war immer mit millionenfachem Mord und Terror gegen die eigene Bevölkerung verbunden, ob in der Sowjetunion, in China, Kambodscha, Albanien, Osteuropa oder Nordkorea.
Die Staatssicherheit der DDR betrachtete sich als „deutsche Tscheka“
Die sowjetische Tscheka und ihr Chef Dserschinski waren Vorbild für die anderen kommunistischen Geheimpolizeien. In den ersten Jahren der sowjetischen Besatzung war die Nachfolgeinstitution der Tscheka, der NKWD, das zentrale Repressionsorgan in Ostdeutschland. Wenige Monate nach der Gründung der DDR wurde nach sowjetischem Vorbild das Ministerium für Staatssicherheit gegründet, das sich in seinem Wirken zum Schutz der SED-Diktatur immer in dieser direkten Tradition sah und sich selbst als „deutsche Tschekisten“ bezeichnete. Bilder und Büsten von Dserschinski fanden sich bei der Auflösung in fast allen Stasi-Büros.
Vortrag und Diskussion am Jahrestag der friedlichen Besetzung der Leipziger Stasi-Zentrale
In welchem Verhältnis stehen der Terror und die Diktaturdurchsetzung zueinander? Wurde diese unsägliche Gewaltanwendung ideologisch begründet oder war es der Ausbruch ungebremster menschlicher Bestialität? Und warum wird der Terror, den bereits Lenin gezielt, einsetzte bis heute eher verdrängt und das Abgleiten in Gewalt erst Stalin zugerechnet?
Diese und andere Fragen wollen wir am Jahrestag der gewaltfreien Besetzung der Leipziger Stasi-Zentrale während der Friedlichen Revolution nachgehen.
Nach einem Einführungsvortrag von Dr. Jan C. Behrends (ZZF) spricht Sven Felix Kellerhoff (Geschichtsredakteur „Die Welt“) mit ihm über diese Fragen. Behrends hat sich intensiv mit der Thematik befasst.
Die Veranstaltung findet im ehemaligen Stasi-Kinosaal in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ statt, in dem auch die Ausstellung „Leipzig auf dem Weg zur Friedlichen Revolution“ zu sehen ist. Der Eintritt ist frei.
Weitere Informationen unter: www.runde-ecke-leipzig.de
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