Gestern Abend ging die euro-scene Leipzig unter dem Motto „Ausgrabungen“ mit „Five easy pieces“ („Fünf einfache Übungen“) aus Belgien äußerst erfolgreich zu Ende. Das ungewöhnliche Stück von Milo Rau koppelt historische Vorgänge um den Kindermörder Marc Dutroux mit generellen Fragen zum Theater und rief in Leipzig Begeisterungsstürme hervor.
Die euro-scene Leipzig fand vom 7.-12. November 2017 zum 27. Mal statt. Mit 99,2 % erzielte das Festival zeitgenössischen europäischen Theaters und Tanzes in diesem Jahr eine Rekordauslastung, 5.900 Zuschauer sahen 12 Gastspiele aus 7 Ländern in rund 25 Vorstellungen und 9 Spielstätten. Alle Vorstellungen waren nahezu ausverkauft.
Am späten Sonntagabend folgte die Endrunde des Wettbewerbs „Das beste deutsche Tanzsolo“, der zum 13. Mal auf dem bereits legendären runden Tisch stattfand. Seung-Hwan Lee, geboren in Südkorea, erhielt für sein Solo „Unpaved road“ („Unbefestigte Straße“) den 1. Preis und zugleich den Publikumspreis. Die weiteren Preisträger sind Hannah Juliane Steenbeck aus Zürich (2. Preis) und Celine Bellut aus Köln (3. Preis).
Der Schwerpunkt mit Rekonstruktionen historischer Tanzstücke stieß auf sehr großes Interesse. Die Festivaleröffnung mit „Das Triadische Ballett“ von Oskar Schlemmer (1922) in der Choreografie von Gerhard Bohner (1977), getanzt vom Bayerischen Juniorballett München, war schon Wochen zuvor ausverkauft. Auch zu dem Abend mit Kurzchoreografien von Gret Palucca, Marianne Vogelsang und Mary Wigman drängte sich das Publikum in Scharen.
Mit stehenden Ovationen wurde die Deutschlandpremiere des Theaterstücks „Vangelo“ („Evangelium“) von Pippo Delbono aus Italien bedacht. Weitere herausragende Gastspiele waren das Tanzstück „Bombyx mori“ („Seidenspinner“) von Ola Maciejewska aus Katowice / Paris nach den berühmten Serpentinentänzen von Loïe Fuller ebenso wie das Tanzstück „The wanderer‘s peace“ („Des Wanderers Frieden“) der Schweizer Choreografin Nicole Seiler.
Ungewöhnliche Spielorte waren ein LKW, in den das Publikum für das zauberhafte Kinderstück „Pakman“ („Postmann“) der Compagnie Post uit Hessdalen, Antwerpen, kletterte und ein Kellergewölbe, wo Xavier Bobés aus Barcelona seine Performance „Cosas que se olvidan fácilmente“ („Dinge, die man leicht vergisst“) für je 5 Zuschauer zeigte. Eine Uraufführung der Leipziger Choreografin Irina Pauls „It’s Schiller! – Die Maltheser. Tragödie.“ beruht auf Dramenfragmenten von Friedrich Schiller und bezieht das bekannte Vokalensemble amarcord ins Bühnengeschehen mit ein.
Die euro-scene Leipzig wird finanziert durch die Stadt Leipzig und die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen sowie zahlreiche Stiftungen und Kulturinstitutionen.
Die nächste euro-scene Leipzig findet vom 6.-11. November 2018 zum 28. Mal statt.
Keine Kommentare bisher