Der Elektrokonzern Siemens wird laut eigener Pressenmitteilung seine Werke in Görlitz und Leipzig mit zusammen etwa 920 Arbeitsplätzen schließen. Dazu erklärt Gerd Lippold, wirtschaftspolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Sächsischen Landtag: „Ich bin empört über diese Entscheidung, die bei Umsetzung zur kompletten Standortschließung führen würde und erkläre die Solidarität der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen mit den betroffenen Menschen.“
„Auch wenn ein deutscher Technologiekonzern wie die Siemens AG überall in der Welt operiert, so enthebt ihn das nicht seiner besonderen Verantwortung für daheim, wo er seit über 150 Jahren die Industriegeschichte mit geprägt hat.“
„Mit der Größe eines Unternehmens wächst seine Bedeutung für Standorte und damit auch die Mitverantwortung für die Zukunft des eigenen Umfeldes, das wiederum die Basis für stabile Rahmenbedingungen unternehmerischen Handelns bildet. Das gilt in ganz besonderem Maße für Standorte, an denen das Unternehmen einer der wichtigsten Arbeitgeber ist, wie in Ostdeutschland.“
„Ich fordere das Unternehmen auf, Standortentscheidungen mit größter Sensibilität für die Auswirkungen auf Kommunen, Regionen und deren Entwicklungschancen zu treffen. Auch ein Konzern wie Siemens sägt sonst an einem Ast, auf dem er selbst sitzt.“
„Neupositionierungen und Umstrukturierungen von Technologieunternehmen sind in einer Zeit der großen, globalen Umwälzungen unter anderem in der Informationstechnologie, bei der Energieerzeugung und im Verkehr an der Tagesordnung. Im harten Wettbewerb sind sie geradezu überlebensnotwendig. Umstrukturierungen in Unternehmen meist vor allem aus Analysen von Markt, Wettbewerb und Wirtschaftlichkeit heraus gedacht.“
„Nachhaltige Unternehmensentwicklung ist aber nur möglich, wenn man auch deren Auswirkungen auf das eigene Unternehmensumfeld mit in die Erwägungen einbezieht. Wer da mit rein ökonomisch motivierten Standortentscheidungen ohnehin strukturschwache Regionen schwächt, der riskiert Negativentwicklungen, die ihn am Ende mit zu erfassen drohen.“
„Die sächsische Landespolitik ist gut beraten, aus den Entwicklungen um die Siemens-Standorte Schlussfolgerungen zu ziehen: Zum einen ist das Denken, ein Standort sei ‚versorgt‘, wenn dort ein, zwei Große eine Niederlassung eröffnet haben, hat sich als riskant erwiesen. Überall in Sachsen muss eine ausgewogene Wirtschaftsstruktur angestrebt werden, in der vor allem die Innovations- und Wachstumsperspektiven der breit aufgestellten kleinen und mittelständischen Unternehmen gestärkt werden müssen. Das schafft bessere Stabilität und Krisenfestigkeit auch dann, wenn ein ‚Großer‘ durch Veränderungen am Markt oder gravierende unternehmerische Fehlentscheidungen – wie im Fall Volkswagen – in Schwierigkeiten gerät.“
„Zudem führt ein stures ‚Weiter so!‘, wie seit Jahren am Beispiel der sächsischen Energiepolitik zu beobachten, Sachsen in die Sackgasse. Wie die Unternehmen, so muss auch verantwortungsvolle Landespolitik die Realitäten der globalen Megatrends und der politischen Großwetterlage ständig im Auge behalten und die eigene Strategie für Sachsen ständig anpassen und erneuern. Wer selbst Teil der Zukunft ist statt Verteidiger der Vergangenheit, der wird auch zum Standort der Unternehmensteile der Zukunft, statt allein um die von gestern bangen zu müssen.“
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