Zur Ausstellung der Universität Erfurt „Repression, Protest, Revolution – Die friedliche Revolution in der DDR und der kurze syrische Frühling“ veranstaltet die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ in Zusammenarbeit mit den Machern der Ausstellung am Mittwoch, den 18. Oktober 2017, ein Podiumsgespräch um 19.00 Uhr. Dabei vergleichen Zeitzeugen aus Syrien und Leipzig beide Protestbewegungen. Der Eintritt ist frei.
Anfänglich ähnelte die Situation in Syrien 2011 jener in der DDR des Jahres 1989: Mutige Menschen gingen auf die Straßen und setzten sich für Bürgerrechte und demokratische Freiheiten ein. Während in der DDR die Demonstrationen friedlich verliefen und schlussendlich zum Sturz der SED-Diktatur führten, ging das Regime in Syrien von Beginn an mit massiver Gewalt gegen die Protestbewegung vor. Ein friedlicher und demokratischer Wandel im Land wurde damit verhindert. Anders als in der DDR im Herbst ’89 blieb in Syrien auch eine internationale Unterstützung aus. In Folge der zunehmenden Gewalt des Al-Assad-Regime sowie weiterer Akteure, wie dem IS oder islamischer Milizen, hat sich ein militärischer Konflikt mit internationaler Beteiligung entwickelt, der nach wie vor viele Menschen zwingt, ihr Land zu verlassen.
Viele Bürgerkriegsflüchtlinge sind in den vergangenen Monaten auch nach Deutschland gekommen. Studenten der Universität Erfurt haben sich daher in einem Projekt mit der Situation in Syrien und der in der ehemaligen DDR vergleichend auseinandergesetzt. Am Ende ist eine kleine Ausstellung entstanden.
Die Beschäftigung mit den Ereignissen verdeutlicht, dass die Menschen in Syrien und in Ost-Deutschland viele ähnliche Erfahrungen machen mussten und so kann dieses Thema viel zur Integration und zum gegenseitigen Verständnis und langfristig vielleicht auch etwas zu einer friedlichen und demokratischen Entwicklung in Syrien beitragen. Und hier in Deutschland macht es deutlich, was für ein Geschenk die Friedliche Revolution von 1989 war und wie wichtig es ist, die damals errungenen Werte wie Freiheit und demokratischen Rechtsstaat zu verteidigen und sie nicht leichtfertig rechten, linken oder islamistischen Extremisten und Populisten zu opfern.
Neben einer anfänglichen Ähnlichkeit der Protestbewegungen gibt es zahlreiche Systemmerkmale, die sowohl auf die DDR als auch auf Syrien heute zutreffen: totale staatliche Kontrolle, ein ausgeprägter Überwachungsstaat, das Herrschen einer Einheitspartei oder ein Personenkult waren oder sind in beiden kommunistischen Diktaturen nachweisbar. Beide Staaten unterhielten seit den 1960er Jahren auch engen Kontakt zueinander und waren Partner im „Kampf gegen den Imperialismus“ und im Besonderen gegen Israel. Sie arbeiteten in den Bereichen Militär und Geheimdienst eng zusammen. Die DDR bildete Hunderte syrische Studenten aus, lieferte Waffen und Munition oder half beim Aufbau der syrischen Geheimpolizei und erhielt dafür die von der SED dringend benötigten Devisen.
Schlussendlich trägt die damalige SED-Führung der DDR im weiteren Sinne Mitverantwortung für die heutige Situation in Syrien und insoweit sind zumindest Ostdeutschland und Syrien näher beieinander als man beim Lesen von aktuellen Meldungen über syrische Bürgerkriegsflüchtlinge glauben mag.
Über Gemeinsamkeiten und Unterschiede beider Protestbewegungen sprechen am Mittwoch, den 18. Oktober 2017, ab 19:00 Uhr Sophie Bischoff, Adel Jrab und Stephan Bickhardt. Als Zeitzeugen, Bürgerrechtler und Unterstützer können sie von ganz eigenen Erfahrungen berichten. Die Veranstaltung findet im ehemaligen Stasi-Kinosaal der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ statt. Der Eintritt ist frei.
Die Ausstellung „Repression, Protest, Revolution – Die friedliche Revolution in der DDR und der kurze syrische Frühling 2011“ kann noch bis zum 31. Oktober 2017 täglich von 10:00 bis 18:00 Uhr vor dem ehemaligen Stasi-Kinosaal der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ besichtigt werden. Der Eintritt ist ebenfalls frei. Unter anderem werden Begegnungsorte der Revolutionen vorgestellt sowie auf Formen des Protestes, Frauen als Aktivistinnen, Jugend und Bildung, Wehrunterricht, Geheimdienste, Inhaftierung und Slogans eingegangen.
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