Die Europäische Union hat 2018 als Europäisches Kulturerbejahr ausgerufen. Anliegen ist es, das gemeinsame Kulturerbe länderübergreifend miteinander zu teilen – deshalb der Titel „Sharing Heritage“ (Erbe teilen). Den gegenwärtigen Fliehkräften, die Europa infrage stellen, sollen die Kräfte und Werte gegenübergestellt werden, die uns einen. Musik gehört dazu, die alle Sprachen spricht und uns wie eine gemeinsame Muttersprache miteinander verbindet.
Unter vielen Projektvorschlägen, die das gemeinsame europäische Kulturerbe erlebbar machen wollen, ist das Projekt „Europäische Notenspuren“ des Notenspur Leipzig e.V. von Kulturstaatsministerin Grütters als eines der 34 Projekte von bundespolitischer Bedeutung ausgewählt worden. Auch der Freistaat Sachsen und die Stadt Leipzig sind unter den Projektunterstützern.
Gelebtes kulturelles Erbe kann Werte vermitteln, die wichtig für unser Zusammenleben in Europa sind. „Besonders die Musik zeigt, dass wir neben den nationalen Besonderheiten eine gemeinsame Sprache sprechen und schon immer gesprochen haben“, meint Notenspur-Initiator Werner Schneider. Das Projekt „Europäische Notenspuren“ beleuchtet die verbindende Kraft der Musik. Es vermittelt, dass nationale kulturelle Werte zum einen die Identifikation mit dem Gemeinwesen stärken und die Übernahme von Verantwortung fördern. Zum anderen sind sie wertvolle Güter des interkulturellen Austauschs und bringen Menschen einander näher. Menschen verlieren nicht durch Teilen, sondern bereichern dadurch einander.
Das Projekt zeigt Leipzig als Anziehungspunkt und Impulsgeber für den musikalischen Nachwuchs Europas – nicht nur in der Vergangenheit, sondern auch in der Gegenwart. Ausgangspunkt des neuen europäischen Kulturprojekts sind bedeutende Komponisten aus dem europäischen Ausland, die in Leipzig studiert haben. Mit der in Leipzig erworbenen Prägung haben die gereiften Künstler in ihren Heimatländern eigene musikalische Entwicklungen initiiert, bei denen das Leipziger Modell in den jeweiligen nationalen musikalischen Zusammenhang eingezeichnet wurde. Etliche von ihnen – z. B. Gade (Dänemark), Sullivan (England), Lysenko (Ukraine), Grieg (Norwegen), Janáček (Tschechien), Mokranjac (Serbien), Albéniz (Spanien), Čiurlionis (Litauen) und Leifs (Island) – haben die Musikentwicklung ihrer Heimatländer als Nationalkomponisten geprägt.
Das Projekt unter Leitung des Notenspur Leipzig e.V. startet 2018 mit Partnerinstitutionen aus Litauen (Projektkomponist Mikalojus Čiurlionis) und Norwegen (Projektkomponist Edvard Grieg).
Leitthematik des neuen europäischen Vorhabens ist das Verhältnis von europäischer und nationaler Identität, das von hoher Aktualität ist und gegenwärtig in Europa intensiv und z.T. kontrovers diskutiert wird. Das Vermächtnis der o. g. Leipziger Alumni zeigt, dass dieses Verhältnis nicht gegensätzlich sein muss, sondern dass sich nationale Werte ergänzen können und den europäischen Austausch bereichern.
Die im Projekt „Europäische Notenspuren“ geplanten Aktivitäten sind vielfältig. Sie gehen von Wandelkonzerte im öffentlichen Raum über Workshops zu Nationalhymnen und Bürgerreisen bis hin Musikfestivals in den drei beteiligten Ländern. Das Projekt startet im November.
Die neue LZ Nr. 48 ist da: Zwischen Weiterso, Mut zum Wolf und der Frage nach der Zukunft der Demokratie
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