Die Universität Leipzig erzielt einen wichtigen Etappenerfolg bei der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder: Die gemeinsame Kommission der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und des Wissenschaftsrates hat die Universität Leipzig aufgefordert, einen Vollantrag für ein Exzellenzcluster für das interdisziplinäre Projekt „Adipositas verstehen“ einzureichen. Das nicht zum Vollantrag aufgeforderte Forschungsprojekt „Dialectics of the Global“ wird als gemeinsames Projekt des mitteldeutschen Unibundes Halle-Jena-Leipzig fortgeführt.
„Es ist eine große Auszeichnung für uns, mit dem beantragten Projekt weiter an der Wettbewerbsphase teilzunehmen. Der Forscherverbund steht exemplarisch für das Profil der Universität Leipzig, das wir in den vergangenen Jahren deutlich geschärft haben. Die Aufforderung zum Vollantrag bestätigt den von uns eingeschlagenen Weg und die Leipziger Spitzenforschung auf diesem Gebiet. Hochmotiviert bündeln wir noch einmal alle Kräfte, um auch die nächste Runde zu erreichen“, sagt Rektorin Prof. Dr. Beate Schücking.
Für die Förderperiode 2019 bis 2026 stellt die Universität Leipzig bis zum Februar 2018 nun einen Vollantrag für das Exzellenzcluster „Adipositas verstehen“ (Sprecher: Prof. Dr. Matthias Blüher, Medizinische Fakultät/Universitätsklinikum Leipzig). Hintergrund ist der sprunghafte Anstieg der Adipositas-Prävalenz in den vergangenen Jahrzehnten: Heute ist weltweit gesehen fast jeder dritte Mensch übergewichtig oder fettleibig. Die Folgen von Adipositas sind gravierend: So steigt etwa das Risiko an Typ-2-Diabetes, Schlaganfall, Herzinfarkt und sogar Krebs zu erkranken. Auf der Suche nach Ursachen, Therapien und Präventionsmöglichkeiten bringt der Clusterantrag Wissenschaftler der Universität Leipzig interdisziplinär zusammen – von Medizinern, Biochemikern bis hin zu Kulturwissenschaftlern.
„Wir sehen als wesentlichen Grund für die häufig langfristig erfolglosen Therapieversuche ein unzureichendes Verständnis der genauen Mechanismen der Adipositasentstehung an. Neben der Entwicklung neuer Therapien und Medikamente werden etwa auf gesellschaftlicher Ebene Maßnahmen wie erhöhte Besteuerung zuckerfreier Getränke diskutiert, ohne dass der direkte Beweis für die Wirksamkeit vorliegt“, bekräftigt Prof. Dr. Matthias Blüher, Professor für Molekularpathogenese von Stoffwechselkrankheiten der Universität Leipzig. Neben Genen, Stoffwechsel und individuellem Verhalten spielen zunehmend auch Umwelteinflüsse und unsere Esskultur eine wichtige Rolle: „Uns geht es auch um die soziale Dimension des Essens. Wer hat eigentlich Zugang zu den Nahrungsmitteln, die wir als gesund definieren? Studien zeigen, dass Adipositas vor allem bei einkommensschwachen Schichten oder bei Menschen mit Migrationshintergrund zu finden ist“, so Prof. Dr. Maren Möhring, Kulturwissenschaftlerin der Universität Leipzig. Zusammen mit den Medizinern um Matthias Blüher wollen die Forscher aus den Sozial- und Geisteswissenschaften Adipositas als ganzheitliches Phänomen verstehen, behandeln und präventiv vorbeugen.
Nicht zum Vollantrag aufgefordert wurde hingegen der gemeinsame Antrag des Unibundes Halle-Jena-Leipzig. Die Antragsskizze zielte auf unterschiedliche Globalisierungsprojekte weltweit ab. Dabei geht es um die Betrachtung von Widersprüchlichkeiten im Umgang mit dem Phänomen Globalisierung sowie aktuelle globale Prozesse im Kontext der langen Geschichte der Konzipierung von Weltzusammenhängen. „Wir wussten von vornherein, dass es aufgrund der hohen Qualität der Mitbewerber eine besondere Herausforderung ist, im Wettbewerb der Exzellenzstrategie zu punkten. Die Rückmeldung ist keine Aussage über die Qualität der Antragsskizze oder gar des Forschungsvorhabens. Dieses werden wir im Unibund nun auf anderer Ebene weiterführen“, bekräftigt Prof. Dr. Beate Schücking.
Zur Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder
Mit der Exzellenzstrategie wollen Bund und Länder erreichen, dass deutsche Universitäten im internationalen Wettbewerb noch besser werden und wissenschaftliche Spitzenleistungen erbringen. Deutschlandweit gingen 195 Antragsskizzen ein, 88 Projekte wurden für die Endrunde bestimmt. Das Gesamtprogramm ist im Jahr 2017 mit 80 Millionen Euro sowie ab 2018 mit jährlich insgesamt 533 Millionen Euro dotiert. Im Februar 2018 muss der Vollantrag abgegeben werden. Die Förderentscheidungen sollen dann im September 2018 getroffen werden.
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