Ein Biophysiker der Universität Leipzig hält die renommierte Woolmer Lecture. Ein Chemiker wird mit dem Felix-Bloch-Preis geehrt. Ein Mathematiker und ein Linguist des Instituts für Afrikastudien können sich über ein prestigeträchtiges ERC Starting Grant freuen. Am Felix-Bloch-Institut bekommt ein junger chinesischer Nachwuchswissenschaftler von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) eine Förderung für sein eigenes Projekt.
Große Ehre für Biophysiker Prof. Dr. Josef Alfons Käs: Er durfte kürzlich in London bei der Jahrestagung der britischen Medizintechniker (Biological Engineering Society) die Woolmer Lecture halten. Sie erinnert an den Chirurgen Ronald Woolmer, den ersten Präsidenten der Biological Engineering Society. Die Gesellschaft würdigte mit der Einladung zur Woolmer Lecture Käs’ Forschungen auf dem Gebiet der Zellbiophysik. Der Wissenschaftler beschäftigt sich seit Jahren mit den physikalischen Eigenschaften von Krebszellen. Seine Forschungen seien ein zentraler Teil des neuen Gebiets „Physics of Cancer“, hieß es. In der Vorlesung berichtete Käs über die von ihm und seiner Arbeitsgruppe entwickelte „Roadmap“ zum lokalen Tumorwachstum. „Das ist eine ‚Straßenkarte‘ zur Orientierung von Chirurgen. Darauf ist zu sehen, wohin der Tumor wächst, denn Krebszellen befallen nur bestimmte Gewebearten. Damit können auch bisher inoperable Tumore operiert werden“, erläutert der Biophysiker. Für ihn sei es ein große Ehre gewesen, die Woolmer Lecture zu halten, betonte Käs.
Eigenes Forschungsprojekt für Nachwuchswissenschaftler
Dr. Chang Yang, chinesischer Nachwuchswissenschaftler am Felix-Bloch-Institut für Festkörperphysik, hat ein Forschungsprojekt eingeworben, das von der DFG in den nächsten drei Jahren mit insgesamt gut 300.000 Euro unterstützt wird. Yang forscht zu Oxynitriden. Das sind Metallverbindungen mit Sauerstoff und Stickstoff als Anionen. Aus ihnen könnten mit Hilfe seiner Forschungen künftig neue photovoltaische Materialien entstehen. Die Gutachter der DFG schätzten seinen Projektvorschlag als zukunftsweisend ein. „Ich fühle mich sehr geehrt und bin dankbar, dass ich diese Förderung von der DFG bekomme. Sie bedeutet für mich einen Neubeginn meiner Forschungsarbeit an der Universität Leipzig“, sagt der junge Physiker.
Dr. Yang hat an der Fudan Universität (China) Physik studiert und 2010 promoviert. Nach einem Postdoc-Aufenthalt in Japan zur Entwicklung neuer Materialien für die Elektronik hat er in den vergangenen drei Jahren an der Universität Leipzig in einem Drittmittelprojekt von Experimentalphysiker Prof. Dr. Marius Grundmann zum Material Kupferiodid gearbeitet. Im Rahmen dieses Projekts hat Yang weltweit führende Kupferiodid-Dünnschichten hergestellt und bahnbrechende Entdeckungen zu deren hoher Leitfähigkeit, großer Transparenz und bester Eignung als Material für Thermoelektrik gemacht. Yangs eigenes Projekt ist ein weiterer Schritt in seine wissenschaftliche Selbständigkeit, wie sie für erfahrene Postdocs auch im neuen Personalentwicklungskonzept der Universität vorgesehen ist.
Deutsch-französisches Projekt Sprache als Archiv
Ari Awagana, Linguist am Institut für Afrikastudien der Universität Leipzig und Camille Lefebvre, Historikerin am Institut des mondes africains (IMAF) in Paris wurden jetzt mit dem interdisziplinären Starting Grant „LANGARCHIV: Language as Archive“ des Europäischen Forschungsrates (ERC) geehrt. Damit ausgestattet, werden sie im Januar 2018 ihre gemeinsamen Forschungen über Hausa- und Kanuri-Manuskripte beginnen.
Diese bisher weitgehend unbeachteten Texte sind bedeutsam als Quellen für die Geschichtsschreibung des Zentralsudans, die im 18. und 19. Jahrhundert von europäischen Sprachforschern sorgfältig datiert und archiviert wurden. Im Projekt geht es darum, diese wertvollen Texte als Material zur Rekonstruktion der Geschichte dieser Region und der Untersuchung seiner Sprachen aufzuarbeiten. Die wichtigsten Ziele des Projekts sind die Analyse eines vordefinierten Korpus von Hausa- und Kanuri-Sprachquellen, die Übersetzung ausgewählter Texte dieses Korpus und die Erstellung neuer empirischer Daten und konzeptioneller Hypothesen für die Erforschung der Geschichte dieser Region des afrikanischen Kontinents im 18. und 19. Jahrhundert. Ari Awagana und Camille Lefebvre, zwei international renommierte Wissenschaftler, sind auf dieses Thema spezialisiert. „Ich freue mich sehr über diese Ehrung. Die Afrika-Studien haben eine lange Tradition an der Universität Leipzig. Ich hoffe, dass ich dadurch meinen kleinen Beitrag leisten werde“, betont Awagana.
Für das Projekt mit einem Gesamtumfang von 1,5 Millionen Euro ist zunächst eine Laufzeit von fünf Jahren vorgesehen. Etwa 300.000 Euro davon gehen direkt an die Universität Leipzig.
ERC Starting Grant für Mathematiker
Ebenfalls mit einem Starting Grant des ERC ausgezeichnet wurde Prof. Dr. Emanuele Nunzio Spadaro vom Mathematischen Institut der Universität Leipzig. Ziel seines Forschungsprojekts „HiCoS: Higher Co-dimension Singularities: minimal surfaces and thin obstacle problems“ ist die analytische Untersuchung der Singularitäten von zwei klassischen mathematischen Problemen: die von Flächen mit minimalem Inhalt und die mit freiem Rand. Dieses Projekt wurde im Mathematischen Institut konzipiert, wo die Mathematische Analysis und die Variationsrechnung besonders starke Forschungsgebiete sind. Ziel dieses Projekts ist die mathematische analytische Untersuchung der Singularitäten, um das Verständnis von verschiedenen geometrischen und physikalischen Problemen zu erhöhen. „Dieser ERC-Starting Grant ist eine Auszeichnung meiner vorherigen mathematischen Forschung, aber hauptsächlich gibt er mir die Möglichkeit, interessante und schwierige mathematische Probleme in Zusammenarbeit mit einer Forschungsgruppe zu untersuchen“, sagt Spadaro.
Mit ERC Starting Grants fördert der Europäische Forschungsrat besonders aussichtsreiche Forschungstalente mit bis zu jeweils 1,5 Millionen Euro über maximal fünf Jahre, um sie in den Jahren nach der Promotion in Europa zu halten und ihre wissenschaftlichen Karriere zu unterstützen. Das Stipendium wird unabhängig von Thema, Nationalität oder Geschlecht vergeben. Einziges Kriterium ist die wissenschaftliche Exzellenz.
Junger Chemiker bekommt Felix-Bloch-Preis
Die Fachgruppe „Magnetische Resonanzspektroskopie“ der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) vergibt den diesjährigen Felix-Bloch-Preis für „besondere Verdienste auf dem Gebiet der Magnetischen Resonanzspektroskopie“ an Dr. Muslim Dvoyashkin vom Institut für Technische Chemie der Universität Leipzig. Die Preisverleihung erfolgte am 25. September im Rahmen ihrer Jahrestagung in Bayreuth. Felix Bloch, nach dem der Preis benannt ist, erhielt 1952 zusammen mit Edward Purcell den Physik-Nobelpreis für die Entdeckung der kernmagnetischen Resonanz. Die Bedeutung dieser Entdeckung ging sehr bald weit über die Grenzen der Physik hinaus, so dass die kernmagnetische Resonanz heute zu einem wichtigen Thema interdisziplinärer Forschung geworden ist. Dies betrifft in besonderem Maße auch die Arbeiten von Muslim Dvoyashkin zur Entwicklung neuartiger Magnetresonanzmethoden bei der Untersuchung dynamischer Prozesse in nanostrukturierten Materialien für die Katalyse, für die er nun mit dem Felix-Bloch-Preis geehrt wird. „Es ist sehr bewegend und ermutigend, diese Anerkennung von der GDCh zu erhalten“, sagt Dvoyashkin.
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