Bis zum Jahr 2050 soll der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung in Deutschland von heute reichlich 30 auf 80 Prozent steigen. Dieser von der Politik geförderte Trend bringt allerdings auch neue Umweltprobleme mit sich: Windräder greifen in die Landschaft und den Lebensraum von Tieren ein, der Anbau der Bioenergieträger Raps und Mais als großflächige Monokulturen beeinträchtigt die Qualität von Grundwasser und Boden.
Der Umweltökonom Dr. Paul Lehmann von der Universität Leipzig erforscht mit seiner neuen Nachwuchsgruppe in den kommenden fünf Jahren diese neuen umweltpolitischen Konflikte und sucht nach Lösungen. Die Forscher arbeiten dabei eng mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig (UFZ) zusammen.
Zum 1. September 2017 startet die Nachwuchsgruppe „Nachhaltiger Ausbau erneuerbarer Energien mit multiplen Umweltwirkungen – Politikstrategien zur Bewältigung ökologischer Zielkonflikte bei der Energiewende“ ihre Arbeit. Sie wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit 1,88 Millionen Euro gefördert. „Wir wollen erforschen, wie der Ausbau der erneuerbaren Energien für die Stromerzeugung in Deutschland umweltverträglich gestaltet werden kann. Dazu analysieren wir, wie sich die Energieträger Windkraft und Biomasse auf die Umwelt und die Kosten der Stromerzeugung auswirken. Wir untersuchen zum Beispiel die Entwicklung von Rotmilan-Populationen in Gebieten mit Windkraftanlagen in Mitteldeutschland und schauen, inwieweit sich der Raps- oder Maisanbau auf das Artenvorkommen in den betreffenden Gebieten auswirkt“, erklärt Lehmann. „Letzlich wollen wir zeigen, wie staatliche Regulierung helfen kann, die Umweltprobleme erneuerbarer Energien in den Griff zu bekommen“.
Die Nachwuchswissenschaftler wollen konkrete, praxistaugliche Vorschläge vorlegen, wie die energie- und umweltpolitischen Instrumente auf regionaler, nationaler und europäischer Ebene entsprechend ausgestaltet und angepasst werden sollten. Zu seiner fünfköpfigen Nachwuchsgruppe, die an die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät angebunden ist, gehören eine Volkswirtin und eine Landschaftsökologin ebenso wie ein Politikwissenschaftler und ein Geograf.
Der Ausbau erneuerbarer Energien belastet die Umwelt, beispielsweise durch die Zerstörung des Lebensraums von Rotmilanen und Fledermäusen, durch Lärmemissionen und Veränderungen des Landschaftsbildes. Die neue Forschergruppe möchte zur Entschärfung dieses umweltpolitischen Zielkonfliktes zwischen Klimaschutz sowie Natur- und Landschaftsschutz beitragen. „Wir wollen konkrete Ideen entwickeln, etwa für die Ausgestaltung der politischen Rahmenbedingungen für die Energiewende. Es könnten beispielsweise Windkraftanlagen an ökologisch sensiblen Stellen weniger gefördert werden als an ökologisch unbedenklicheren Stellen. Auch der staatlich geförderte Austausch älterer Anlagen durch neue, leistungsfähigere ist eine Option“, berichtet Lehmann.
Er war bislang am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig tätig und wird auch künftig intensiv mit den UFZ-Departments Ökonomie, Bioenergie, Naturschutzforschung und Umweltpolitik kooperieren, um deren umweltwissenschaftliches Know-how zu nutzen. Da das Projekt einen starken Fokus auf die Politik legt, hat sich Lehmann Partner wie das Umweltbundesamt, das Bundesamt für Naturschutz sowie den Regionalen Planungsverband Leipzig-Westsachsen ins Boot geholt.
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