Zum 73. Mal jährt sich am 2. August der Tag an dem der Genozid an den Sinti und Roma seinen traurigen Höhepunkt fand. Damals wurde der Abschnitt BIIe im Konzentrationslager Auschwitz geräumt und die 2.897 noch verbliebenen Sinti und Roma in den Gaskammern ermordet. Insgesamt fielen hunderttausende Sinti und Roma den Nazis zum Opfer. Aus Leipzig überlebten nur fünf von 280 Personen die NS-Todesmaschinerie. Die Initiative Leipzig korrektiv ruft vor diesem Hintergrund für den 2. August ab 17 Uhr zum Gedenken am Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma am Schwanenteich in Leipzig auf.

Bis heute ist das Bewusstsein für die leidvolle Geschichte der größten Minderheit Europas und für die eigene Verantwortung in Deutschland jedoch kaum ausgeprägt. Nur ein Indiz dafür ist, dass der 2. August in Deutschland kein offizieller Gedenktag ist. Vom Europäischen Parlament wurde der Tag dagegen vor zwei Jahren als „European Roma Holocaust Memorial Day“ anerkannt.

Dazu Richard Gauch und Juliane Nagel von Leipzig korrektiv: „Wir werden den 2. August auch in diesem Jahr für ein würdiges Gedenken nutzen. Erinnern heißt für uns vor allem Konsequenzen für die Gegenwart zu ziehen. Denn die negativen Zuschreibungen an Sinti und Roma sind allgegenwärtig und bilden auch hierzulande die Basis für Ausgrenzung und Diskriminierung.“

Die aktuelle „Mitte-Studie“, mit der SozialwissenschaftlerInnen seit vielen Jahren Vorurteilsmuster in der deutschen Bevölkerung untersuchen, zeigte erst 2016, dass die Ablehnung von Roma deutlich zugenommen hat. 57,8 % hätten demnach ein Problem damit, wenn Sinti und Roma sich in ihrer Gegend aufhalten würden.

Gleichzeitig hat sich die staatliche Gangart gegen die Angehörigen der Roma-Minderheit mit der immer weiteren Verschärfung der deutschen Asylgesetzgebung verhärtet. Die Erklärung von sechs Westbalkanstaaten zu so genannten „sicheren Herkunftsländern“ verunmöglicht den meisten von ihnen in Deutschland Schutz zu finden. Aus der Mitte unserer Gesellschaft wurden und werden Roma zu tausenden abgeschoben. Oft sind Kinder und Jugendliche betroffen, die hier geboren sind und keinerlei Bezüge zu den Herkunftsstaaten ihrer Eltern haben.

Richard Gauch und Juliane Nagel: „Aus dem nationalsozialistischen Genozid an Sinti und Roma erwächst gerade für Deutschland eine große Verantwortung. Wir fordern eine würdige Erinnerungskultur und die Erklärung des 2. August zum offiziellen Gedenktag. Wir fordern eine Ende der Abschiebungen und stattdessen die Gewährung eines Aufenthaltsrechts für Angehörige der Roma-Minderheit zum Beispiel als Kontingentflüchtlinge.“

Im Rahmen des Gedenkens wird es am 2. August musikalische und Redebeiträge geben. Unter anderem wird Aladar Horvath, der Präsident des ungarischen Roma Parlaments, sprechen.

http://not-illegal.vereine-leipzig.org/index.php/buergerinitiative-leipzig-korrektiv.html

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