Die Weiterdenken – Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen lädt am 15. Juni 2017, 19:00 Uhr zur Veranstaltung: Haben wir Russland provoziert? Innenansichten aus Russland zur russlandpolitischen Debatte in Deutschland. Die Veranstaltung findet im Theater der Jungen Welt, Großer Saal, Leipzig statt.

Über Russland und den richtigen Umgang mit der Politik des russischen Präsidenten Vladimir Putin wird in Deutschland heftig gestritten – bis in den Bundestagswahlkampf hinein. Die einen kritisieren, dass die traditionell engen deutsch-russischen Beziehungen durch einen vermeintlich konfrontativen Kurs gegenüber Russland unnötig gefährdet würden. Sie sehen, dass durch NATO-Ausdehnung, EU-Assoziierung seiner Nachbarländer und überhöhte politisch-moralische Ansprüche des Westens aus Europa herausgedrängt worden sei. Nur durch eine Politik „auf Augenhöhe“ – Nicht-Einmischung in innere Angelegenheiten, Verständnis für Russlands regionale Sicherheitsbedürfnisse und wirtschaftliche Zusammenarbeit ohne Vorbedingungen – könne die angespannte Lage überwunden werden und Europa zurück zu einer nachhaltigen Friedensordnung finden.

Die anderen betonen, dass Russland selbst durch die Annexion der Krim und seine militärische Einmischung im Osten der Ukraine diese Friedensordnung nicht nur infrage gestellt, sondern zerstört habe. Sie sehen einen engen Zusammenhang zwischen einer autoritären Politik im Innern und einer aggressiven Außenpolitik. Im Zusammenspiel mit rechtspopulistischen Parteien und Bewegungen im Westen markiere Russlands Politik eine direkte Bedrohung unserer offenen Gesellschaften Europas, gegen die wir uns unmissverständlich zur Wehr setzen müssten.

Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen lädt russische Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft zu einer öffentlichen Diskussionsveranstaltung ein.

Im Gespräch mit unseren Gästen wollen wir folgenden Fragen nachgehen:

  • Für welches gesellschaftliche, politische und ökonomische Modell steht Wladimir Putins Russland?
  • Welchen Entwicklungsweg verfolgt das Land unter Putin?
  • Wie stark wirkt die oft genannte „Kränkung“ durch „den Westen“ als Motiv für die russische Außen- und Innenpolitik?
  • Wie entwickelt sich – unter den Bedingungen von „Agentengesetz“ und Medienkontrolle – die russische Zivilgesellschaft?
  • Welche Formen internationaler Zusammenarbeit sind nach wie vor möglich und sinnvoll?
  • Und schließlich: Wie sollte deutsche und europäische Politik gegenüber Russland gestaltet werden?

GESPRÄCHE MIT

– Gulya Sultanova
(LGBT-Kinofestival “Side by Side”), Sankt Petersburg

– Nikolai Petrov
(Geograf und Politologe), Moskau

– Alexej Kozlov
(Bürgerrechtler, Gründer und Herausgeber der Internetplattform www.article20.org), Voronezh

MODERATION

Prof. Dr. Stefan Troebst
Universität Leipzig, Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa

15.06.2017 // 19 Uhr
Veranstaltungsort:
Theater der jungen Welt, Großer Saal
Lindenauer Markt 21, 04177 Leipzig

Die Gespräche dieser Reihe werden simultan russisch-deutsch und deutsch-russisch gedolmetscht.

Ein Gesprächsabend von Weiterdenken – Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen.

–  Gulya Sultanova hat sich im Jahr 2008 dem LGBT-Kinofestival “Side by Side” angeschlossen. Sie ist für die Projektarbeit des Kinofestivals zuständig und verantwortet die Koordination des Organisationskomitees, der freiwilligen Helfer und befasst sich zugleich mit der strategischen Ausrichtung und der Entwicklungstaktik des Festivals.

–  Alexej Kozlov, geboren 1975, Bürgerrechtler, Voronesh (Russland)/Berlin. Seit 2007 Gründer und Herausgeber der Internetplattform www.article20.org (Monitoring zur Versammlungsfreiheit in Russland); Mitorganisator zahlreicher Umwelt und Bürgerrechtsinitiativen; Engagement in der Europäischen Grünen Partei. Doktor der Philosophie, seit 2003 Associated Professor; Postdoc ERANET Studien zum Nordkaukasus an der Universität Jena 2014/15; Abschlüsse in Geologie, Soziologie und Politischen Wissenschaften an der Universität Voronesh (bis 1997).

– Nikolai Petrov, Geograf und Politologe, ist Autor und Herausgeber zahlreicher Analysen zur russischen Politik, u.a. zur postsowjetischen Transformation, zur sozioökonomischen und politischen Entwicklung in den Regionen, zum Föderalismus und zu politischen Wahlen in Russland. Seit den 80er Jahren forschte Petrov für namhafte Institutionen, so für das Institut für Geographie der Russischen Akademie der Wissenschaften. Von 1990 bis 1995 war er als Berater des russischen Parlaments, der Regierung und der Präsidentenverwaltung tätig. Zwischen 1997 und 2012 führte er das Programm „Gesellschaft und Regionen“ am Carnegie Center in Moskau. Petrov leitet heute das Zentrum für politisch-geographische Forschung in Moskau und gehört zur Expertengruppe „Europäischer Dialog“.

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