Die Universitätsbibliothek Leipzig erhält den mit 20.000 Euro dotierten nationalen Bibliothekspreis des Deutschen Bibliotheksverbandes e.V. (dbv) und der Deutschen Telekom Stiftung. Er wird am 24. Oktober 2017, dem „Tag der Bibliotheken“, in Leipzig verliehen. Digital autonom, frei zugänglich und innovationsstark – so betiteln die Preisverleiher in ihrer gemeinsamen Presseerklärung die Universitätsbibliothek Leipzig.
Die Auszeichnung „Bibliothek des Jahres“ wird in diesem Jahr zum 18. Mal und zum ersten Mal gemeinsam mit der Telekom Stiftung vergeben. Der Wettbewerb stand diesmal unter dem Motto „Innovationen für die digitale Welt“.
Mit allein 50 Projekten in den vergangenen 15 Jahren arbeitet die Universitätsbibliothek (UB) Leipzig stetig an technologischen Weiterentwicklungen und ist dabei ein wichtiger Partner für andere. Als größte Altbestandsbibliothek in den neuen Bundesländern (und außerhalb Berlins) arbeitet die UB Leipzig beständig an der Erschließung ihrer über Jahrhunderte gewachsenen Bestände – vor allem auch digital.
Rektorin Prof. Dr. Beate Schücking zeigt sich äußerst erfreut über die Auszeichnung: „Unsere Universitätsbibliothek hat diesen Preis durch harte Arbeit ehrlich verdient.“ Die Direktoren der Universitätsbibliothek, Charlotte Bauer und Prof. Dr. Ulrich Johannes Schneider, betonen, dass die Bewerbung eine kollektive Anstrengung der gesamten Bibliothek gewesen sei. Bauer hebt dabei die deutschlandweite Bedeutung des Bereichs Digitale Dienste hervor. Schneider ist begeistert, dass die UB Leipzig unter anderem in Kooperation mit der British Library an modernen Internetpräsentationen ihrer Handschriften arbeitet.
„Die UB Leipzig setzt bei ihren digitalen Innovationen auf Autonomie und Integration. Sie hat sich unabhängig gemacht von Monopolprodukten und treibt mit Open-Source-Technologien Infrastrukturen für die digitale Zeit voran“, sagt Charlotte Bauer.
Ulrich Johannes Schneider ergänzt: „Die Bibliothek folgt dem Leitbild der Universität Leipzig und bildet einen ‚dritten Ort‘ in der Tradition Leipzigs als weltoffene Universitäts- und Handelsstadt. Sie übernimmt Verantwortung und treibt Entwicklungen voran, damit Bibliotheken in der vernetzten Zeit ihre gesellschaftliche Funktion als Wissensträger und Raum der Begegnung und des Austauschs wahrnehmen können.“
Bibliotheken arbeiten vernetzt, heute mehr denn je. Die UB Leipzig beteiligt sich aktiv und teilweise federführend an Kooperationsvorhaben mit anderen Bibliotheken – lokal, regional und international. Dabei setzt sie auf Open-Source-Software und, wo möglich, auf nichtkommerzielle Lösungen. Unterstützung für ihre Entwicklungen erhält die UB Leipzig von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und Wissenschaftsstiftungen,
vom Freistaat Sachsen und über diesen von der Europäischen Union (EU). So laufen aktuell drei große Infrastrukturprojekte gemeinsam mit der Sächsischen Staatsbibliothek – Landes- und Universitätsbibliothek (SLUB), die aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung gefördert werden.
In den vergangenen Jahren hat die UB Leipzig mit EU-Mitteln eine neue technische Infrastruktur geschaffen, die die Bibliothek unabhängig von Monopolprodukten auf dem engen Markt der Bibliothekssoftware macht. Auf Basis von Open-Source-Komponenten und eigenen Weiterentwicklungen sind neu entstanden: „finc“ als Suchmaschine für Bibliotheken, „amsl“ als Software zur Administration von Lizenzen und „adlr.link“ als Plattform für den Fachinformationsdienst der Medien-, Kommunikations- und Filmwissenschaft.
Auch in anderen Bereichen verfolgt die UB Leipzig konsequent neue Technologien, Open-Source-Prinzipien und offene Standards. 2016 wurde beispielsweise mit der systematischen Bereitstellung sogenannter interoperabler Daten zu Digitalisaten auf Basis von Linked Data begonnen. Gegenwärtig werden unter anderem moderne Betrachtungssysteme entwickelt, um die Darstellung von Digitalisaten aus komplett unterschiedlichen Quellen unmittelbar nebeneinander zu ermöglichen und so die Digital Humanities zu fördern.
Einzelstücke wie der Codex Sinaiticus – die älteste Bibel der Welt – haben eigene Websites, so auch der berühmte Papyrus Ebers. Für diese 3.500 Jahre alte, vollständig überlieferte medizinische Schriftrolle ist bei der UNESCO der Titel des Weltdokumentenerbes beantragt.
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