Der Tod eines nahen Angehörigen durch eine Krebserkrankung ist für viele Menschen nur schwer zu verarbeiten. Die Universität Leipzig bietet Betroffenen nun ein internetbasiertes Therapieverfahren an, das sie bei einer langen und intensiven Trauerreaktion begleitet. Über fünf Wochen erhalten die Teilnehmer Schreibaufgaben, die mit einer persönlichen Therapeutin ausgewertet und schriftlich beantwortet werden. Für die Studie können sich Betroffene aktuell noch anmelden.
Krebs gehört weltweit und in Deutschland zu den häufigsten Erkrankungen und Todesursachen. Laut Robert-Koch-Institut erkranken in Deutschland jährlich etwa 40.000 Menschen an einer bösartigen Neubildung des blutbildenden und lymphatischen Systems. Dazu zählen etwa Leukämien, Lymphome und das multiple Myelom, eine bösartige Erkrankung des Knochenmarks. Rund 19.000 Erkrankte sterben jedes Jahr daran. Für nahe Angehörige ist der Tod eines geliebten Menschen oft nur schwer zu verarbeiten. Einige Betroffene bilden gar eine lange und intensive Trauerreaktion aus. „Manchen Menschen gelingt es nur schwer, mit dem Tod eines Angehörigen oder Freundes zurechtzukommen. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass diese Menschen ein erhöhtes Risiko für psychische Erkrankungen, wie zum Beispiel Depressionen oder Angststörungen, aber auch körperliche Erkrankungen aufweisen“, erklärt Prof. Dr. Anette Kersting, Professorin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie an der Universität Leipzig.
Hilfe erhalten Betroffene auch in psychotherapeutischen Beratungen und Behandlungen. Doch die Wartezeiten auf einen Therapieplatz sind lang, die Termine sind schwer in den Alltag einzubinden. Internetbasierte Psychotherapien hingegen sind leichter zugänglich: Patienten können von zuhause aus teilnehmen und Aufgaben des Therapeuten dann erledigen, wenn sie auch wirklich Zeit dafür haben. „Unsere Studien konnten bislang zeigen, dass Internettherapien bei langen, intensiven Trauerreaktionen sehr gut wirksam sind. Sie weisen mit einer ambulanten Psychotherapie vergleichbare Behandlungseffekte auf“, so Prof. Dr. Anette Kersting, Direktorin der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des Universitätsklinikums Leipzig.
Für eine neue Studie zur Internettherapie suchen die Forscher nun Hinterbliebene von Menschen mit einer hämatologischen Krebserkrankung wie Leukämie, Lymphome und multiples Myelom. Betroffene können sich für das internetbasierte Therapieverfahren mittels Schreibaufgaben anmelden und Hilfe erhalten, während das Forscherteam anhand von Fragebögen vor und nach der Behandlung gleichzeitig den Therapieerfolg des Verfahrens ermittelt. „Wir können so Veränderungen in der Intensität der Trauerreaktion aber auch Veränderungen von begleitenden psychischen und körperlichen Beschwerden registrieren“, erklärt Studienleiterin Prof. Dr. Anette Kersting.
Über 100 Versuchsteilnehmer sollen für die Studie zur Internettherapie rekrutiert werden. Die Therapie an sich dauert fünf Wochen. Die Teilnehmer erhalten zweimal in der Woche eine strukturierte Schreibaufgabe, welche sie zu Hause zu einem selbst gewählten Termin erledigen. Innerhalb eines Werktags erhalten sie darauf eine Rückmeldung von ihrer persönlichen Therapeutin zusammen mit einer neuen Schreibaufgabe. Darin geht es zunächst um die eigene Auseinandersetzung mit dem schmerzhaften Erlebnis, um im Anschluss eine neue Perspektive auf den Verlust des Angehörigen gewinnen zu können. So sollen die Betroffenen auch ein stärkeres Gefühl von Kontrolle über ihr eigenes Leben zurückbekommen.
Das Forschungsprojekt wird an der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie in Zusammenarbeit mit der Sektion Psychosoziale Onkologie der Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie sowie der Abteilung für Hämatologie und Internistische Onkologie am Universitätsklinikum Leipzig unter der Leitung von Prof. Dr. Anette Kersting und Prof. Dr. Anja Mehnert durchgeführt. Gefördert wird die Studie von der Deutschen José Carreras Leukämie-Stiftung.
In der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie liegt ein besonderer Schwerpunkt auf der Entwicklung von Internettherapien für spezifische psychosomatische Krankheitsbilder. In der Vergangenheit wurde eine Reihe von Studien zur Internettherapie von traumatischen Verlusten aber auch anderen psychosomatischen Krankheitsbildern, wie beispielsweise Essstörungen, durchgeführt.
Hinweis: Für die Studie „Internetbasierte Trauertherapie für Hinterbliebene von Menschen mit einer hämatologischen Krebserkrankung“ werden noch Versuchsteilnehmer gesucht. Teilnahmeinformationen und weitere Informationen zum Angebot finden Sie hier, zur Anmeldung gelangen Sie hier.
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