Der Entwurf von Ingo Andreas Wolf aus Leipzig ist als Sieger aus dem Realisierungswettbewerb zur Gestaltung des Herzliyaplatzes hervorgegangen. Der zweite Platz geht an Holger Beisitzer aus Berlin für seinen Entwurf „under construction“ und der dritte Platz an Anne Hille aus Starkow/Velgast für „Herzliya streetsigns“. So hat es das Preisgericht auf seiner gestrigen zweiten Sitzung entschieden. 2018 soll der Herzliyaplatz dann entsprechend gestaltet werden.
Der Wettbewerb war auf ein sehr großes Interesse gestoßen. Für die erste Stufe hatten 133 Teilnehmer 110 Entwürfe eingereicht, teilweise in Arbeitsgemeinschaften. 44 Teilnehmer kamen aus dem Freistaat Sachsen, davon 34 aus Leipzig. Ausländische Einreichungen kamen aus 13 Ländern: Argentinien, Bulgarien, Finnland, Frankreich, Israel, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Schweiz, Tschechien, Ukraine und Weißrussland.
Das Preisgericht hatte in einem anonymen Verfahren auf seiner ersten Sitzung im Januar fünf Wettbewerbsbeiträge ausgewählt und zur Weiterentwicklung in der zweiten Stufe empfohlen. Neben den drei Erstplatzierten nahmen Heiko Huennerkopf aus Wertheim und die Arbeitsgemeinschaft Hella Berent und Birgit Bierbaum aus Köln an der zweiten Stufe teil.
Die fünf Entwürfe der zweiten Stufe werden im Rahmen der Jüdischen Woche 2017 im Neuen Rathaus vom 16. bis 30. Juni öffentlich ausgestellt.
Die zweite Sitzung des Preisgerichtes wurde von Prof. Dr. Marcus Köhler vom Institut für Landschaftsarchitektur der TU Dresden geleitet. Außerdem gehörten dem Preisgericht an: die Bürgermeisterin für Kultur der Stadt Leipzig, Dr. Skadi Jennicke, der Kulturattaché der Israelischen Botschaft Berlin, Tsach Saar, die Kuratorin der Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig Julia Schäfer, und die Leipziger Künstlerin Enne Haehnle.
Der Wettbewerb hatte zum Ziel, eine künstlerische Arbeit zu finden, die das Bewusstsein der Bürgerinnen und Bürger Leipzigs für die junge Städtepartnerschaft stärkt. Für die Realisierung stehen insgesamt 50.000 Euro zur Verfügung. Die Federführung des Verfahrens liegt beim Kulturamt der Stadt Leipzig.
Der Wettbewerb fand im Zusammenhang mit der Benennung des Platzes nach Herzliya, der Partnerstadt von Leipzig in Israel, statt. Die deutsch-israelische Städtepartnerschaft besteht seit 2011. Seit dem 6. Juli 2015 trägt die Platzinnenfläche des Kreisverkehrs an der Karl-Tauchnitz-Straße diesen Namen.
Siegerentwurf von Ingo Andreas Wolf
Der Siegerentwurf von Ingo Andreas Wolf sieht vor, die Rasenfläche des Platzes mit unterschiedlich geschnittenen Heckenbanketten als Flächenskulptur zu gestalten. Die dreieckigen Heckenkörper mit Höhen zwischen 0,8 und 1,4 Meter bilden eine fragmentarische Geometrie innerhalb des Rondells.
In der Beschreibung des Entwurfsverfassers heißt es: „In der Aufsicht lässt sich ein leicht verschränkter Sternplatz erkennen und markiert den Ort im Stadtplan und den digitalen Medien (maps) mit symbolischem Bezug auf die Partnerstadt und die (heraus-)fordernde deutsch-israelische Beziehung in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft: Störung, Wachstum, Pflege etc. sind gleichermaßen konstituierende Aspekte.“
Das Preisgericht lobt bei dem Entwurf die konsequente und zugleich skizzenhaft-lockere Gestaltung des gesamten Platzes, die ihm ein positives visuelles Bild verleiht. Hervorgehoben wird die Erfahrbarkeit der Platzgestaltung mittels digitaler Medien, die somit auch die Wahrnehmung des Platzes in der Partnerstadt Herzliya in zeitgemäßer Art und Weise ermöglicht. Zudem wird das Wachstum und die dauerhaft notwendige Pflege der Heckenpflanzung als sinnhaftes Symbol der Städtepartnerschaft begriffen und gewürdigt. Die Gestaltung des Platzes mit den Hecken in ihren unterschiedlichen Dimensionierungen wird beim Umfahren des Kreisels oder beim Umlaufen auf den Fußwegen am Park immer andere perspektivische Durchblicke erlauben.
Zugleich respektiert der Entwurf die bestehende Gestaltung der angrenzenden Parklandschaft und deren Sichtachsen auf selbstverständliche Art. Ideell nimmt der Entwurf auch Parallelen der ursprünglichen Gestaltung des Rondells des damaligen König-Albert-Parks vom Beginn des 20. Jahrhunderts auf. Der Entwurf trägt keinen Titel.
Der Kulturattaché Tsach Saar der Israelischen Botschaft in Berlin, der im Preisgericht mitwirkte, äußert zu dem Siegerentwurf: „Mit dem ausgewählten Entwurf verhält es sich so, wie mit den deutsch-israelischen Beziehungen, beides muss gehegt und gepflegt werden. Der Entwurf stellt zudem einen Bezug zwischen dem Wappen von Herzliya und der Erneuerung und Blüte als bestimmenden Geist der Stadt Leipzig her.“
2. Platz „under construction“ von Holger Beisitzer
Im Entwurf des zweiten Platzes mit dem Titel „under construction“ von Holger Beisitzer werden die beiden Städtenamen aus gebräuchlichen Gerüststangen ausgebildet. Die vier Meter hohen verschiedenfarbigen Schriftzüge HERZLIYA und LEIPZIG, Rücken an Rücken aufgestellt, stehen auf einem drei Meter hohen Sichtbetonsockel. In der Beschreibung des Entwurfsverfassers heißt es: „Städtepartnerschaften benötigen wie alle Partnerschaften zum Erfolg gegenseitige Anerkennung, Unterstützung, Kommunikation. Diese Herausforderungen gilt es in ein Bild zu übertragen“.
Das Preisgericht begrüßt bei diesem Entwurf die moderne erfrischende Ästhetik, wie zugleich die starke skulpturale Präsenz. Auch die entwickelte Typografie der Buchstaben wird gelobt. Die Ausbildung der Städtenamen aus Gerüstelementen symbolisiert sinnfällig den nie abzuschließenden Prozess des Auf- und Ausbaues, den eine lebendige Städtepartnerschaft benötigt. Zudem ergeben sich beim Umfahren des Kreisverkehrs verschiedene Ansichten, aus denen sich das Gesamtbild – die beiden Städtenamen – erst auf den zweiten oder sogar dritten Blick erschließt.
3. Platz „Herzliya streetsigns“ von Anne Hille
Der drittplatzierte Entwurf von Anne Hille mit dem Titel „Herzliya streetsigns“ verfolgt einen stark partizipativen Ansatz. Die Künstlerin schlägt vor, in einer Bürgerbefragung in Herzliya Antworten zu den Fragestellungen „Welche Straßen benutzen Sie besonders häufig im Alltag?“ und „Welche Straße verbinden Sie mit einem besonderen Erlebnis/ einer besonderen Erinnerung in Ihrem Leben? Bitte erzählen Sie uns die Geschichte dazu!“ ca. 25 Straßennamen (die am häufigsten genannten) zu ermitteln. Diese Straßennamen sollen auf Schildern mit hebräischer und lateinischer Schrift auf dem gesamten Platz verteilt werden.
In einer zweiten virtuellen Ebene soll die dokumentierte Befragung mit Texten, Fotos und Videos im Internet abrufbar bereitgestellt werden. Das Preisgericht lobt den Partizipationsaspekt und die Erfahrbarkeit von Lebensgeschichten aus der fernen Partnerstadt mit zeitgemäßen Möglichkeiten und die starke Präsenz der Schilder auf dem Herzliyaplatz. Nur durch gemeinsame Erfahrungen und einen Austausch kann die Städtepartnerschaft lebendig sein.
In eigener Sache: Lokaler Journalismus in Leipzig sucht Unterstützer
In eigener Sache (Stand Mai 2017): 450 Freikäufer und weiter gehts
Keine Kommentare bisher